Rieti (TidPress) – Belcanto ist das bekannteste Kennzeichen der italienischen Kultur auf der ganzen Welt. „Mit dem Reate Festival habe ich einen Traum verwirklicht”, erzählt Direktor Bruni Cagli. “Die Oper bringt Italien bis nach Kanada, wo ich zusammen mit dem Dirigenten Kent Nagano ein Festival organisiert habe, und überall dorthin, wo die gesungene italienische Sprache noch die Herzen tief berührt.” Im restaurierten Teatro Flavio Vespasiano in Rieti, mit perfekter Akustik und erhaltener historischer Atmosphäre, ertönen Musik und Stimmen von „Figaros Hochzeit” wie aus der Retorte eines Zauberers. Nagano sucht den originellen Klang von Mozarts Epoche wiederzugeben, und das „Tafelmusik Orchestra” aus Kanada spielt auf traditionellen Instrumenten. Die Stimmen erzählen die Geschichte von Figaro und Susanna wie eine spannende Komödie des Lebens. Die Sänger bewegen sich vor dem Orchester ohne Bühnenbild. Jede Arie ist ein Bravourstück, das stürmischen Beifall auslöst. Die Oper entpuppt sich als Erlebnis voller Harmonie, und das Reate Festival unterstreicht so seine hohe Qualität.
Anja Harteros, die Contessa |
Carmela Remigio, Susanna und Anja Harteros |
Die Spätsommernacht in Rieti ist nicht nur auf Belcanto konzentriert. Man erreicht den Hauptplatz der Stadt von einer malerischen Gasse aus, die zum Zentrum emporsteigt. Blaue Lichter erhellen den Platz: Die festliche Atmosphäre spiegelt sich auch in der Kleidung der Bewohner wider. Damen und Herren unterschiedlichen Alters tragen Abend- und Modekleider mit Unbefangenheit. Ein Spaziergang im Zentrum ist auch dafür da, sich sehen zu lassen. Ein Samstagabend in der italienischen Provinz, unweit von Rom, löst Gedanken aus, die darauf hinweisen, wie die Metropole sich vor der Kleinstadt verbeugen muss. Bei den Veranstaltungen des „Estate Romana” der ewigen Stadt steht die Qualität der Konzerte eher an zweiter Stelle. Das Reate Festival jedoch erreicht die Spitze. Ausnahmen gibt es in der römischen Szene natürlich auch, aber die Leidenschaft des Publikums für die Musik schmückt das kleine Ambiente des Reate Festivals. Nach der Aufführung werden die Sänger in einem eleganten Café erwartet: Das Stadtzentrum von Rieti ist voller Lebensfreude, und in der Tonspur der Stadt scheint die unsterbliche Musik Mozarts noch präsent zu sein.
Um Rieti erstreckt sich die Sabina, ein Landstrich, der Gefühle der Harmonie und Einfachheit auslöst. Franziskus von Assisi wählte das Tal von Rieti und die Berge der Umgebung als Aufenthaltsorte und feierte deren Schönheit im „Sonnengesang“ (“Cantico delle Creature”).
Folgt man dem Cammino di Francesco, so kann man zauberhafte Stätten von natürlichem, künstlerischem, geistigem und menschlichem Wert besichtigen, wie z.B. die Heiligtümer von Foresta, Poggio Bustone und Greccio. Der Cammino di Francesco ist unwegsam und wild. Diesen Weg abzugehen ist eine sportliche Leistung, die zum Verbrauch von vielen Kalorien führt. Diese kann man ohne Übermaß wieder zu sich nehmen, indem man das typische Gericht dieser Gegend verzehrt, nämlich Süßwasserfisch.
In vielen italienischen Gegenden hat man dieses einfache Essen, das in der Vergangenheit den Lebensunterhalt sicherte, sowohl in der häuslichen Küche wie in Restaurants aufgegeben. Dies erfolgte aber nicht in der Sabina, wo See, Fluss- und Quellwasser im Überfluss vorhanden sind. Das Restaurant “La Trota” an der Quelle des Santa-Susanna-Flusses, mit einem Stern im Guide Michelin, bietet seit mehr als 40 Jahren den örtlichen „Fischfang“ (pescato) an.
Info:
www.apt.rieti.it
www.reatefestival.it
www.camminodifrancesco.it
14.09.2010
Rieti, Teatro Flavio Vespasiano |
Das Stadtzentrum von Rieti |