Venedig (TidPress) – Mitte Juni hatte ich das Vergnügen, fünf Hotels der Kette „Relais du Silence“ in verschiedenen norditalienischen Orten (Wolkenstein, Seis, Iseo, Garda und Mirano) zu besuchen. Die Hotelkette bietet in ganz Westeuropa ausgewählte Herbergen an, so elegante Landsitze, Berggasthöfe, alte Mühlen oder Schlösser, die sich in reizvoller Umgebung und an besonders ruhigen Orten befinden. Ein hervorragendes Speisenangebot und ein herzlicher Empfang gehören zur „Philosophie“ der „Relais du Silence“, in denen auch Schönheitspflege, Badevergnügen und Fitness-Training nicht zu kurz kommen.
Die Hoteliers einiger dieser Herbergen in den drei besuchten italienischen Regionen (Trentino-Südtirol, Lombardei und Veneto) beklagten den steilen Absturz von Reservierungen, vor allem von Gästen aus dem Ausland. Beispielsweise wurde mir berichtet, eine größere Reisegruppe habe die Buchung ihrer vor sieben Monaten bestellten Zimmer rückgängig machen wollen. Sie habe nämlich gehört, Norditalien sei von einem Erdbeben verwüstet. Weiterhin erfuhr ich, dass mit der gleichen Begründung sogar in Mailand Reservierungen storniert wurden.
Sicher, die Katastrophe in der Emilia hat unermesslichen Schaden an zahlreichen historischen Gebäuden angerichtet. Viele Produktionsstätten und Lagerhäuser, z.B. des weltberühmten Parmesan-Käses, wurden zerstört und Hunderte von Behausungen unbewohnbar gemacht. 26 Personen fanden den Tod. Ihren Familien und der betroffenen Bevölkerung gebührt all unser Mitgefühl. Dazu gehört allerdings auch und vor allem eine korrekte Information über das Ausmaß des Erdbebens von Ende Mai 2012. Wie ist die Lage in Wirklichkeit? Am 20. und am 29. Mai erfolgten zwei gewaltige Erdstöße. Seitdem sind beständig kleinere Beben zu verzeichnen, die aber kaum Schäden angerichtet haben. Allerdings erstreckt sich das Erdbebengebiet „nur“ längs einer geologischen Bruchlinie, die westlich von Ferrara beginnt und sich bis nördlich von Carpi erstreckt. Genau längs dieser Linie ereignen sich die Beben, wie mehrfach in den italienischen Medien anhand von Landkarten gezeigt worden ist.
Mit bewunderungswürdigem Engagement werden die beschädigten Werkhallen inzwischen von den Unternehmern und ihren Mitarbeitern stabilisiert, und die Beschäftigten sind bereit, auf eigenes Risiko dort zu arbeiten. Wo dies ausgeschlossen ist, erfolgt die Produktion teilweise sogar im Freien. Ausgenommen das Erdbebengebiet, besteht also kein Grund, auf eine „Italienische Reise“ zu verzichten; im Gegenteil, diese ist ein Zeichen der Verbundenheit mit einem Land, das den Deutschen seit jeher besonders nahe ist. Selbst kann ich versichern, dass ich bei meiner Reise in Norditalien von einem Erdbeben in den von mir besuchten Zonen nichts bemerkt habe. Offensichtlich wurden im Ausland teilweise verzerrte und übertriebene Schreckensmeldungen verbreitet, die für den Tourismus in Italien schädlich sind. – Wie bei allen Dingen des Lebens gilt es also auch in diesem Fall, Schönfärberei zu vermeiden, aber ebenso übertriebene Panikmache.