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ReisewegeGrüner Tourismus rund um den Vulkansee

Text und Fotos: Cora Ebeling


 Der Bolsenasee in der Region Latium ist ein ideales Reiseziel für Badeurlauber, Kulturfans und Feinschmecker und bietet alles, was ein Urlauberherz begehrt

Marta (TidPress) – Wer einen Urlaub in der Tuscia, der Provinz von Viterbo nördlich von Rom verbringt, sollte unbedingt einen Abstecher zum Bolsenasee machen.
Das etwa 300.000 Jahre alte Gewässer ist mit seinen 43 km Umfang und ca. 80 m Durchschnittstiefe der größte Vulkansee Europas und einer der fünf größten Seen Italiens.
Er ist in eine bezaubernde Hügellandschaft eingebettet, die im Norden an Umbrien und Toskana grenzt, und ein echter Geheimtipp für Urlauber.
Der Bolsenasee gilt als Segel- und Surfparadies, wo ein ständiges Lüftchen weht und Sonne, Sandstrand und glasklares Wasser von Mai bis Oktober zum Baden einladen.
Es heißt, er habe sogar Trinkwasserqualität, was heutzutage nur noch selten zu finden ist.
Seit über zehn Jahren besteht außerdem ein striktes Bauverbot in Ufernähe, so dass der Strand praktisch überall zugänglich ist und eine noch weitgehend unberührte Natur bietet.
Die Umgebung des Sees kann man durch Wanderungen und Radtouren erkunden und dabei auch die ausgedehnten Weinbaugebiete besichtigen, die ausgezeichnete Qualitätsweine vom Kaliber Est! Est! Est!, Aleatico di Gradoli und Cannaiola hervorbringen.

Blick auf den See und die Insel Bisentina

Blick auf die Altstadt und die Insel Martana

In der Mitte des Sees befinden sich zwei Inseln, die Isola Bisentina und die Isola Martana.
Auf der Isola Bisentina zeugen historische Gebäude von dem jahrhundertelangen Besitz der Farnese-Familie und der Sommerresidenz vieler Päpste.
Die Isola Martana hingegen ist unbebaut, hier wurde im Jahre 535 n.Chr. die ostgotische Königin Amalasuntha von ihrem Cousin und Mitregenten Theodahad gefangen gehalten und schließlich ermordet.

Die bedeutendsten Orte rund um den See sind Bolsena, Montefiascone, Capodimonte und Marta.
Die ersten Urkunden, die das Bestehen des malerischen Städtchens Marta am südlichen Ufer mit seinen gemütlichen Häusern aus Tuffstein und verwinkelten Gassen bezeugen, stammen aus dem Jahr 726 n.Chr.
Der Ort kam später unter die Herrschaft der Adelsfamilien Orsini und Farnese und wurde 1537 in das Herzogtum Castro eingegliedert, das Papst Paul III, der aus dieser Gegend stammte, einem seiner Söhne einrichtete. Bis zur Einheit Italiens blieb es im Besitz des Heiligen Stuhls, um schließlich 1927 der Provinz von Viterbo zugeordnet zu werden.

Die Einwohner Martas sind recht feierfreudige Leute.
Das wichtigste Fest ist die „Festa della Madonna del Monte“, auch „Barabbata“ genannt, das Mitte Mai stattfindet und viele Schaulustige von außerhalb anlockt. Ein Folklorefest, das heidnische Ursprünge hat, später aber eine religiöse Bedeutung annahm.
Bei Sonnenaufgang, der mit Trommelschlägen und Glockenläuten begrüßt wird, werden Produkte der frühen Ernte und des Fischfangs in einer Prozession vom See bis zur Kirche Madonna del Monte als Gaben gebracht. Den ganzen Tag lang wird mit Musik, Tanz und natürlich kulinarischen Köstlichkeiten gefeiert.
Das Fest der Schutzheiligen Marta findet hingegen Ende Juli statt, das am Vorabend mit einem Korso von erleuchteten Booten auf dem See anfängt, die die Statue der Heiligen zur Schau stellen, und am nächsten Abend mit einem großen Feuerwerk endet. Während des ganzen Sommers gibt es einen abwechslungsreichen Veranstaltungskalender mit Konzerten, Theatervorstellungen, gastronomischen Festen, Ausstellungen und Antiquitätenmärkten.
Wer möchte, kann außerdem an Führungen zu den Sehenswürdigkeiten des Ortes teilnehmen.

Der gleichnamige Fluss Marta, der vom Bolsenasee ins Tyrrhenische Meer fließt, ist reich an Aalen, die früher bis in die Sargassosee zum Laichen schwammen.
Schon Strabo und Apicius rühmten in ihren Schriften die Köstlichkeit der dortigen Aale und es
wird überliefert, dass auch der französische Papst Martin IV (1281-85) sie über alles liebte.
So sehr, dass er sich daran überaß und schließlich an einer Verdauungsstörung starb.
Deswegen wurde er in Dantes Göttlicher Komödie zu den Maßlosen ins Fegefeuer verbannt.

An der Stelle des Flusses, wo bereits die Etrusker sich mit Geschick ihren Festschmaus fingen, wurde im Mittelalter eine Art Schleuse mit Fallgitter gebaut, die als Falle für die durchschwimmenden Aale diente. Ein einzigartiges System, das im Volksmund „Cannara“ genannt wird. Es wurde bis zum zweiten Weltkrieg benutzt, um dann durch modernere Nylonnetze ersetzt zu werden.
Diese Brückenkonstruktion ist bis heute noch erhalten geblieben und kann besichtigt werden. Ein Ehepaar aus der Toskana hat vor 30 Jahren das Grundstück rundherum mitsamt der Anlage gekauft, um es vor dem Verfall zu retten. Durch liebevolle Pflege haben sie das Anwesen wieder instand gesetzt, so dass es heute eine herrliche Grünanlage geworden ist, die auch Gästezimmer zur Verfügung stellt.

Die Orte um den Bolsenasee sind insgesamt wegen ihrer Fischspezialitäten und guten Weine bekannt. In einigen Restaurants wird in der Hochsaison ein „Menu Farnesiano“ angeboten mit typischen Gerichten der Küche aus Zeiten der Renaissance.
Außer Aalen werden auch andere Süßwasserfische aus Fluss und See sehr geschätzt, wie Flussbarsche, Hechte, Schleien, Blaufelchen und Forellen.
Das typischste Fischgericht in dieser Gegend ist die „Sbroscia“, eine Fischsuppe mit verschiedenen Fischarten, die mit Kartoffeln, Zwiebeln und Minze gekocht und mit Olivenöl, Salz und scharfen Paprikaschoten gewürzt wird.

Aber nicht nur Feinschmecker kommen in dieser Gegend auf ihre Kosten, sondern auch Naturliebhaber, Badefans sowie kulturell und historisch interessierte Urlauber.
Der Bolsenasee ist im Gegensatz zu anderen Seen bis heute noch vom Massentourismus verschont geblieben und ein führendes Beispiel für grünen und sanften Tourismus in Italien.

Info

Il giardino della Cannara
Geöffnet von Mai bis September Do, Sa u. So
Tel. +39 0761 872121
www.lacannara.it
www.lagodibolsena.org
www.provincia.vt.it

15.04.2009

Das antike Aalfangsystem Cannara

Mirella u.Massimo Faggiani
Besitzer der Giardini della Cannara

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