Die Titel der ersten Artikel, die im Herbst 2000 in Terra Italia erschienen sind, enthalten unsere Philosophie. „Das italienische Weinmuseum in Siena“; „Die labyrinthische Unterwelt von Orvieto“, „Marettimo im Archipel der Ägadischen Inseln“: Tourismus, gewiss, aber mit offenen Augen. Für Terra Italia (und später für Terre d’Europa) ist es nicht wichtig, nur bekannte Orte zu besichtigten und davon zu erzählen; vielmehr geht es darum, das eher Unbekannte (auch bei Tourismus-Highlights) zu erkunden. Die lange Strecke, die wir in diesen zehn Jahren zurückgelegt haben, ist nicht lange genug, um über alle kleinen und oft mit Hingabe kreierte Realitäten, die man in Italien immer wieder neu vorfindet, zu berichten. Die Tatsache, dass es im Belpaese keinen Mangel an Kunstschätzen gibt ist banal, aber seit Anfang der 90-er Jahre haben auch kleinere Ortschaften, die nicht vom Schicksal mit einem atemberaubenden Panorama oder mit weltberühmter Kunst bedacht worden sind, damit begonnen, sich eine würdige Position aufzubauen: Agritourismus-Strukturen, Restaurants, Traditionen. Das „kleine“ Italien hat seine Potenzen erkannt und bietet sie den Touristen an. Das „Phänomen“ Toskana, das in Deutschland immer sehr beliebt gewesen ist, hat sich auf der ganzen Halbinsel verbreitet. Man reist nach Italien, um gut zu essen, auf einem schönen Landgut zu übernachten und natürlich auch, um die nahe gelegene „Città d’arte“ zu besichtigen.
„Die einzige wahre Reise, der einzige Jungbrunnen wäre für uns, nicht neue Landschaften aufzusuchen, sondern andere Augen zu haben, um die Welt mit den Augen eines anderen, mit denen von hundert anderen zu betrachten…“, schrieb Marcel Proust in „Die Gefangene“ . Die „anderen Augen“ von Terra Italia sind überall dort, wo man sich den Luxus der Zeit nehmen kann, um das Bekannte neu zu sehen. In Venedig sind die Straßen des Ghetto-Viertels ein Hymne an die Ruhe, in der sich die ganze Lagune widerspiegelt. Der hochragende Turm des Palazzo Vecchio in Florenz ist ein Mittelalter-Wahnsinn, dessen Betrachtung allein schon eine Reise wert ist: Man kann einfach auf der Piazza della Signoria stehen, diese Hoheit betrachten und dort das ganze Florenz erleben. Alles kann unerwartet sein: Das ist der Leitfaden von Terra Italia und der europäischen Zwillings-Nachrichten auf italienisch, Terre d’Europa. Zürich ist nicht mehr nur eine Bankenstadt, sondern eine der angenehmsten Städte der Welt, der Kanton Waadt ist eine Schatzkammer voller Überraschungen, und die Panoramazüge wie der Bernina-Express schenken Emotionen mit Großzügigkeit. Diese drei Themen haben wir in Reisebüchern erzählt, die in der Bücherreihe „Terre d’Europa“ erschienen sind. Die Schweiz, Deutschland, Italien, Österreich, Belgien, Frankreich und noch vieles mehr: Europa ist groß und wir reisen weiter.
Dr.Paolo Gianfelici ist ein leidenschaftlicher Reisender. Als Journalist und Schriftsteller hat er oft die Möglichkeit, Deutschland und deutschsprachige Länder zu besuchen. Der Zauber des Nordens schließt für ihn Lebensstil und Sprache ein. Im Jahre 2000 hat er zusammen mit Dr.Richard Brütting die Presseagentur TidPress gegründet. Neben seiner Tätigkeit als Chefredakteur hat er die Reisebücher „Zurigo è“ (2009); „Joli Canton. La Regione del Lago di Ginevra“ (2010) und „Svizzera in treno“ (2010) verfasst.
01.12.2010
Paolo Gianfelici (links)
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