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MuseenLivias Garten

Text und Fotos:Paolo Gianfelici



 Im Palazzo Massimo (Rom) sind Granatäpfel und wilde Veilchen auf dem ältesten Beispiel von Gartenmalerei zu sehen

Rom (TidPress) – Die Fresken aus einem zur Hälfte unter der Erde liegenden Raum der Villa Livia befinden sich heute im Museo Nazionale Romano (Palazzo Massimo). Sie sind das älteste Beispiel eines Bilderzyklus längs der vier Wände eines Zimmers. Livia Drusilla, verheiratet im Jahre 38 v. Chr. mit Oktavian, dem späteren Kaiser Augustus, hatte in ihrer Villa an der Via Flaminia einen großen, zur Hälfte unterirdischen Raum errichten lassen, um dort einen Ort zu haben, wohin man sich während der Sommerhitze flüchten konnte. Die Fresken (aus den Jahren 30-20 v. Chr.) stellen einen von einem Lattenzaum und einer Marmorbrüstung geschützten Garten dar, der sich perspektivisch in die Tiefe öffnet.

Die Statue von Augustus

Der Garten der Livia

Der Bilderzyklus zeigt Dutzende gemalter Bäume und Büsche. Sie reichen von immergrünen Arten (Dattelpalme, Steineiche, Myrte, Lorbeer, Oleander, Schneeball) zu Bäumen, die ihre Blätter abwerfen (Quitte, Sommereiche, Granatapfel), und zu den Pflanzen und Blumen (von der Iris zur hundertblättrigen Rose, vom Schlafmohn zum wilden Veilchen).

Das Ergebnis ist ein fantastischer, üppig wuchernder Orient-Garten mit zahlreichen Zierpflanzen und Obstbäumen, von denen enorme Granatäpfel herunterhängen. Die Vögel fliegen im Himmelsblau und lassen sich auf den Zweigen nieder. Alles vermittelt den Eindruck einer großen Vitalität, weswegen man in diesem Garten eine Herausforderung oder eine Hoffnung auf Unsterblichkeit gesehen hat.

Dies gilt auch für die Feldarbeit-Szenen, die auf die Wände eines im Erdgeschoss des Museums rekonstruierten Kolumbariums gemalt sind. Oder für die Vögelchen, die zwischen den Nischen hin und her fliegen, um denjenigen Leben zu bringen, die es verloren haben. Der Sinn des Lebens der Menschen aller Zeiten besteht in den kleinen Mühseligkeiten des Alltags, im Gesang der Vögel oder im Duft einer Blume.

Der zum Museo Nazionale Romano gehörige Palazzo Massimo verdient einen Besuch allein schon wegen der Statue der Tochter Niobes, der mythischen Königin von Theben. Sie sind bezaubernd schön; die Gesichtszüge des leidenden Antlitzes gleichen denen einer jungen Frau von heute. Das runde Gesicht ist voller Grazie, was ihm, im Gegensatz zu den unterkühlten Schönheiten der Klassik, eine große Menschlichkeit und Lebensechtheit verleiht. Das Mädchen wurde an der Schulter von einem Pfeil getroffen; überrascht und leidend hält sie die Hände an die Lenden und beugt dabei sanft ein Knie.

Das griechische Original aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. wurde Jahrhunderte später in Rom in den Horti Sallustiani, der Residenz von Kaiser Vespasian (69-79 n. Chr.) aufgestellt, woran dieses Jahr eine große Ausstellung im Colosseum und auf dem Forum Romanum anläßlich des 2000-jährigen Jubiläums der Entstehung erinnert.

Neben den zahlreichen Steinskulpturen im Museum ist eine Bronzestatue von besonderem Interesse. Sie wird als „Der sogenannte Hellenistische Fürst“ bezeichnet. In Wirklichkeit handelt es sich aber nicht um eine griechische Statue aus hellenistischer Zeit. Sie wurde bestimmt in Rom nach einer Kopie des Rumpfs angefertigt, jedoch nicht das Gesicht, das zwar die klassischen Züge eines griechischen Fürsten trägt, die aber unverwechselbar denen eines italischen römischen Bürgers gleichen.

Info:
www.archeoroma.beniculturali.it

Übersetzung: Richard Brütting

26.04.2009

Die Statue der Tochter Niobes

Der sogenannte Hellenistische Fürst
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