Terra Italia

Auf nach Farfa – nicht nur des Öles wegen!

Valeria Napoleone

Eine Reise in die Sabina bietet uns Geschichte, Kultur und eine gute Küche. Archäologische und kirchliche Schätze und der Panorama-Garten am Klarissinnenkloster sind hier besonders hervorzuheben. Im Öl-Museum von Castelnuovo di Farfa wird das Öl zu einer Metapher der Kunst. Das Non-Plus-Ultra der Olivenöl-Produktion im Latium präsentiert sich uns in der „Oleoteca“ in Farfa.




Garten im Klarissinnenkloster
von Farfa (Foto V.Napoleone)

Die mittelalterliche
Abtei von Farfa (Foto V.Napoleone)

Farfa (Terra Italia) – Auf unserer Reise entlang der zweihundert Kilometer langen “Straße des Öls”, die im Jahre 2001 eingeweiht wurde, legen wir eine erste Pause in Fara Sabina ein, einer kleinen Stadt langobardischen Ursprungs, die hoch auf dem Gipfel des Colle Buzio gelegen ist.
Wir beginnen mit einem Rundgang, bei dem wir die Renaissance-Paläste entlang der Via del Popolo bewundern können, die Torbögen oben und unten, die zum Zentrum hinführen und die antike Piazza Forcina, wo man einst die zum Tode Verurteilten hinrichtete. Dann folgen wir dem Duft von frisch gebackenem Brot und gelangen so zur Piazza Duomo. Und hier, von der Aussichtsterrasse aus, genießen wir zunächst einmal das wunderbare Panorama über die bäuerliche Landschaft des Latium bis hin zur Kuppel von S.Pietro in Rom.
Dreht man sich um, fällt der Blick auf eine Backstube aus dem 16. Jahrhundert, die immer noch in Betrieb ist, wie die vielen anstehenden Menschen beweisen. Man ist weiterhin umgeben vom Dom, dem Glockenturm, der antiken Zisterne und dem Palazzo Brancaleoni, Sitz des Städtischen Museums für Archäologie. Das Museum beherbergt Fundstücke von größter geschichtlicher Bedeutung, die man in den Ausstellungsräumen findet, die den Städten Cures (8. und 7. Jahrhundert vor Christus) und Eretrum (8. bis 5. Jahrhundert vor Christus) gewidmet sind. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den Funden aus reich bestückten Gräbern, die aus der Nekropolis von Colle del Forno stammen.
Ebenso interessant ist das Kloster der in Klausur lebenden Klarissinnen, das von einem herrlichen, panoramareichen Garten umgeben ist, der von zwei Seiten zugänglich ist. Innerhalb dieser geschichtsträchtigen Mauern finden wir eine mit historischen Möbeln ausgestattete Küche aus dem 17. Jahrhundert, zahlreiche Fresken und eine alte Kapelle. Demnächst soll im Kloster ein Museum eröffnet werden, das das Leben dieser in Klausur lebende Nonnen, die dem Marien- und Martha-Orden angehören, näher beleuchten soll.

Wir setzen die Reise fort und gelangen nach Castelnuovo di Farfa, einem mittelalterlichen Ort, der eingebettet ist in ein vorwiegend von Olivenbäumen bewachsenen Gebiet und durch den der Fluss Farfa fließt, der vom historischen Zentrum zu Fuß erreichbar ist.
Auch hier ist das Olivenöl das charakteristische Produkt der Gegend, von dem Galeno im zweiten Jahrhundert vor Christus behauptete, es sei das beste der Welt, und das als erstes Olivenöl in Italien das Qualitätssiegel DOC erhielt.
Beim Spaziergang durch die Sträßchen des Ortes kann man den großen Brunnen aus dem 17. Jahrhundert bewundern und die drei antiken Tore, die den Eingang zum Zentrum markieren. Dort erhebt sich die eindrucksvolle Kathedrale des Heiligen Nikolaus aus Bari aus dem 17.Jahrhundert.
Das örtliche, dem Öl gewidmete Museum wird im amerikanischen Reiseführer von Rachel Kaplan „Little known museums in and around Rome“ zwar als ein weniger bekanntes Museum aufgeführt, aber als eines, das einen größeren Bekanntheitsgrad verdient hätte. Das Museum ist ungewöhnlich. Sofort bei Betreten umfängt einen eine fast surreale Atmosphäre. Fünf Künstler von Weltruf haben das Olivenöl und seine Bedeutung unter neuen Gesichtspunkten interpretiert und die verschiedenen Lesarten in vielfältigen künstlerischen Formen zum Ausdruck gemacht, zum Beispiel bildhauerisch und musikalisch (s. den „sala oleofonica“). In einem Ausstellungsraum finden wir auch eine Sammlung antiker Ölmühlen vom 16. bis 19. Jahrhundert, sozusagen als Hinweis, dass es zwischen Geschichte und Neuzeit keinen Bruch gibt, da beide durch ein so einfaches und alltägliches Element wie das Öl miteinander verbunden sind, das sich in der künstlerischen Welt aufs Neue mischt und Form und Bedeutung verändert.
Teil des Museums ist auch die Kirche S.Donato, die sich an einem anderen Ort befindet, eingebettet in einen mystischen Raum, ein Symbol für die Spiritualität des Öls. Sie ist außerdem umgeben vom „Garten der Olivenbäume der Welt“, einem symbolischen Ort für die Ernte aller Oliven im Mittelmeerraum. Hier geht es nicht nur um eine visuelle Erfahrung, sondern um eine Erfahrung, bei der alle Sinne angesprochen werden, so dass das Öl zur Metapher der Kunst wird und das Museum eine Metapher für die Träume des Menschen.

Letztes Reiseziel ist der kleine, mittelalterliche Ort Farfa mit der berühmten Abtei und der neuen, vor wenigen Tagen eingeweihten „Oleoteca“. Bei dieser Gelegenheit haben die Bürgermeister der Sabina die „Charta von Farfa“ unterzeichnet, um damit ihr Engagement zugunsten der Förderung der Kultur dieses Landstrichs zu dokumentieren.

Die „oleoteca“ beinhaltet praktisch eine Synthese der Kultur des Olivenöls in der Sabina. Was den Ausstellungsraum so beeindruckend macht, sind die Video-Projektionen an der Decke, die die einzelnen Schritte bei der Ölherstellung zeigen. Im Mittelpunkt stehen natürlich die verschiedenen Arten von Extravergine-Öl in den fünf Provinzen des Latiums: die „Carboncella“, der „Leccino“, der „Frantoio“ und der „Olivastro“, die wie Meisterwerke auf den edlen Holzregalen entlang der Wände ausgestellt sind, und deren Inhalt man kosten und kaufen kann.

Im Abtei-Museum von Farfa kann man die Erinnerung an die Geschichte der Kirche durch Darstellungen besonderer Art neu beleben. Mit Hilfe von Pappmaché und Eisen werden in zwölf Szenen die herausragenden Ereignisse der Abtei dargestellt, so ihre Gründung, die Zerstörung durch die Langobarden und Sarazenen, usw.
Jede Abteilung erfährt die entsprechende Erklärung durch eine Off-Stimme, die die Ereignisse interpretiert und sie in einen besonders reizvollen Zusammenhang stellt.
Am Ausgang kann man dann in der Kräuterapotheke der Abtei vom Kräutertee zum Honig, von der Seife bis zum Parfüm vieles erwerben, natürlich auch Olivenöl, das typische Produkt dieser Gegend, dessen Ursprünge 600 bis 700 Jahre vor Christus liegen.

INFO:
www.farainsabina.it
www.abbaziadifarfa.it
www.museolio.it

Öffnungszeiten „Oleoteca“
Dienstag – Sonntag (auch feiertags): 10.30 – 13 Uhr / 16 – 18.30 Uhr
E-Mail: lanuovafarfa@libero.it; Tel.:+39 0765 277315

Öffnungszeiten Museo dell’Olio:
Montag – Donnerstag nach Voranmeldung
Freitag: 15 – 20 Uhr; Samstag: 10 – 20 Uhr;
Sonn- und Feiertage: 10 – 13 Uhr / 14.30 – 20 Uhr
Tel.:+39 0765 36370; E-Mail: info @museolio.it

Öffnungszeiten Museo Civici Archeologico „Palazzo Brancaleoni“
Dienstag – Freitag: 9-13 Uhr
Samstag – Sonntag 16 – 19 Uhr
Tel.:+39 0765 277321
Voranmeldungen für Führungen im Klarissinnen-Kloster möglich.


Die „Oleoteca“ von Farfa (Foto V.Napoleone)

Die „Ädikula-Zisterne“ (Foto V.Napoleone)
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