Text und Fotos: TidPress
Monte Sant’Angelo – Erzengel Michael hat gesprochen: In der Höhle von Monte Sant’Angelo (Apulien) wo er laut Legende am Anfang des VI. Jahrhunderts dem Bischof von Siponto erschien, sollte keine Menschenhand die hier entstehende Kirche einweihen. So ist es auch geblieben. In der Wallfahrtskirche von „San Michele Arcangelo“ wurde seitdem oft umgebaut, aber niemals eingeweiht. Langobarden und Normannen zollten dem kriegerischen Erzengel mit dem Schwert besondere Verehrung – das Resultat ist eine Mischung architektonischer Stile und eine intensive durchgeistigte Atmosphäre.
Die eigentliche Kirche befindet sich tief im Schutz der Erde, und der obere Komplex ist auf der Decke aus grobem Stein gebaut. Eine Treppe führt hinab: Die Wände erzählen während dieses Abstiegs zahlreiche Geschichten. Jahrhunderte lang führte der Weg zum Heiligen Land an Monte Sant’Angelo vorbei, wo die Kreuzfahrer ein Zeichen ihres Durchgangs hinterließen. Die Sgraffitoschriften der Jerusalem-Ritter sind Zeugnisse von Menschen, die vom Glauben motiviert waren und hier oft einen letzten Gruß vor der Schlacht im Heiligen Land hinterließen. Mit den Umrissen von Händen, Namen, Datum, Wappen. Besonders bei den deutschsprachigen Pilgern des Mittelalters erfreute sich Monte Sant’Angelo großer Beliebtheit.
Der Spaziergang durch die kleinen, bunten Straßen wird zu einer Art Suche nach dem Schatz, die nicht enttäuscht. Die steinerne Taufkapelle von „S.Giovanni in Tumba“ ist eine Konstruktion, die man schwer klassifizieren kann: Hohe Arkaden und eine innere, spitze Kuppel, die auf der Außenfassade zum Quadrat wird. Auf dem Eingang zum Hof befindet sich eine steinerne Rosette mit Symbolfiguren, die aus dem Orient stammen könnten. Die Häuser schmiegen sich eng an Türme, Portale und Kirchen an. Im mittelalterlichen Junno-Viertel wurden die Wohnungen aus Höhlen geschaffen und das heutige Bild ist eine Reihe von weißen, ähnlichen Hausfassaden, die sich wie fleißige Schüler an der Hand halten. Die Bewohner gehen durch Monte Sant‘Angelo am Vormittag ruhig spazieren. Die Geschäften stellen die Waren mit Sorgfalt aus.
Aus einer winzigen Konditorei dringt der angenehme Duft frischgebackener Kekse heraus. Der Besitzer arbeitet seit Jahrzehnte in der Spur der Tradition: Die Süßwaren-Spezialität von Monte Sant’Angelo sind „gefüllte Hostien“, in denen zwei Oblaten Mandeln und Honig enthalten. Ein religiöses Symbol? Ein Geheimnis? In Monte Sant’Angelo blickt man auf das blaue Meer in der Tiefe, schöner als hier ist das Mittelmeer selten.