Text und Fotos: Paolo Gianfelici
Erster Tag
20.00 Uhr – Aperitif und Abendessen auf der Terrasse des Grand Hotel Excelsior. Als ideale Vorspeise genießt man die Pracht der Farben des Himmels beim Sonnenuntergang an der Meerenge von Messina, mit Blick auf den Ätna und auf die Lichter der lebhaften Strandpromenade von Reggio Calabria. Bald ist es aber an der Zeit, sich auf die Köstlichkeiten des Küchenchefs Pietro Zema zu konzentrieren. Unter der Aufsicht von Restaurantleiter Claudiano Gentile erweist sich das Abendessen voller Emotionen als perfekte und kreative Interpretation der Spezialitäten des Gebietes.
Das Grand Hotel Excelsior in Reggio Calabria
Terra Italia Bildergalerie: Kalabrien: Reggio Calabria
10 Uhr – Die Erkundung von Reggio Calabria startet, ungewöhnlich für mich, im Büro des jungen Bürgermeisters Giuseppe Falcomatà. Piazza Italia Italien ist ein großer Platz mit neoklassischen Gebäuden, wo sich das politische und administrative Zentrum der Stadt befindet. Ich steige die Treppen des Palazzo San Giorgio hinauf zum Rathaus und gehe durch prächtige Säle, die mit Dekorationen und Kronleuchtern in einem „blumigen“ Stil geschmückt sind. Der Bürgermeister hat kürzlich ein Buch veröffentlicht: „Ein Glas voll Sonne“, das mit einem Spaziergang des Protagonisten auf einem goldenen Fahrrad längs der Promenade von Reggio Calabria beginnt. „Die Stadt ist nur ein Behälter, der gefüllt werden muss“, sagt Falcomatà. „Die Sonne ist die Energie Kalabriens, sie vermittelt Optimismus, Positivität und Vertrauen. Darin sind an erster Stelle junge Menschen einbezogen: „Sie müssten als Erste die Schönheit unserer Stadt verstehen, bevor sie die Gäste begrüßen können.“ Den Worten sind Taten gefolgt. Während der Besichtigung des neu gestalteten archäologische Museums (MArRC) werden die Sehenswürdigkeiten von begeisterten Studenten vorgestellt, die einem Programm folgen, das Schule und professionelle Erfahrungen zusammenbringt.
Ich folge dem Vorschlag des Buchs „Glas voll Sonne“ und laufe zu Fuß ein paar Kilometer entlang der Küste auf dem Radweg, der vom archäologischen Museum startet. Der Wind vom Meer erfrischt die warme Frühlingssonne. Man blickt auf beide Seiten der Küste, die sizilianische ist zum Greifen nah. Der Ätna mit mehr als dreitausend Metern Höhe ist noch teilweise mit Schnee bedeckt. Zwei Dampfwolken zieren seinen Gipfel. Das Meer ist rau, was hier oft vorkommt. Die Schönheit des Gebietes hat eine starke Anziehungskraft, zugleich aber ist an diesem Ort die Natur nicht ruhig, sondern sie scheint, wie auf der Suche nach einem neuen Gleichgewicht, ständig in Bewegung zu sein. Die Jugendstil-Fassaden der Gebäude, die nach den verheerenden Erdbeben des Jahres 1908 wieder aufgebaut wurden, mischen sich mit der Üppigkeit der exotischen Pflanzen.
13.30 Uhr – Cesare ist eine berühmte Gelateria mit einem Kiosk direkt an der Strandpromenade. Ich genieße eine Riesenportion Eis (Cesare sagt, es sei die normale Portion im Süden Italiens). Pistazien und Haselnüsse werden u.a. hier ganz natürlich in cremiges Eis verwandelt. Diese frische und tragbare Mittagspause wird hier in Reggio Calabria in einer aufgeschnittenen Brioche serviert. Wenige Schritte vom traditionsreichen Kiosk hat Cesare eine moderne Konditorei eröffnet. Hier sitzt man beim Kaffee und kann dank der leckeren Kreativität des Besitzers von der Theke aus Dutzende von Süßigkeiten auswählen, die die Düfte und die Farben des Südens haben.
15.30 Uhr – Das Grand Hotel Excelsior ist vom Bahnhof Reggio Calabria Lido nur wenige Schritte entfernt: eine Bequemlichkeit, die einlädt, sich mit Regionalzügen in der Nähe der Stadt zu bewegen. In Scilla kommt man nach einer zwanzigminütigen Fahrt an. Das imposante Schloss Ruffo wurde auf dem Vorgebirge errichtet. Seine Terrassen sind der ideale Standpunkt, um die Weite des Meeres und die kleine Stadt mit viel Flair aus der Höhe zu bewundern. Die Hauptstraße von Scilla ist eine enge, malerische Gasse, die sich durch die charakteristischen Häuser schlängelt. Immer wieder blickt man auf Seitengassen, die zum Meer führen und wo die Fischerboote „geparkt“ werden. Die Hotels und Restaurants haben schöne Terrassen direkt ans Meer gebaut. In Scilla ist die Atmosphäre ruhig, jede Ecke bietet neue Aussichtspunkte, um sich in diesen Fischerort zu verlieben.
19.30 Uhr – Zurück in Reggio Calabria, gehe ich auf dem Corso Garibaldi spazieren. Die elegante Einkaufsstraße ist bei Sonnenuntergang noch faszinierender. Die viele Schaufenster voll Licht und Farben erheitern die angenehmen Fassaden der kleinen Häuser. Weiter im Zentrum entdecke ich gut gehaltene Piazze, die am Abend sehr belebt sind und wo man bequem in Freie sitzen kann.
21.00 Uhr – In die Enoteca „Le Rose al bicchiere“ kann man interessante Weine aus der Region probieren. Dazu wählt man auf einer kleinen Speisekarte Gerichte aus, die mit Phantasie aus lokalen Produkten hergestellt werden.
Dritter Tag
9.00 Uhr – Direkt neben dem Grand Hotel Excelsior befindet sich das Archäologische Museum (MArRC). Das neu restaurierte Gebäude erweist sich als idealer Behälter für eine solche Fülle von Kunstschätzen, dass man dabei nur staunen kann. Für die Innenarchitektur wurde die weiße Farbe bevorzugt. Moderne Glasbehälter bewahren Terrakotta-Statuetten, Vasen und einen wunderschönen Glasteller mit einer goldenen Verzierung auf, der alleine schon den Museumsbesuch wert ist. Doch die wahren Stars des Museums sind die Bronzi di Riace. Die Bronzestatuen der beiden Athleten befinden sich in einem Sonderraum, wo Temperatur und Feuchtigkeit kontrolliert werden. Auch die Sockel, auf denen sie stehen, sind technologisch gegen Erdbebenschaden gesichert. Es ist schwer zu beschreiben, welche Emotionen man empfindet, wenn man diese etwas mysteriösen Statuen anschaut. Im Museum werden auch geführte Besichtigungen organisiert, die von Studenten durchgeführt werden. Die Jungen und Mädchen wirken sehr professionell und können bei ihrer Arbeit nicht den Stolz verbergen, solche Kunstschätze in ihrer Stadt zu besitzen. Die antike Geschichte von Reggio Calabria erzählt ein Teil einer Nekropole, die man im Untergeschoss des Museums besichtigen kann.
12.00 Uhr – Die Meerenge von Messina musste seit jeher bewacht werden. Hoch über die Stadt Reggio Calabria befindet sich noch heute das Aragonese-Schloss. Die Restaurierung wurde im Jahre 2015 vollendet; von der privilegierten Position aus kann man jetzt das Panorama bewundern. Eine andere Restaurierungsarbeit, auf die man in Reggio Calabria sehr stolz ist, betrifft die beiden Forts aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, die mit militärischem Talent auf dem Hügel Pentimele oberhalb der Stadt gebaut wurden. Vom Meer aus kann man die Bauten nicht sehen, aber die Kontrolle der Meerenge war garantiert. Die Vegetation des Hügels ist geschützt, und in Reggio Calabria hofft man sehr, dass diese grüne Oase, die vom Stadtzentrum mit dem Auto in einer Viertelstunde erreicht werden kann, demnächst ein beliebtes Ausflugziel im Einklang mit der Natur werden kann.
Info:
Der Touring Club Kalabrien ist im neuen archäologisches Museum von Reggio Calabria und organisiert geführte Besichtigungen in der antiken Nekropole unterhalb des Gebäude
http://www.touringclub.it/voci-del-territorio/calabria/reggio-calabria
Das Grand Hotel Excelsior in Reggio Calabria
www.grandhotelexcelsiorrc.it