Verona (TidPress) – In den bergigen Gegenden östlich des Gardasees wohnt die südlichste deutschsprachige Minderheit, deren Herkunft aber nicht geklärt ist. Eine Legende besagt, die heutigen Zimbern würden auf Reste der im Jahre 102/101 v.Chr. vom römischen Konsul Marius vernichteten nordeuropäischen Wandervölker zurückgehen. Andere Forscher sprechen von gotischen oder langobardischen Siedlern. Wahrscheinlicher ist eine Einwanderung im 11.-13. Jahrhundert von „Zimberen“, d.h. von Bergknappen, Waldarbeitern und Bauern aus Altbayern, deren urtümliche Sprache in einigen Orten des Trentino sowie in den „13 Gemeinden“ der Provinz Verona und den „7 Gemeinden“ der Provinz Vicenza teilweise noch gesprochen wird. Im 14./15. Jahrhundert erhielten die in den Monti Lessini nördlich von Verona ansässigen „13 Gemeinden“ eine autonome Verwaltung, die erst 1797 mit der Zerstörung der Seerepublik Venedig durch Napoleon ihr Ende fand. Durch Auswanderung aus der armen Gegend und durch die Frontlinie des 1. Weltkriegs wurde die zimbrische Bevölkerung dezimiert.
 Ein Trombino wird geladen  |
 Prosit mit einem Glas Durello |
Die Pistonieri dell’Abbazia, die Böllerschützen von Badia Calavena, dem Hauptort der „13 Gemeinden“, pflegen mit großem Vergnügen die Tradition des Böllerschießens. Das Schießgerät, genannt Trombino, das wegen seines gewaltigen Rückschlags individuell an jeden Schützen angepasst werden muss, kommt an Volksfesten, hohen Feiertagen, bei Hochzeiten und anderen Festivitäten zum Einsatz. Die Vorderlader von beeindruckendem Kaliber werden mit Schwarzpulver geladen; dann wird die Ladung mit Papier verstopft, das wuchtige Schläge mit einem Holzhammer verdichten. Der Schuss erfolgt nicht in die Luft, sondern der Schütze zielt auf den Boden vor seinem linken, mit einer Polsterung geschützten Bein. Wenn sich der Schuss löst, dreht sich der Trombino, angetrieben durch die Wucht des Rückschlags, um sich selbst. Gewaltigen Eindruck macht nicht nur der Knall des Böllers, sondern auch der reichliche Pulverdampf.
Nach geglückter Schießübung bedarf es einer kräftigen Mahlzeit, die z.B. in der Enoteca von Roncà serviert wird. Dabei dürfen die typischen Produkte der Lessinia nicht fehlen: die Soppressa (eine luftgetrocknete Salami), Polenta, Käse wie Monte Veronese, Grana Padano und Provolone sowie haltbares, bei niedriger Temperatur mehr getrocknetes als gebackenes Weißbrot. Der Wein der Monti Lessini ist der Durello. Mit den Böllerschützen habe ich genussvoll einen spritzigen Durello Spumante von strohgelber Farbe und fruchtigem Duft getrunken.
Eine beachtenswerte Initiative, um der Entvölkerung der kargen Berge der Lessinia entgegenzuwirken, Arbeitsplätze zu schaffen und gleichzeitig die besonders aromatische Pflanzenwelt zu nutzen, ist der Erbecedario von Sprea di Badia Cavalene. Das Zentrum umfasst eine Drogerie mit Salben und Tinkturen aus den Heilkräutern der Lessinia, sodann einen Wellness-Bereich mit Kneipp- und anderen Anwendungen sowie ein Restaurant mit biologischen und typischen Speisen der Lessinia. Weiterhin werden geführte Wanderungen angeboten, die Erholung und Meditation in der Weite der einsamen Bergwelt versprechen.
Info:
www.cimbri.org
Ein Sprachkurs in Zimbrisch von Remigius Geiser findet sich unter
http://titus.uni-frankfurt.de/didact/zimbr/cimbrian.htm
I Pistonieri dell’Abbazia
Via Pergari 22, 37030 Badia Calavena
Tel. +39-045 7810546
Ristorante Enoteca di Roncà
Piazza Marconi 7, 37030 Roncà
Tel./Fax +39-045 6545414
www.enotecadironaca.it
Durello in unterschiedlicher Typologie keltert:
Azienda Marcato
Via Prandi 10, 37030 Roncà
Tel. +39-0457460070
marcato@marcatovini.it
www.marcatovini.it
Soppressa ist zu beziehen bei:
Salumificio dei Castelli
Strada del Capitello 11/13/15, 36075 Montecchio Maggiore
Tel. +39-0444 492627
info@salumificiodeicastelli.it
www.salumificiodeicastelli.it
Käserei:
Caseificio Albiero
Via Ponte Cocco 10, 36050 Monorso Vic.
Tel. +39-0444 437258
info@albiero.it
www.albiero.it
Erbecedario
Piazza Don Luigi Zocca 2, 37030 Sprea di Badia Calavena
Tel. +30-045 6510024
www.albiero.it
20.12.2008
 Drei antike Trombini |
 Hammerschläge verdichten die Ladung |