Viterbo (TidPress) – Machen wir zunächst einen Besuch im Stadtmuseum (Museo Civico; es ist 2005 teilweise eingestürzt): Gleich am Eingang sieht man die kuriosen Falsifikate des Dominikanermönchs Annio von Viterbo, der zur Zeit von Papst Alexander VI. Borgia archäologische Fundstücke selbst „hergestellt“ hatte, um seine phantasievollen Theorien von der uralten Entstehung und Bedeutung der Hauptstadt Tusziens mit angeblich von ihm entdeckten Antiquitäten zu untermauern. Die Sammlung des Annio von Viterbo bildete immerhin den Grundstock eines der ersten öffentlich zugänglichen Museen.
Neben etruskischen Sarkophagen mit Skulpturen der Verstorbenen und Funden aus der Römerzeit kann man jetzt die Madonna des Vitale da Bologna bewundern, deren Jesuskind sich den frommen Stiftern zuwendet, ohne seine Mutter anzublicken! Wegen ihrer unendlichen Farbschattierungen betrachtet man die Pietà des Sebastiano del Piombo als ein Meisterwerk des 16. Jahrhunderts. Dies gilt auch für eine Geißelung Jesu aus der gleichen Zeit. Bemerkenswert sind 56 Entwürfe für den 30 m hohen und vier Tonnen schweren, kunstvollen Turm („Macchina“), der anlässlich des Fests der Heiligen Rosa (3. September) nach Jahrhunderte altem Brauch von etwa hundert Männern durch die Stadt getragen wird. – Wenn wenige Besucher im Museum sind, dann zeigt einem vielleicht der sachkundige, freundliche Museumswärter noch manche verborgene Sehenswürdigkeit, so die Michelangelo zugeschriebenen Skizzen auf der Rückseite eines Gemäldes.
Foto: R. Brütting |
Aussenfassade des Palazzo Comunale/ C. Ebeling |
Wie schon das Stadtmuseum steht auch das reich ausgestattete Etruskische Nationalmuseum in der Rocca Albornoz mit der Familie Rossi Danielli in enger Verbindung: Luigi Rossi Danielli (1870-1909), der Urgroßvater des jetzigen Besitzers der gleichnamigen Villa nahe bei Viterbo, war nämlich entscheidend an den Ausgrabungen der etwa 10 km von Viterbo entfernten etruskisch-römischen Stadt Ferento und ihres Amphitheaters beteiligt. Seine Sammlungen hat Luigi Rossi Danielli den beiden Museen seiner Heimatstadt übereignet, so die in Ferento entdeckten überlebensgroßen Marmorstatuen der sieben Musen, die jetzt die Glanzstücke des Nationalmuseums sind. Hinzu kommt eine Marmorkopie des „Pothos“ („Liebendes Verlangen“), dessen Original der griechische Bildhauer Skopas (4. Jahrhundert v. Chr.) geschaffen hatte.
Besondere Bedeutung kommt den Funden zu, die sich auf den Alltag und den Hausbau der Etrusker beziehen. Während deren Leben lange Zeit nur aus Grabbeigaben in Nekropolen bekannt war, ließen die Ausgrabungen vor allem in San Giovenale und Acquarossa, an denen u.a. der schwedische König Gustav VI. Adolf teilgenommen hat, auch die architektonischen Aspekte der Kultur dieses geheimnisvollen Volks lebendig werden. Dem Besucher fallen vor allem die kunstvollen Verzierungen der Dächer etruskischer Häuser ins Auge. Häufig sind die Stirnziegeln (Antefixe) mit Menschen- oder Tierköpfen ornamental gestaltet. Im Saal der „Biga“ befindet sich schließlich ein etruskischer Streitwagen, der nach aufwändiger Bergung mittels einer Gipshülle maßstabgetreu mitsamt seinen Radlagern rekonstruiert werden konnte.
Zum Schluss noch ein Geheimtipp für den kleinen Hunger bei einem Ausflug nach Viterbo: An der pittoresken Piazza del Gesù kann man in der Weinstube „Sub Rosa“ von feinen Käsesorten, Schinken, Salami und auch warmen Speisen naschen und dabei einen der hervorragenden Weine der Region probieren.
Info:
Museo Civico
Piazza Francesco Crispi, 2
I – 01100 Viterbo
Tel.: +39-0761 348275/276
museocivico@comune.viterbo.it
www.comune.viterbo.it
Museo Nazionale Etrusco
Piazza della Rocca, 21 B
I – 01100 Viterbo
Tel./Fax: +39-0761 325929
Sba-em.roccaalbornoz@beniculturali.it
Relais Il Merlano
Tenuta di Ferento
Via Roma, 5
I – 01100 Viterbo
Tel.: +39-0761 228082
E-Mail: rentals@tenutadiferento.com
www.tenutadiferento.com
10.03.2010