Terra Italia

Fossombrone – ein Sprung in alte Zeiten

Alessandra Riva

Im kleinen Fossombrone kann man Kunst und Geschichte erleben, wenn man durchs Zentrum spazieren geht, die an Schätzen reichen Kirchen besucht und eine Mahlzeit aus dem 18. Jahrhundert genießt. Im Dörfchen am Metauro-Ufer herrscht die Stimmung anderer Zeiten.


Blick auf Fossombrone. (Foto: Data Group)

Fossombrone (Terra Italia) – Wie viele andere Beispiele zeigen, sind gerade unbekannte Kleinstädte die charakteristischsten Orte, die man besuchen kann. Das gilt gerade auch für Fossombrone, ein vom Fluss Metauro bespültes Dorf in der mittelitalienischen Region Marken, das nur circa 10 km von der Universitätsstadt Urbino entfernt ist.
Dort atmet man in besonderer Weise die Stimmung alter Zeiten. Während eines angenehmen Spaziergangs durch das Zentrum geht man an einer Reihe von Adelspaläste aus dem Mittelalter und dem 15.-18. Jahrhundert vorbei. Wenn der Tourist die einstige „Flaminia“ (jetzt Corso Garibaldi) entlanggeht, wird sein Blick ständig von bemerkenswerten Gebäuden beeindruckt: Die einen haben bossierte Fassaden (wie der Palazzo Billi und der Palazzo Seta), andere weisen bemerkenswerte Details auf, die den Besucher neugierig machen: vor allem malerische Fenster, die einmal von einem Tympanon überwölbt, einmal von einem künstlerischen Geländer geschützt sind. Typisch sind auch die engen Gassen mit ihren auf- und absteigenden Treppen. Oft ist eine hübsche Tür am Ende dieser Passagen zu bewundern, die dem Ort eine gemütliche Atmosphäre verleiht.

Ziele des Spaziergangs sollten auch die zahlreichen Kirchen sein. Jede enthält Schätze, die einen in Erstaunen versetzen. Zum Beispiel sind vor kurzem in der mittelalterlichen S. Lucia-Kirche die Fragmente einer Freske entdeckt worden. Im Dom, der gegenüber dem Halbrund-Platz Piazza Mazzini liegt, können wir einige Werke von Guerrieri und die blauen Stationen des Leidenswegs Christi betrachten. Dem Touristen wird in diesem Gotteshaus auch die Sonnenuhr nicht entgehen: Einst fiel das Licht durch ein kleines Loch im Dach und zeigte die Uhrzeit an; dieses Loch kann man immer noch deutlich sehen, aber die künstliche Beleuchtung erlaubt es leider nicht, die Arbeitsweise der Sonnenuhr zu überprüfen. Wunderschön ist vor allem die S. Filippo-Kirche mit ihrer schlichten Außenfassade. Man würde sich nie vorstellen, was für eine Pracht im Innenraum zu finden ist: ein herrlicher Barock aus weißem Marmor und ein großartiges Altarbild von Guerrieri, das die Errichtung der Kirche als Votivgabe darstellt! Heutzutage werden hier oft Konzerte mit klassischer Musik aufgeführt.

Wer einen wundervollen Blick auf die Stadt werfen möchte, hat die Möglichkeit, auf die Corte Alta (Hoher Hof) zu steigen. In diesem Gebäude befinden sich das archäologische Museum und die Pinakothek „Vernarecci“, die sicher einen Besuch wert ist.

Um die Stimmung der vergangenen Jahrhunderte noch tiefer zu erleben, können die Besucher im Restaurant „La Taverna del Falco“ (Via Nicola Vichi 6; Tel.: +39-0721-715396) nach leckeren Rezepten aus dem 17.-18. Jahrhundert speisen und während ihrer ungewöhnlichen Mahlzeit der Musik berühmter Komponisten jener Epoche lauschen.

Doch ist auch die Gegenwart in dieses kleine Universum eingedrungen. Unter langen Laubengängen im Stadtzentrum bringen die Schaufenster moderner Geschäfte die Besucher ins 21. Jahrhundert zurück. Allerdings sollte der Fußgänger recht vorsichtig sein, weil nicht wenige Autos durch die engen Straßen flitzen – ein merkwürdiger Kontrast, der bezeugt, dass Fossombrone nur anscheinend ein Ort aus anderen Zeiten ist.

Falls ein Tourist aber denkt, er habe schon mit ein paar Fotos der Paläste und dem Besuch von Kirchen seinen Ausflug beendet, irrt er schwer! Fossombrone ist nämlich die Geburtsstadt vieler Künstler und Literaten, wie u.a. des schon erwähnten Malers Giovan Francesco Guerrieri, sodann von Anselmo Bucci und dessen Bruders Giovanni, eines Schriftstellers.

Es lohnt sich, die Pinakothek und die Quadreria Cesarini zu besichtigen. In der Quadreria Cesarini findet gerade bis zum 9. November dieses Jahres eine Anselmo Bucci gewidmete Ausstellung statt, die ich sehr empfehlen kann („Anselmo Bucci 1887-1955“. Info: Tel.: +39-0721-714650; Reservierungen: Tel: +39-0721-716324; Eintritt: 6,00 Euro). Dieser in Fossombrone geborene Maler erreichte große Erfolge in ganz Europa. Manche Werke haben symbolische Bedeutungen, andere stellen Ansichten von Fossombrone dar. Nicht zu vergessen sind die 101 Bildchen über die „Italien-Rundfahrt“ 1940, von denen 29 ausgestellt sind.

INFO: http://www.comune.fossombrone.ps.it/; Ufficio Turistico (I.A.T.), Piazza Dante, Tel./Fax: +39-0721-716324; E-Mail: ufficioturismo@libero.it;
Fossombrone kann man von Pesaro aus mit einem Bus erreichen.


Blick auf Fossombrone. (Foto: Regione Marche)

Die Einbogenbrücke über dem Metauro.
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