Text und Fotos: Lisa Mittelberger
Lucca an einem Wintermorgen. Die schrägen Sonnenstrahlen füllen die Mauern, die die Stadt umgeben, mit Farben. Für viele Einwohner ist der Spaziergang oder der Jogging-Lauf auf der etwas mehr als vier Kilometer langen Strecke, die in einen Dachgarten umgewandelt wurde, ein unverzichtbares Ritual. Um den „lucchesi“ nachzuahmen, genügt es, früh aufzustehen und den ruhigen Rundgang um die Stadt zu genießen. Beim Betrachten des Zentrums von dieser privilegierten Position aus fallen die Türme auf, die über den Dächern aufragen, während nach außen hin die natürliche Landschaft aus Vegetation und fernen Bergen charakterisiert ist. Die Idee, die Stadt von ihren Mauern aus zu erkunden, erweist sich auch als eine hervorragende Gelegenheit den Tag mit den richtigen Fuss zu beginnen. Später sind es die Straßen der Altstadt, die Paläste und historische die Geschäfte, die die Aufmerksamkeit der Besucher fesseln. Zu den unverzichtbaren Sehenswürdigkeiten gehört die herrliche Piazza dell’Anfiteatro, die auf den Ruinen des antiken römischen Baus errichtet wurde, sowie die Kirche San Michele in Foro mit ihrer einzigartigen Fassade. Die Rückseite des oberen Teils der Fassade birgt eine Kuriosität. Wenn man seitlich schaut, sieht man eine sehr schmale Steintreppe, die zum höchsten Punkt führt, und die speziell für die Platzierung der Statue von San Michele gebaut wurde.
Der Besuch der Stadt Lucca ist nicht komplett, ohne einen Stopp im Puccini-Museum einzulegen. Hier wurde der Komponist geboren, und in dieser eleganten Wohnung wird sein Leben nachgezeichnet. Von den schwierigen Anfängen über den internationalen Erfolg bis hin zu seiner Liebe zu Elvira, einer verheirateten Frau, die ihren Mann für ihn verließ, und seiner Leidenschaft für Häuser, die er mit einer gewissen Leichtigkeit kaufte und verkaufte, in denen er jedoch viele seiner Werke komponierte. Im Museum von Lucca bewundert man Möbel, Dokumente, Noten und kostbare Gegenstände, die Puccini gehörten. Man wird vor dem Steinway & Sons Klavier gerührt sein, auf dem er viele seiner Werke komponierte, darunter Turandot.
Nach der Stadt Lucca sind die umliegenden Gegenden sicherlich ein Besuch wert. In Colognara in der Val di Roggia entdeckt man die bäuerlichen Traditionen rund um die Kastanie und ihre köstlichen Früchte. Ein Besuch im kleinen, aber reichen Kastanienmuseum ist eine Reise, die die Zeiger der Zeit zurückdreht und über das bäuerliche Alltagsleben einer gar nicht so fernen Vergangenheit nachdenken lässt. Der Respekt vor der Natur und den Geschenken, die sie uns macht, war entscheidend und wurde von einem Gefühl der Solidarität zwischen den Bewohnern desselben Dorfes begleitet. Die Kastanie ist eine wertvolle Pflanze, und in diesem Museum gibt es Zeugnisse all ihrer Möglichkeiten. Das Holz ist für alle Arten von Anwendungen geeignet und sehr widerstandsfähig, während mit Kastanienmehl kann Brot, den berühmten Castagnaccio und Polenta zubereiten. Eine gesunde und notwendige Energiequelle für die ganze Familie im Winter. Faszinierend ist die traditionelle Zubereitung der „necci“. Nachdem das Kastanienmehl mit Wasser gemischt wurde, wird jede einzelne „Pfannkuchen“ auf speziellen geschliffenen Steinen gekocht, die über dem Feuer des Kamins erhitzt wurden. Man geht so vor: Auf dem Stein wird eine Schicht Kastanienblätter erstellt, dann wird etwas Teig darauf gegossen, es wird erneut mit Blättern bedeckt, und das Ganze wird mit dem nächsten heißen Stein gepresst. Dieser Art von „Turm“, der in einer speziellen Eisenstruktur erstellt wird, muss Stein für Stein montiert und demontiert werden, bevor man die „necci“ mit der klassischen Ricotta-Füllung genießen kann. Heutzutage vor dem Feuer des brennenden Kamins kann man die echte Gastfreundschaft der Bewohner von Colognara geniessen: Eine der intensivsten Emotionen einer unvergesslichen Reise in die wunderschönen Terre di Pisa.
http://www.puccinimuseum.org/en/
http://www.museodelcastagno.it/index.php
In Lucca findet jedes Jahr die Messe „Il Desco“ statt, die eine Schaufenster für typische Produkte der Region ist. Um alle Spezialitäten von Lucca und den Terre di Pisa zu genießen und die Rezepte der Tradition zu kosten, kann man die Gerichte des Restaurants „Gli Orti“ probieren, wo „beim Kochen mit Fantasie und Erinnerung gereist wird und den Zutaten Emotionen und Leidenschaft hinzugefügt werden, die jedes Rezept einzigartig machen“.