Paestum-Assisi (TidPress) – Kaum war die Reisegruppe des Alten Gymnasiums Bamberg am 5. August 1961 gegen 6 Uhr morgens von der Vulkaninsel Stromboli nach Neapel zurückgekehrt, ging es weiter nach Salerno und von da nach Paestum, einer Gründung der Griechen im 6. Jahrhundert v. Chr. Trotz Eroberungen und Plünderungen durch die Römer, Sarazenen und Normannen sind die dorischen Tempel noch gut erhalten und beeindrucken durch ihren majestätischen Anblick. Für die Rückfahrt nach Sorrent, unserem Standquartier (oder war es in Castellamare di Stabia?), nahmen wir die Staatsstraße 163, die Amalfitana, jene einzigartige, erst 1840 in das Gestein gehauene Küstenstraße, die über schroffe Abhänge zum Meer hinunter blicken lässst und hinauf auf steile Felswände. Selbst die Ortschaften kleben wie malerische Vogelnester an den Abgründen. Positano, auf einem Foto festgehalten, legt hiervon Zeugnis ab.
Das malerische Positano |
Assisi: San Francesco |
Ich erinnere mich noch gut an die halsbrecherischen Fahrkünste unseres Chauffeurs, der die zahlreichen Engstellen der Amalfitana bravouröse meisterte – bis auch er an die Grenzen seiner Fähigkeiten gelangte: Trotz zahlreicher Versuche war es ihm an einer kleinen Brücke nicht möglich, unbeschadet eine Spitzkehre zu bewältigen. Der deutsche Bus mit seinen fast 50 Insassen war einfach zu lang für diese Straße. Unserem Chauffeur blieb nichts anderes übrig , als ungestüm an der Brüstung der Brücke vorbeizuschrammen und einen erheblichen Karosserieschaden an seinem Fahrzeug in Kauf zu nehmen.
Unsere lange Rückreise nach Deutschland begann am 7. August. Auf der Via Casilina –damals gab es im Mezzogiorno ja noch keine Autobahnen – fuhren wir vom Golf von Neapel über Capua und Teano an den Fuß des Monte Cassino. Dort legten wir eine Gedenkminute für einen unserer Deutschlehrer ein, der im 2. Weltkrieg bei den „Grünen Teufeln“ an der Gustavlinie bis zur sinnlosen Zerstörung der ältesten Abtei des Abendlands im Einsatz war: Obwohl das Kloster des Hl. Benedikts von Nursia nicht von deutschen Soldaten besetzt war, wurde es am 15. Februar 1944 durch amerikanische Bomber dem Erdboden gleichgemacht. Etwas weiter gedachten wir in Aquino des Hl. Thomas, des „Doctor angelicus“ der mittelalterlichen Scholastik, von der in unserem „frommen“ Gymnasium immer wieder die Rede war.
An Rom vorbei gelangten wir über Narni und Terni schließlich nach Assisi, der Stadt des Hl. Franziskus. In jugendlicher Begeisterung machte ich mich am nächsten Tag schon früh um sechs Uhr zu einer Fototour auf, um die im morgendlichen Sonnenschein liegende doppelstöckige Kirche San Francesco, die durch das Erdbeben vom 26. September 1997 schwer geschädigte Begräbnisstätte des Heiligen, noch vor dem Eintreffen der Pilgerscharen abzulichten (Beweis: die Pforten der Oberkirche sind geschlossen!).
Von Assisi aus ging es schließlich auf windungsreichen Straßen über Foligno, Nocera Umbra, Gualdo Tadino, Scheggia und Cagli zur Schlucht Gola del Furlo, wo der Fluss Candigliano den Apennin durchbricht. Über Fano und Pesaro erreichten wir schließlich unser nächstes Etappenziel: das wegen seiner frühchristlichen Bauwerke berühmte Ravenna. Kurz vor der Stadt besichtigten wir die altehrwürdige, im Jahre 549 konsekrierte Basilika Sant’Apollinare in Classe. Das weithin sichtbare, harmonisch gegliederte Bauwerk ist berühmt für seine Mosaiken und sein geräumiges Mittelschiff. In Ravenna selbst statteten wir den Kirchen San Vitale und S. Apollinare Nuovo einen Besuch ab und ließen uns von den Mosaiken und erlesenen Kapitellen aus ostgotischer und byzantinischer Zeit beeindrucken. Das wuchtige, rätselhafte Grabmal des Ostgotenkönigs Theoderich d. Gr. bildete den Schlusspunkt unserer Besichtigungen.
28.06.2011
Die Kapitelle von S.Vitale (Ravenna) |
S.Apollinare in Classe (Ravenna) |
Grabmal Theoderichs d. Gr
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