Collodi (TidPress) – An diesem Morgen im Mai ziehen dunkle Regenwolken über Collodi, den Geburtsort von Pinocchio. Doch hier zwischen Pisa und Florenz, zehn Kilometer von dem berühmten Thermalort Montecantini Terme enfernt juckt das untypisch schlechte Wetter niemanden. Im Pinoccchiopark kreischen die Kinder, als sie den riesigen Walfisch, inmitten des Teichs, entdecken. Er prustet ihnen aus seinem Nasenloch fontänenartig Wasser das Wasser entgegen. Über eine kleine Brücke können Kinder und Erwachsene in den Rachen des mehreren Meter langen Walfisches spazieren, dessen große weiße Zähne aus Holz blitzen. Genau dort landete auch Pinocchio, um seinen Ziehvater Meister Gepetto aus den Fängen des Walfisches zu befreien.
Der Walfisch |
Die Kunstfiguren „Fuchs und Kater“ |
Die von bekannten Künstlern und Architekten (erschaffenen) geschaffenen Statuen und Bauwerke geben der berühmtesten Kindergeschichte der Welt ein wundersames Zuhause in dem Heimatort der Mutter von Carlo Collodi. Der Erfinder der Holzpuppe machte Collodi zu seinem Künsternamen– lursprünglich hieß er Carlo Lorenzini. Hier in Collodi treffen sich Literatur, Kunst und Natur. Die Fabel „Die Abenteuer des Pinocchio“ erschien 1883 und gilt neben der Bibel und dem Koran als das meistgedruckte Buch der Welt. Der Park wurde von den Architekten Renato Baldi und Lionello De Luigi geplant und 1956 gemeinsam mit der hiesigen Bronze-Statue „Pinocchio und die Fee“ von Emilio Greco eingeweiht.
Über einen Hügel führen zum Teil verschlungene Heckenwege zu den Gestalten, denen Pinocchio bei seinen Abenteuer begegnete. Einundzwanzig Stahl- und Bronzeskulpturen von Pietro Consagra und Bauten des Architekten Marco Zanuso gibt es in dem „Schlaraffenland“, dem Teil des Park(e)s der 1972 entstand, zu entdecken. Dieser Rundgang durch den mediteranen Mischwald auf den Spuren von Pinocchios Abenteuern hat etwas Zauberhaftes und Wundersames. Um den Torbogen zum Haus der Fee zu passieren, müssen Erwachsene sich ordentlich bücken, Kinder spazieren mit erhobenen Haupt wie Könige hindurch. Am Wegesrand hockt sich ein Vater neben die Kunstfiguren „Fuchs und Kater“, um seinen Söhnen die Geschichte der beiden Gauner zu erzählen. Fuchs und Kater waren es, die Pinocchio über’s Ohr hauten, indem sie ihn überreden seine Goldstücke, auf einem Wunderfeld zu vergraben. Wege über Stock und Stein und Geheimgänge, von meterhohen Hecken umringt, führen zu dem Piratenschiff und dem in der Grotte versteckten Schatz. Und nicht nur manches Kind zögert einen Moment, bevor es in das wundersame Labyrinth aus Efeu und Bambus hinein traut.
Der Park bietet Kindern phantasievolle Unterhaltung ohne Kitsch. Sie können sich von der Maskenbildnerin verwandeln lassen in eine der Figuren aus „Die Abenteuer des Pinocchio“ oder beim Kasperletheater lachen, dass sich die Balken des Zirkuswagens biegen. Der Park ist mehr als ein Paradies für Kinder, auf kunsvolle und fast mystische Weise führt er auch Erwachsene zurück in ihre Kindheit. Nur wenige Schritte von hier entfernt erstreckt sich der Historische Garten Garzoni und das „Butterfly House“, wo es exotische Schmetterlinge zu bestaunen gibt. Erwachsene sollten sich an diesem Tag besonders gut überlegen, was sie ihren Kindern versprechen, nicht das ihnen noch eine lange Nase wächst.
Info:
www.pinocchio.it
Via S. Gennaro, 3
51014 Collodi Pescia (PT)
Öffnungszeiten: täglich von 8.30 Uhr bis Sonnenuntergang
Eintrittspreise: 11 Euro für Erwachsene, 8 Euro für Kinder bis 14 und Senioren ab 65 Jahren; 13 Euro/10 Euro pro Person inkl. des Eintritts für den Garten Garzoni und das Schmetterlinghaus
07.06.2010