San Dorligo-Dolina
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San Dorligo-Dolina (Terra Italia) – Nur wenige wissen, dass man in der Provinz Triest, dem antiken Tergeste (info: www.comune.ts.it), schon seit 2000 Jahren Olivenbäume kultiviert. Auf der Varietät Bianchera-Belica, die der Bora, einem vom Balkan her wehenden, eisigen und stürmischen Wind standhält, wachsen große Oliven von dunkelvioletter Farbe. Sie haben viel Fruchtfleisch; eingelegt in Salzlake schmecken sie ausgezeichnet. Das gewonnene Extra-Vergine-Öl hat die pastellfarbene, grüne Tönung der Wiesen Istriens, den feinen Duft der Wälder des Karstgebiets und einen weichen Geschmack, der bei Tisch sehr gut zu Salaten aus Schalen- und Weichtieren des Adriatischen Meers passt. Das Öl ist außerordentlich rein, da die Bäume jedes Jahr nur einmal gegen die Ölfliege gespritzt werden. In den mittelmeerischen Gebieten Europas werden die Pflanzungen im Laufe weniger Monate dagegen sogar fünf- bis sechsmal mit Pestiziden behandelt.
Vor einigen Tagen wurde Boris Pangerc, dem Bürgermeister von San Dorligo della Valle (auf slowenisch Dolina), die Flagge der Nationalen Vereinigung “Città dell’Olio” (Städte des Olivenöls) verliehen. Dies bestärkt die am intensivsten der Olivenkultur zugewandte Gemeinde der Provinz Triest in ihrem Willen, Extra-Vergine-Öl hoher Qualität weiterhin nur in geringen Mengen zu produzieren. Das nächste Ziel ist es, vom italienischen Landwirtschaftsministerium die Anerkennung der DOP, d.h. der “Geschützten Herkunftsbezeichnung”, zu erhalten.
In den vergangenen Monaten wurde in einigen deutschen Blättern bekanntlich gegen das “sogenannte italienische” Öl polemisiert, nämlich gegen Extra-Vergine-Öl italienischer Herstellung aus spanischen und tunesischen Oliven. Die in den Olivenpressen der Provinz Triest aus der Biancheria (auf slowenisch “Belica”, weiß) gewonnenen Öle, die teilweise in die USA exportiert werden, sind dagegen 100% Made in Italy. Da viele Konsumenten gerne das Thema ,Nahrung’ vertiefen möchten, raten wir zu einer (leider noch nicht übersetzten) Veröffentlichung, die angesichts des Wirrwarrs so vieler Olivenöle in den Regalen behilflich sein kann, nämlich zum Band “Oli d’Italia” von Luigi Caricato (Mondadori, Oscar, 208 S., 8 Euro).
Der landwirtschaftliche Betrieb “Parovel” in San Dorligo-Dolina (info: pagroup@tin.it) liegt inmitten von Olivenhainen und Weinbergen, von Feigenbäumen und grünen Weiden. Er ist nur wenige Kilometer von der Adria und bewaldeten Bergen entfernt; Die slowenische Grenze erreicht man nach einigen Hundert Metern. Das Motto seines Gründers, Zoran Parovel, lautet: “Eine Familie, die ihren eigenen Grund und Boden liebt, erntet gute Früchte”. Wenn man die Qualität der von uns versuchten Produkte in Betracht zieht, darf man vermuten, dass seine Nachfolger dieses Motto buchstabengetreu beachtet haben. Das mit einem Mahlwerk aus Stein gewonnene, kaltgepresste Öl ist ausgezeichnet; es hat einem würzigen Geschmack und einen leicht pikanten Nachgeschmack.
Gut schmeckt auch der moussierende Weißwein, der aus einer istrianischen Malvasia-Traube gewonnen wird, die trockener als die italienische ist. Ein wahres “Bonbon” ist der Grappa mit Oliven, ein wohl ausgewogener Mittelweg zwischen dem Aquavit aus der Venezia Giulia und dem Bitterschnaps Süditaliens. Eine schriftliche Spezialerlaubnis, die zur Produktion einer begrenzten Menge dieses Branntweins erforderlich ist, geht noch auf die Zeit zurück, als dieses Gebiet der Herrschaft von Kaiser Franz Joseph unterstellt war.
(Forts. folgt)
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