Text und Fotos: Lisa Mittelberger
Vignanello (Viterbo) – Adel verpflichtet, kann aber auch beste Ratschläge schenken, um eine Gegend näher kennen zu lernen. Filippo d’Aquino di Caramanico ist Fürst von San Severo und Besitzer der „Commenda dei Cavalieri dell’Ordine di Malta“, eines antiken und restaurierten Hauses unweit von Viterbo, wo man in drei elegant eingerichteten Suiten oder in einem Cottage zwischen Objekten, die der Familie gehören, zeitgenössischen Möbeln und viel Charme wohnen kann. Das naheliegende Städtchen Vignanello hat Filippo als Kind kennen gelernt. Mit acht Jahre zog er mit der Familie ins schöne Haus samt privater Kirche („eine der ältesten der Provinz von Viterbo“, unterstreicht er). „Ich bin in New York geboren, und hier fühlte ich mich am Anfang etwas entfremdet. Doch die bildhübsche Natur, die Traditionen und die netten Leute haben mir ein angenehmes Gefühl von Zugehörigkeit geschenkt. Diese Gegend gibt mir und meiner Familie die Möglichkeit, schöne und entspannende Tage zu verbringen“.
Natur, Kunst und Kultur verbinden sich hier zu einer Gesamtheit, die ideal ist, um sich auszuruhen, Paläste, Schlösser und Gärten zu erkunden und dabei leckere Spezialitäten zu kosten. Aus der „Commenda“ startet man, um das nahe Schloss Ruspoli in Vignanello zu besichtigen. Es war ursprünglich eine Festung und wurde im 16. Jahrhundert vom Architekten Sangallo dem Jüngeren in eine Residenz umgewandelt. Der Garten, einer der wichtigsten in Italien, wurde 1611 nach einer Studie angelegt, die Jacopo Barozzi da Vignola zugeschrieben wird. Eine Brücke führt vom Schloss zur terrassenförmigen Anlage mit wunderbaren Buchsbaumhecken und Zitruspflanzen. Aber auch Caprarola und die Villa Farnese, ein Renaissance-Palast mit Fresken, die bedeutende Momente der Familiengeschichte darstellen, und der bezaubernde Garten mit Brunnen und Kaskaden ist leicht erreichbar, wie auch die Villa Lante in Bagnaia.
Filippo liebt insbesondere die Natur wie den naheliegenden Buchenwald von Monte Cimino, wo man zwischen Bäumen wandert, die mit ihren Stämmen, Ästen und Blättern zu echten Kunstwerken werden. Seine Ratschläge sind auch in Sachen Gastronomie kostbar. Eine Erfolgsgeschichte ist die der Ölproduzenten „Cioccolini“: Filippo begleitet uns im Familienunternehmen, wo man vor allem auf Qualität achtet. „Die Olivenhaine der Tuscia, so der Name der Provinz Viterbo, erzeugen hervorragende Oliven, die man frisch, gleich nach der Ernte verarbeiten soll“, erzählt der Inhaber Leonardo. Die „Caninese“, die typische Sorte der Tuscia, hat ein grasiges Aroma und eine smaragdgrüne Farbe. Aus der Ölpresse von Cioccolini kommen der Caninese, ein Bio-Öl, und der „Essenziale“: drei Emotionen, die man im Teller wiederfindet.
Vignanello ist, wie der Name bezeugt, ein Weinbaugebiet, auch wenn die Weinberge immer mehr von Haselnusspflanzungen ersetzt werden. Gerade um diese Tradition aufrechtzuerhalten, ist das Weingut „Tenute Olivieri“ bestrebt, nicht nur eigene Weine zu produzieren, sondern auch kleinere Produzente zu unterstützen. Die Spitzenproduktion sind Weiβweine der antiken Sorte „Greco“. Diese Weine kostet man am besten bei Tisch. Filippo begleitet uns ins Restaurant „Il Vicoletto“ am Hauptplatz von Vignanello, direkt vor dem Schloss Ruspoli. Ezio Gnisci ist ein junger Koch, der die echte Tradition des Ortes wieder in die Küche bringt. Brot zum Beispiel backt er selbst, aber es handelt sich nicht um ein einfaches Brot. In Vignanello heißt die Spezialität „Pamparito“ und wird mit Extranativem Öl, Mutterhefe, Greco-Weißwein und Anis zubereitet. Es schmeckt so gut, dass schon dies einen Besuch im Restaurant wert ist. Andere einfache und leckere Gerichte sind die „Bertolacce“, eine Art Crêpe, die Filippo an seine Kindheit erinnert. Im „Il Vicoletto“ wird ein Teller davon als Kostprobe serviert, aber „als Kinder haben wir gleich mindestens zehn davon gegessen“, lacht er. Alle Gerichte, die auf den Teller kommen, sind mit Zutaten zubereitet, die aus unmittelbarer Nähe kommen. Gemüse, Hühnerschlegel mit Wildfenchel, Bohnen, handgemachte „gnocchetti“ mit Haselnüssen und Steinpilzen. Gerade von den letzteren erzählt Ezio: „Jeder Bewohner in Vignanello weiß, wo man die meisten Steinpilze finden kann, aber wenn man fragt, kann man sicher sein, dass man nicht die richtigen Angaben bekommt“. Das „Geheimnis“ der Steinpilze, die unseren Besuch in Vignanello abrunden, beweist uns, dass wir erst am Anfang der Erkundung dieses Territoriums sind.