Text un Fotos: Paolo Gianfelici
Nervesa della Battaglia (Treviso) – Eine Fülle von weißen Robinienblüten hängt an den Zweigen und füllt die Luft mit einem intensiven und angenehmen Duft. Der Montello, ein seltsames, langes, tiefes, kompaktes Bergrelief, ist von einer dichten dunkelgrünen Vegetation bedeckt. Der kobaltfarbene Piave fließt in unmittelbarer Nähe. Zwischen dem Berg und dem Fluss befindet sich dieser flache Landstreifen, wo Giancarlo Moretti Polegato, der Präsident von „Villa Sandi“, vor einigen Jahren 23 Hektar Weingärten anpflanzen ließ. Hier wachsen Reben, die von der World Biodiversity Association, der renommierten, weltweiten Vereinigung zum Thema Biodiversität, beglaubigt wurden. Tenuta Nervesa ist ein Garten mit Weinbergen, Bäumen, Wiesen und Blumen. Das Gras wächst spontan entlang der Reihen. Ein „Insekten-Hotel” beherbergt die zahlreichen einheimischen Arten unter Holzbrettern und Heu. Die Bienen werden vom magischen Duft der Robinien und ihren süßen weißen Blüten angezogen. Hin und wieder sieht man Eichhörnchen, und wenn man ein wenig Glück hat, auch Hirsche und Rehe zwischen den Bäumen. Nervesa ist eine faszinierende Mischung aus Weinberg, Garten und Naturpark. Die Sonne geht langsam hinter den fernen Bergen unter. Innerhalb des alten Landhauses koste ich den Prosecco Superiore Asolo DOCG 2016, der zum dritten Mal den „Biodiversity Friend” erhalten hat. Es ist ein frischer, duftender, authentischer und freundlicher Wein – wie das Gebiet um mich herum.
Die Natur hat sich hier mit dem Menschen versöhnt (und umgekehrt). Vor hundert Jahren fand hier im Ersten Weltkrieg die Schlacht der Sonnenwende (Juni 1918) statt. Die Österreicher griffen vom Piave aus die italienischen Soldaten auf dem Montello an und wurden zurückgedrängt. Das Ergebnis waren Hunderttausende Tote und Verletzte. Noch heute findet man in der Erde hin und wieder Granaten und nicht explodierte Bomben. Die Männer haben sich nicht nur gegenseitig getötet, sondern auch die Natur verletzt, und die Wunden sind Jahrzehnten geblieben.
Die Erinnerung darf an diesen Ort nicht fehlen. Zwischen dem Weinberg und dem Fluss befindet sich der kleine Flugplatz „Francesco Baracca” mit einer Landepiste aus Gras, die wie ein englischer Rasen behandelt wird. In den beiden Hangars sehe ich die Exemplare berühmter Flugzeuge, die treu nach dem Original wieder gebaut wurden: den Wright Flyer, das erste Motorflugzeug, den Fokker Dreidecker des Roten Barons, den De Havilland Doppeldecker des Films „Der englische Patient“ und viele andere. Wenn die kleine Luftflotte zu einer Show startet, hat man den Eindruck, dass sich die Zeit um ein Jahrhundert zurückgedreht hat. Giancarlo Zanardi, Präsident der Jonathan Stiftung ist ein leidenschaftlicher Pilot und hat viele dieser Flugzeuge konstruiert. Er führt mich in die Hangars und auf die Landepiste in einem Jeep, der aus dem Vietnam-Krieg stammt. Wir erreichen auch den Fluss Piave, der ein paar hundert Meter entfernt ist. Die Ufer sind schlammig und mit Zweigen und Stämmen übersät. Es gab Hochwasser, aber jetzt ist der Piave wieder in seinem großen Bett und fließt „ruhig und gelassen”. Die Farbe des Wassers ist jetzt dunkelgrün. Auch der Fluss hat sich an die neue idyllische Atmosphäre angepasst.
Info:
Villa Sandi Experience
Wenn es wieder möglich sein wird, kann man eine Führung auch in deutscher Sprache buchen: Die herrliche Villa aus dem Jahre 1622, die Keller und der Weinshop „Bottega del Vino“ sind inbegriffen. In der „Locanda Sandi“ bei Valdobbiadene kann man in einem der sechs in ländlichem Stil eingerichteten Zimmern übernachten und im Restaurant die Spezialitäten kosten. In den Weingütern „La Rivetta“ und „Nervesa“ kann man Weinverkostungen buchen.
Villa Sandi Crocetta del Montello und Nervesa della Battaglia
info@villasandi.it
Tel. +39 0423 8607
www.villasandi.it
Jonathan Collection Stiftung
Berühmte historische Flugzeuge
Nervesa della Battaglia (Treviso)
www.jonathanaereistorici.it