Text und Fotos: Lisa Mittelberger
Assisi – Ein Weg mit vielen Bedeutungen. Im „Bosco di San Francesco“ in Assisi erlebt man Spiritualität und Natur, begegnet aber auch Kunst, Geschichte und gutem Essen. Das Tor, das sich in der Stadtmauer am Platz der Oberen Basilika öffnet, kann unbemerkt bleiben, wenn man von den Menschenmassen, die die Kirchen und die Krypta des Heiligen besuchen, abgelenkt ist. Franziskus und die Bewunderung der Fresken Giottos kann der Prolog zu einem inneren Gespräch sein, das die Annehmlichkeiten des Wanderns mit der Harmonie der Natur verbindet.
Vom höchsten Punkt aus (der andere Zugang zum „Bosco di San Francesco“ befindet sich auf dem Gelände der Kirche Santa Croce, 200 Meter tiefer) hat man sofort das Gefühl, an einem besonderen Ort zu sein. Das Vorhandensein der hinteren Fassade der Oberen Basilika, die sich beim Abstieg hinter dem Hügel versteckt, und das diskrete Zwitschern der Vögel lassen vermuten, dass sich diese Geschöpfe hier mit dem Respekt verhalten, der dem Mann gebührt, der sie „Brüder“ nannte. Man hat den Eindruck, die Dinge genauer beobachten zu können, sei es beim Blick auf das Panorama des Talbodens mit seinen landwirtschaftlichen Siedlungen, sei es beim Verweilen bei den Details eines ruhigen und einladenden Waldes.
Die Veilchen beleben die Wiese mit ihren Farben, die Bäume bewegen ihre Blätter im Wind wie Musik, und wenn man weiter bergab geht, empfindet man ein Gefühl der Ruhe. Die Zeit verliert ihre alltägliche Bedeutung, und der blaue Himmel ist ein Begleiter, der wie ein Dirigent die Saiten der Bewegungen der Natur erklingen lässt. Eine Mauer, durch die eine Öffnung führt, markiert die „Grenze“ zwischen dem Teil des Waldes, der zum Sacro Convento gehört, und dem Teil, der der FAI, die gemeinnützige Stiftung für Denkmalpflege und Naturschutz gehört, doch für den Besucher bleibt die Freude, in engem Kontakt mit der Natur zu stehen, die auch der Heilige Franziskus geliebt hat. In der kleinen Kirche Santa Croce bewundert man das wesentliche Innere und das Fresko von Gerolamo Marinelli aus dem Jahr 1643, das die Jungfrau und die Heilige Helena bei der Anbetung des Kreuzes darstellt. Der Weg führt weiter entlang des Wildbachs Tescio bis zum Kunstwerk „Drittes Paradies“ von Michelangelo Pistoletto, das den Olivenbäumen die Rolle zuweist, die den Bäumen und der gesamten Schöpfung zukommt: jene Wesen zu sein, die uns als Brüder und Schwestern im Leben begleiten, wie Franziskus sie im „Gesang der Kreaturen“ definiert.
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In der Nähe des FAI-Besucherzentrums kann man in der „L’Osteria del Mulino“ einkehren und die Spezialitäten der umbrischen Küche probieren