Text und Fotos: Elvira D’Ippoliti
Der Franciacorta-Wein bringt ein Pinselstrich Magie ins Leben und nicht, nur wenn man es im schönen Gebiet trinkt, wo es produziert wird. Ich bin in diesem Teil der Provinz von Brescia an einen Septembernachmittag angekommen. In mein Zimmer habe ich eine Flasche Franciacorta im Kühlschrank gefunden, kalt und prickelnd wie es sein muss. Das richtige Glas war auch dabei mit dem größeren Randdurchmesser im Vergleich zu einer schmalen Flöte. Ein Schluck und ich war bereit mich der Atmosphäre des Franciacorta zu widmen. Der erste Eindruck ist von Ordnung gewesen: Niedliche Dörfer, Schlösser, Weinberge, Kirchen und landwirtschaftliche Betriebe formen hier eine angenehme Harmonie. Von einem Dorf ins andere bin ich durch Weinberge gefahren, die sich in ruhige Reihen erstrecken. Die Reben werden mit aller Aufmerksamkeit gehalten, aber die Hauptsache am Franciacorta ist, dass der Wein auch im Keller viel Arbeit und Geduld braucht, um so gut und spannend zu werden. Spannend wird für mich auch mein langer Spaziergang: Ich habe in ein Restaurant gehalten, um etwas zu essen und einen exzellenten Aperitif mit Fingerfood und ein paar Gläser Franciacorta gekostet. Die Flaschen sind wie in einer Ausstellung auf Regale gestellt und man kann sich an der Sicht richtig freuen. Wieder habe ich den „gute Laune Effekt“ dieses Weines, den ich schon im Hotel bemerkt hatte, erlebt: es ist wie einer rosafarbene Brille vor den Augen.
Am nächsten Morgen habe ich mich in die Geschichte dieses Territoriums vertieft. Es waren die Mönche, die als erste den Weinanbau begannen und der Name Franciacorta stammt von der Bezeichnung „corte franca“, ein Gebiet wo keine Steuer zu zahlen waren. „Ora et labora“ ist das Motto der Benediktiner und diese Philosophie passt sich auf weltlicher Ebene auch auf die Geduld an, die man bei der Produktion eines Schaumweines mit klassischer Methode wie der Franciacorta braucht. Im Keller muss jede einzelne Flasche monatelang mit gekonntem Griff gedreht werden, damit die Perlchen, die das Leben erheitern, entstehen können. Es gibt aber auch ein zweiter Aspekt, das mit Franciacorta-Wein in enge Verbindung steht und es ist die Eleganz. Ich habe damals ein paar Weindegustationen gemacht. Kleinere Produzenten empfangen die Gäste in schöne Villen. Oft sind die Weinerzeuger auch Kunstsammler und während man die Perlchen im Glas bewundert, schaut man auch auf wertvolle Bilder oder Skulpturen. Ein Kunstliebhaber ist auch Vittorio Moretti, der den Weinanbau als Hobby angefangen hat und „ein Juwel in den Händen gefunden hat“. Moretti ist in der Bauindustrie tätig und besitzt verschiedene feine Hotels, wie das Ressort L’Albereta, das sich in Franciacorta und in mittelbarer Nähe seines Weingutes Bellavista befindet. Ca’ del Bosco, vielleicht der bekanntesten Produzent von Franciacorta, besitzt eine ganze Häusergruppe, und wenn man in den Hof kurz hineinschaut, atmet man nach der Weinernte nicht nur den satten Geruch von Most, sondern auch eine Freude an Arbeit, Tradition und Familie.
Ein Gesamtbild aus Spitzenqualität, Liebe zur Natur, Charme und Harmonie hat mir den Besuch im Franciacorta Gebiet hinterlassen, eine Erinnerung, die auch jedes Glas Wein mit sich bringt, denn Franciacorta Wein ist einfach unvergesslich.