Terra Italia

150 Jahre ItalienDas unendliche Blau

Text und Fotos: Paolo Gianfelici



 Die Schlacht von Milazzo (Sizilien) im Jahre 1860 war ein Meilenstein auf dem Weg zur Einheit Italiens. Ein fantastisches Meer und die monumentale Feste

Die Steine leuchten weiß, Himmel und Meer sind tiefblau. Milazzo ist ein Geschichtsbuch: die Normannen, Friedrich II. von Hohenstaufen und die Spanier – alle haben am Schlosskomplex mitgebaut. Die Mauern wurden unermüdlich erweitert, um sie uneinnehmbar zu machen. Garibaldi schaffte es dennoch, die 4000 Soldaten des Bourbonenherrschers, der das “Königreich beider Sizilien” noch im Griffe hatte, aus der Festung zu verjagen. Auf der Insel geht unsere Reise zum 150jährigen Jubiläum zuende. Laut Kalender ist bereits Frühling, auch wenn der Himmel bewölkt ist. Der Wasserspiegel der Enge von Messina funkelt silbern in der Abenddämmerung. Bereits von der Küste Kalabriens gesehen waren die Lichter Sizilien greifbar nah. Der Bauch der Fähre schluckte einen Eisenbahnwagon nach dem anderen, und eine Stunde später rollte der Zug bereits auf sizilianischen Schienen.

 

 

 

Via Medici
 

 

Feste und antiker Dom

Milazzo ist eine ruhige Stadt, in der man abends auf der Strandpromenade spaziert. Das Rathaus, die Bibliothek, die Kirche von Santa Maria Maggiore in der, kündet eine Marmotafel, Garibaldi übernachtete, sind beleuchtet – Abbild eines Gemeinwesens, das in sich selbst ruht. Die zentrale Via Medici ist Fußgängerzone und der “Salon” der Stadt: Die Schaufenster von Geschäften und Kaffeehäusern schwelgen zur Feier in Grün-Weiß-Rot – mit Fahnen, Oldtimer-Fotos des Königshauses Savoyen. Wir denken an Carlo Gianfelici, den jungen Freiwilligen aus den Marken, dessen Fußstapfen wir gefolgt sind. Der patriotische Eifer von heute hätte ihn sicherlich amüsiert. Carlo wurde bem Kampf ums Schloss von Milazzo leicht verletzt: „DieSchüsse durchlöcherten meine Uniform, aber taten nicht weh. Unsere Herzen waren voller Freude. Den besiegten Bourbonen gewährten wir die Ehre der Waffen und den Abzug. Wir hatten Italien gemacht“, schrieb er. Carlo bekommt für diesen Kampf eine Silbermedaille.

Der blaue Himmel begleitet uns tagsdarauf bei der Besichtigung des Schlosses. Die äußere Mauer wurden samt den Bastionen gebaut, als das Haus Aragon in Sizilien regierte. Graue Steine, die mit Erde „gepolstert“ sind, flankieren den Besucher dieser dieser geharnischten Umgebung mit lieblichem Blick aufs weite Meer . Die Straße kurvt nach oben und vor dem nächsten Mauergürtel steht man vor dem antiken Dom, deren elementare Formen von der weißen Kuppel gekrönt werden. Die Männer Garibaldis waren nicht religiös. Nach die Eroberung des Schlosses wurde der Dom geplündert und beschädigt. Carlo war als junger Mann Carabiniere des Kirchenstaates gewesen. Er verbirgt seinen Goll gegen das “klerikale Regime” nicht, wie man in seinem bisher unveröffentlichen Tagebuch nachlesen kann. Aber den Vandalismus seiner Kumpanen konnte er nicht billigen.

Die Restaurierung hat dem Dom in einen Versammlungssaal verwandelt. An den Resten von Fresken und Marmordekorationen läßt sich noch die Schönheit von einst erkennen. Man geht weiter zur nächsten Mauer mit einem Tor. Dahinter ist die Atmosphäre noch magischer, die Weiträumigkeit der Anlage verblüfft. Bevor man auf den höchsten Turm (den der Normannen) steigt, verweilt man auf eine Terrasse, die sich steil über die Riviera di Ponente, die attraktivste Strandpartie von Milazzo, erhebt. Das Raunen der Wellen erreicht sogar das Ohr in atemberaubender Höhe. Meer und Himmel werden eins im Blau der Unendlichkeit, und es scheint, als könne man über Milazzo fliegen.

Zu Füßen des Festungsberges rücken kleine Häuser und Gassen zusammen zum Trendy-Viertel von Milazzo, dem „Borgo“, wo sich Restaurants und Kaffeehäuser einander reihen. Die Sommerabende sind hier sehr belebt, aber zu jeder Jahreszeit ist es möglich, sich im schmucken Ambiente des Caffè Antico niederzulassen, um mit Blick auf eine alte Kirchenfassade etwas zu essen. Alternativ auf der Strandpromenade ist das Clap Cafè, wo beim Aperitif warme, mit Gemüse oder Schinken gefüllte Teigtaschen serviert werden.

„Wir haben große Projekte und werden sie durchführen, weil wir Milazzo lieben“ erklärt Bürgermeister Carmelo Pino. „Von unserer Stadt kann man Tagesausflüge nach Cefalù,´zur archäologischen Zone von Tindari, in den Nebrodi-Naturpark und kurze Kreuzfahrten zu den Inseln Stromboli und Panarea machen. Milazzo ist ein idealer Startpunkt, der viel zu bieten hat“.

Ein paar Kilometer von der Stadt entfernt befindet sich Capo Milazzo, der „Zipfel“ der schmalen Halbinsel, die in Richtung Norden zeigt. Man erreicht die Aussichtsterrasse nach fünf Minuten Auto. Die Stille und das Meer sind enorm. Ein schmaler Weg führt zu Fuß bis zu den Klippen der Küste. Dazwischen Olivenbäume, Ginsterbüsche, gelben Blumen und Feigenkakteen.Hier ist die gesamte Schönheit Siziliens konzentriert. Ein weiterer Grund länger in Milazzo zu verweilen.

Info:

Comune di Milazzo
www.comune.milazzo.me.it
Proloco Milazzo
Via Orsa Maggiore 21 – Milazzo
www.prolocomilazzo.it
prolocomilazzo@libero.it

In Milazzo kann man im Hotel Cassisi übernachten: Ein kleines stilvoll und modern eingerichtetes Haus, das sich direkt hinter der zentrale Via Medici befindet. Die Fenster schauen auf kleine Terrassen, von denen man auf die Altstadt blickt oder wo man sich im Liegestuhl sonnt.

Hotel Cassisi
Via Cassisi 5 – Milazzo
www.cassisihotel.com
info@cassisihotel.com

29.03.2011

 

 

 

Die Feste
 

 

San Francesco

 

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