Text und Fotos: Paolo Gianfelici
Der Tag beginnt mit einer netten Überraschung im Country Boutique Hotel Zash in Archi, einem Ortsteil der Gemeinde Riposto, auf halbem Weg zwischen Catania und Taormina. Ich drücke einen Schalter und entdecke, dass eine ganze Wand des Schlafzimmers, die von einem Vorhang bedeckt ist, aus Glas besteht. Ich blicke auf die Zitronenhaine: Orangen und Mandarinen hängen in großen Mengen an den Bäumen. Die Farben haben Schattierungen, die von Grün über Gelb und Orange reichen. Im Hintergrund, das Meer. Die Färbung dieses Coup de Théâtre kommt von der Architektin Carla Maugeri. Die historische Residenz ist ein Familienbesitz.
Den Duft der Zitronen empfindet man entlang der engen Straßen, die nach Aci Trezza führen, wo ich am frühen Morgen einen Termin bei einer Fischerfamilie am Hafen habe. Das Meer ist ruhig. Die Sonne blendet. Die drei großen Klippen, auch Zyklopeninseln genannt, sind im Gegenlicht sehr schwarz. Polyphem war wütend auf Odysseus, der das Land der Zyklopen, in der Erzählung von Homers Odyssee, verletzt hatte, und warf drei riesige Felsbrocken von der Spitze des Berges (Ätna) gegen sein Schiff, ohne es treffen zu können. Einer der drei Klippen ist eine riesige, beeindruckende Pyramide.
Die Navigation an Bord des Lachea-Bootes verläuft sehr ruhig. Vater Giuseppe und die Söhne Concetto und Aurora wechseln sich am Ruder ab. Wir passieren die normannische Burg, die Cannizzaro-Klippe und die Ulysses-Höhlen. Man muss die Netze einholen, die in der Nacht ausgeworfen wurden. Sie sind Hunderte von Metern lang, Giuseppe und Concetto arbeiten hart, um sie hochzuziehen. Die Fangmenge ist nicht groß. An Bord muss natürlich Nachschub vorhanden sein, denn später erscheinen Tabletts voller leckerer Vorspeisen mit Thunfisch, Sardellen, Sardinen, begleitet von Ätna-Weißwein.
Wir kehren zum Hafen von Aci Trezza zurück und besuchen die Werft des letzten Schiffsbauers. Salvatore Rodolico, 85, baut seit über dreißig Jahren nicht mehr Fischerboote aus Holz und Eisen, die einst auf allen Meeren segelten. Das Gesetz lässt es nicht mehr zu. Heute darf man mit der Handsäge und dem Hobel nur noch Holzboote zum Vergnügen oder raffinierte Modelle bauen. Das ist das Einzige, womit sich Salvatore jetzt beschäftigt. Und er ist damit überhaupt nicht zufrieden.
Ich kehre zum Country Boutique Hotel Zash in Archi zurück. Das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant befindet sich im Palmento, dem Gebäude, in dem einst Wein aus den Trauben der umliegenden Weinberge hergestellt wurde. Jetzt haben Zitronenhaine die Reben ersetzt, und das Palmento ist von einem wunderschönen Garten umgeben. Die Weinberge, so der Vater der Architektin Carla Maugeri, sind an die Hänge des Ätna ‚umgezogen’. Hier wird der elegante Etna Bianco Superiore, der Etna Rosato und der hervorragende Schaumwein mit klassischer Methode gekeltert. Die Küche von Chefkoch Giuseppe Raciti ist ausgezeichnet. Mit großem Talent kombiniert er die Aromen und Düfte der Tradition mit Zutaten wie Rohkost von Fisch oder Schalentieren.
Der reich an Düften, friedliche Garten des Boutique Hotels ist der ideale Ort (wie auch das SPA), um sich auszuruhen, bevor man die Erlebnisrouten an der Ätna-Küste im Osten Siziliens fortsetzt.
Info: Experimenta Siciliae ist ein Küstenentwicklungsprojekt in Ostsizilien, gefördert durch „Flag Riviera Jonica“, das zu erlebnisreichen Besuchen der Ionischen Riviera Etnea von Augusta bis Giardini Naxos und Sant’Alessio Siculo einlädt
