Trapani (Tid Press) – „Die Reinheit der Konturen, die Weichheit des Ganzen, das Auseinanderweichen der Töne, die Harmonie von Himmel, Meer und Erde. Wer es gesehen hat, der hat es auf sein Leben“. So leidenschaftlich beschreibt der junge Reisende aus Weimar Sizilien im April 1787, als sein Schiff den Hafen anläuft.
Da Süditalien zu jener Zeit sicher noch nicht zu den Reisezielen des Grand Tour gehörte, wurde der Dichterfürst tatsächlich zum entzückten Wegbereiter: Sonne, Wind, Zitronen, Orangenblüten, Oliven, eine Landschaft, die immer authentisch bleibt.
Olivenbaum und Weinberge/ TidPress
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Auch heute noch kommt uns eine liebliche, entzückende Landschaft entgegen, wenn wir uns der Gegend von Trapani nähern: Weinberge, Olivenhaine und Zitrusplantagen bekleiden Täler und sanfte Hügel.
An der Küste gegenüber den Inseln von Levanzo, Favignana und Marettimo, ragt der Monte Erice zum Himmel, auf dessen Spitze sich der gleichnamige Ort aus vorchristlicher Zeit befindet.
Sizilien strömt einen intensiven Duft aus und evoziert gleichzeitig Gemälde der Macchiaioli, wie sie die Natur unmittelbar wiedergaben: die Farben des fruchtbaren Bodens, der Bougainvilleen, der Apfelsinen, der Kakteen, der Agaven und vieles mehr.
Aber Sizilien überrascht uns immer wieder, denn es ist nicht nur reich an Bodenschätzen, sondern auch an großzügigen Menschen, die an ihrem Land hängen und es modern und dynamisch wollen. Es ist die Geschichte der Wein- und Ölbauern, die seit den letzten Jahrzehnten den Weinbau erschließen, indem sie hervorragende Weine durch hoch entwickelte Technologie produzieren. „In Berlin wurde ein Magnum von unserem Wein zu 400 € verkauft!“, erzählt Frau Roberta, eine Weinproduzentin, mit stolzgeschwellter Brust, aber gleichzeitig selbst ein bisschen überrascht, denn die Geschäfte gehen eigene Wege, die oft von Mode und Vermarktung abhängig sind. Früher wurden die von nimmermüder Sonne vollen Weintrauben hauptsächlich zum Verschneiden gebraucht, heute, da der selbst hergestellte Wein durch die Kehle rinnt, haben sich die sizilianischen Hersteller der Gegend Trapani zusammengeschlossen, um eine gewisse Bekanntheit zu erzielen, und daraus ist „die Straße des Weines Erice Doc (Wein mit kontrollierter Herkunftsbezeichnung)“ entstanden, welche Kultur, feine Kochkunst und natürlich Önologie unter dem Vorzeichen der so genannten blauen Industrie, d.h. des Tourismus, vereint.
Ein anderes von Qualität zeugendes Produkt kommt auf den Markt: das Olivenöl.
Der aus Kleinasien und Syrien kommende Olivenbaum wurde in Sizilien durch die Griechen bekannt und ist heute als grundlegendes Element für die typische Küche selbstverständlich. Eine kulturelle Besichtigung allein der Gegend von Trapani stellt eine unendliche Quelle an Archäologie, Kunst und Geschichte dar – man denke an Schätze wie die vom 6. Jh. v. Chr. datierte Statue “Junger Mann mit Tunika”, die im Museum von Mozia, einer phönizische Kolonie, zu besichtigen ist, oder an den Tempel von Segesta, Territorium der Elymer, d.h. der eingeborenen sizilianischen, angeblich aus der zerstörten Stadt Troja geflüchteten Bevölkerung, oder an die Rivalenstadt von Selinunte, eine von griechischen Siedlern im Jahre 650 v. Chr. gegründete Kolonie, heute eine der beeindruckendsten archäologischen Ausgrabungsstätte Italiens. Zudem wünschen uns der wohlriechende rote Knoblauch aus Nubia und das knusprig duftende Brot aus Castelvetrano wohl zu speisen, sowie das grobe, per Hand gesammelte Salz aus den Salinen von Trapani und Paceco, welches verschiede Aromen, wie Wacholderbeeren-, Orangen- oder Salbeiduft enthält. Und nicht zuletzt die wild wachsende Petersilie, daher der Name Selinon, Selinunte, die unentbehrlich ist für das typische Gericht „Spaghetti alle Vongole“ (Nudeln in scharfer Venusmuschelsoße) und das würzige Nocellara aus dem Belice Gebiet, ein schmackhaftes Olivenöl der feinsten Produktion.
„Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn, Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn, Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht“. Ein Land, wo Geschichte, Legende und Geschmack zusammenwachsen für feine Gourmets des abstrakten und konkreten Denkens!
Info:
www.leviedeisapori.it
20.12.2009
Castelvetrano Brot mit Sesamsamen/ Foto C.P. |
Cassata siciliana/ Foto C.P. |