Sfera Armillare, Florenz 1593(Foto IMSS)
Uhr, Deutschland 1575 (Foto IMSS)
Florenz (Terra Italia) – Die Hauptstadt der Toskana ist nicht nur die Wiege großartiger Werke in den Bereichen Kunst und Literatur. Noch vor Galileo Galileis Lebzeiten (1564-1642) standen Wissenschaft und Technik im Mittelpunkt eingehender Studien und sie erfuhren auch wichtige Umsetzungen. Zum Beweis muss man stellvertretend nur den Namen „Leonardo da Vinci“ anführen. Oder aber den „Gnonom“ im Dom betrachten, eine Sonnenuhr, die in der Laterne der Brunelleschi-Kuppel angebracht ist.
Wer noch einmal in Gedanken nachvollziehen möchte, welchen grandiosen Weg die Wissenschaft in Florenz zurückgelegt hat, der sollte das nur ein paar Schritte von den Uffizien entfernte Museum im Palazzo Castellani am Lungarno aufsuchen.
Die Sonnenuhr aus vergoldetem Kupfer aus dem 17. Jahrhundert, der Kompass aus vergoldetem Messing aus dem 16. Jahrhundert, das aus Holz und Messing gefertigte Astrolabium des Kosmographen von Cosimo I. de’ Medici, das Distanzrelais (zum Messen der Entfernungen), die riesige “Sfera armillare” (s. Abb.), eine mehr als fünf Meter hohe Kugel zur Darstellung und Messung der Sternenlaufbahnen aus dem Jahre 1593, typischer Ausdruck des Ptolomäischen Weltbildes, – sie alle beeindrucken nicht nur durch ihre komplexe Funktionsweise, sondern auch durch die Schönheit ihrer Linienführung. Man sieht ihnen an, dass sie im kulturellen Umfeld florentinischer Prägung entstanden sind: Funktionalität und Ästhetik hatten ohne Zweifel den gleichen Stellenwert.
Wer diese komplexen, wissenschaftlichen Instrumente nicht nur bewundern, sondern auch ihre Wirkungsweise verstehen möchte, dem werden die allzu knappen Informationen auf den Schildern in den Ausstellungsräumen nicht ausreichen. Seit kurzem steht dem Besucher der „Navigator“ zur Verfügung, ein mobiler, drahtloser Terminal, den man zum Beispiel auf den in einer Vitine aufgestellten „Giovilabio“ richten kann. Dieses Surfgerät erklärt dann mit Hilfe von Abbildungen und Texten ganz genau, wie Galileo Galilei den „Giovilabio“ benutzte, um Umlaufbahnen und deren Zeiten der Satelliten Jupiters zu bestimmen. Diese Erfindung war in der damaligen Zeit von eminenter Bedeutung: Die Generalstaaten von Holland hatten nämlich dem Erfinder eine Prämie von dreißigtausend Fiorini in Aussicht gestellt, die dann letztendlich auch dem Wissenschaftler zuteil wurden.
Über viele Jahrhunderte hinweg widmete man sich mit leidenschaftlichem Eifer der Erforschung der Zeitmessung. Und so findet man hier denn Uhren aller Machart und Verwendung: große, aber auch kleine mit einem Durchmesser von zehn Zentimetern, Uhren, die man mitnehmen kann und mit deren Hilfe man die Stunden des Tages messen, aber auch die Lage der Sterne berechnen kann. Die „Notturnali“ dagegen sind außerordentlich nützlich für den nächtlichen Gebrauch, und man kann mit ihrer Hilfe Zeit und Stand der Gestirne vom Sonnenuntergang bis zum Morgengrauen berechnen.
Andere Ausstellungsräume widmen sich den Ursprüngen und der Entwicklung des Teleskops, des Mikroskops, den magnetischen, elektrostatischen und elektromagnetischen Messgeräten. Ganz faszinierend sind auch die Abteilungen, die sich mit der historischen Entwicklung der Pharmazeutik und den Ursprüngen der modernen Chemie befassen.
Bevor man das Museum verlässt, sollte man nicht vergessen, die gut bestückte Bibliothek im obersten Stockwerk des Palazzo Castellani aufzusuchen, um von hier aus die bezaubernde Aussicht auf den Ponte Vecchio und den Arno zu genießen.
Der multimediale Katalog ( on-line und DVD) bietet eine wunderbare Zusammenstellung aller Informationen zu den im Museum vorhandenen Instrumenten und macht zudem die Simulation ihrer Wirkungsweise möglich.
INFO:
Istituto e Museo di Storia della Scienza, Piazza die Giudici 1, I-500122 Firenze
www.imss.fi.it ; E-Mail: imss.fi.it
Astrolabio, Toskana, 16.Jahrhundert (Foto IMSS)
Giovilabio (Foto IMSS)