Text und Fotos. Ivana Tamai
Follina (Treviso) – Am Fuße der Voralpen von Belluno, in einem Gebiet reich an alten Dörfern, Weinbergen und hervorragenden Speisen und Weinen, liegt die Abtei Santa Maria di Follina, die vor über zwölf Jahrhunderten von einer kleinen Gruppe Benediktinermönche gegründet wurde. Die Abtei wurde Anfang des 14. Jahrhunderts mit dem Bau der Basilika erweitert. Hier erzählen die Mauern viele Jahrhunderte Geschichte und Spiritualität, die von Gebet und Arbeit geprägt sind. Nach den Benediktinern wirkten hier im Laufe der Zeit die Zisterzienser (ab Mitte des 12. Jahrhunderts) und dann die Kamaldulenser, die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hier lebten und zwei Jahrhunderte lang die Basilika mit wertvollen Werken der sakralen Kunst bereicherten. Der Kreuzgang stammt aus dem Jahre 1268 und ist das Herz der Abtei. Es bietet den Besuchern die Gelegenheit, einen stillen Spaziergang entlang der Sandsteinkolonnade mit ungewöhnlich unterschiedlichen Säulen zu unternehmen. Hinter dem Kreuzgang befindet sich das älteste Element der Abteianlage: der Glockenturm mit quadratischem Grundriss im romanischen Stil.
Beim Betreten der Basilika, umhüllt vom Echo des gregorianischen Chorals, tauche ich in ein mystisches Halbdunkel ein, das nur durch den goldenen Glanz des großen hölzernen Flügelaltars unterbrochen wird. Im neugotischen Stil wurde er 1921 von venezianischen Handwerkern nach dem Vorbild der goldenen Kapelle San Zaccaria in Venedig erbaut. In der Mitte blicke ich auf die berühmte Sandsteinstatue der Madonna del Sacro Calice (wahrscheinlich aus dem 6. Jahrhundert n. Chr.), die von den Benediktinern am Pfingsttag gefunden wurde und zum Objekt der Verehrung und zum Ziel der Wallfahrten von Gläubigen aus den Tälern der Umgebung geworden ist.
Umhüllt von dieser magischen mittelalterlichen Atmosphäre, schweift der Blick über die drei mit grauem Stein geschmückten Kirchenschiffe und ruht auf dem Fresko der Madonna mit Kind zwischen zwei Heiligen aus dem 16. Jahrhundert. Die Dekorationen sind einfach: Säulen mit Kapitellen, Fresken-Bänder mit floralen oder heiligen Themen, geometrische Dekorationen aus grauem Stein: Alles ist wesentlich und streng im authentischen romanischen Stil, der samt den vier gotischen Fenstern, im Spiel mit Licht und Schatten, eine stimmungsvolle Atmosphäre kreiert. Die perfekte Akustik macht den Raum zu einem idealen Ort für Musik: Zahlreiche Konzerte des klassischen Repertoires werden von verschiedene Musikinstitutionen in der Stiftsanlage veranstaltet. Eines der meist erwarteten, jährlichen Konzerte ist das mit Uto Ughi und den Filarmonici di Roma am 25. November.
Dank der Arbeit der Zisterziensermönche entwickelte sich aus Follina ein florierender Textilsektor, der sich auf die Verarbeitung von Wolle zu Filzstoffen spezialisierte, um sie wärmer, widerstandsfähiger und wasserdichter zu machen. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts setzt die ehemalige Wollfabrik Andretta die mittelalterliche Tradition des „Walkens“ von Wolle fort. Ein Beispiel für Industriearchäologie, die besichtigt werden kann, um mehr über die Geschichte des Dorfes zu erfahren.
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