Elvira D’Ippoliti
Venedig – Wie ein moderner Regisseur studierte der Maler Jacopo Robusti (1518/9 – 1594), der unter dem Namen Tintoretto bekannt wurde, die Szenen, die er malte. Kein Wunder, dass der wichtige Fernsehsender „Sky Arte“ sich nun für diesen Künstler so interessierte, dass es gleich zwei seiner Bilder restaurieren ließ und einen Dokumentarfilm über ihn realisierte. Kreativität ist immer ein Erfolg: Roberto Pisoni, Direktor von Sky Arte, arbeitete in engem Kontakt mit der „Scuola Grande di San Rocco“ in Venedig. „Es ist unsere Hommage an den großen Künstler. Tintoretto war ein außergewöhnlicher Maler, von dem man immer etwas Neues erfahren kann. Deshalb haben wir auch gedacht, sein Leben und Werk nicht nur mit einem Dokumentarfilm, sondern auch mit einer bunten und zeitgenössischen graphic novel zu erzählen“. „Etwas verrückt und gleichzeitig wunderbar schien mir sogleich das Projekt“, erzählt Franco Posocco, Guardian Grando, also Präsident der Erzbruderschaft von San Rocco, eine der vielen „Schulen“ Venedigs, die ihre immensen Kunstschätze pflegt und es dem Publikum ermöglicht, sie in ihrem Sitz zu bewundern. Posocco steht vor den zwei Bildern „Maria in lettura“ und „Maria in meditazione“ und schaut sie mit neuen Augen an: „Man kann wohl sagen, dass „Sky Arte“ im Vergleich zur „Scuola Grande di San Rocco“, die nun mehrere Jahrhunderte alt ist, vorgestern geboren wurde. Die Mitarbeit war vielleicht auch deshalb sehr spannend und konstruktiv“.
Der Dokumentarfilm, der demnächst auch in Deutschland gesendet wird, ermöglicht den Zuschauern, sich in die Schönheit Venedigs und die Kreativität seines Malers zu vertiefen. Der Titel „Tintoretto, ein Rebell in Venedig“ enthält die ganze Besonderheit seines Charakters. Für Tintoretto, so erzählen die interviewten Experten, war es wichtig, viele Aufträge zu bekommen. Von der „Scuola Grande di San Rocco“ wurde im Jahre 1564 ein Wettbewerb unter den berühmtesten Malern der Zeit ausgeschrieben, doch während die anderen an ihren noch Projekten arbeiteten, malte Tintoretto gleich die „Glorie des Heiligen Rochus“ und schaffte es noch dazu, das Kunstwerk an der richtigen Stelle, in der Decke der „Sala dell’albergo“ einbauen zu lassen. Die Mitglieder des damaligen Leitungsorgans der Schule waren empört. „Wir wollten Zeichnungen ansehen und nicht gleich ein Gemälde haben!“, protestierten sie. Doch Tintoretto konnte sie überzeugen und schmückte dann die ganze Schule mit seiner wunderbaren Kunst aus. Von hier musste man starten, um die Lagunenstadt neu zu entdecken: Tintoretto verließ nie seine Stadt, auch nicht während der dramatischen Pestseuche. Seine Leidenschaft für die Malerei ist mitreißend, stellt die Vergangenheit, aber auch die Zukunft dieser einzigartigen Stadt dar.
Info:
Der Dokumentarfilm „Tintoretto. Un ribelle a Venezia“ wurde von Melania Mazzucco geschrieben und wird am 25., 26. und 27. Februar in den italienischen Kinos vorgeführt