In Italien ist das Publikum, das Sinfonie- oder Kammerkonzerte besucht, seit etwa zehn Jahren “versteinert”. In Rom beispielsweise besteht es aus einigen tausend Personen, freilich immer denselben, die über 40 Jahre alt sind. Das gleiche Problem existiert allerdings auch in anderen westlichen Ländern.
Nicht zufällig ging der diesjährige Preis “Omaggio a Roma” an den vor einem Monat in New York verstorbenen Isaac Stern, einen der besten Violinisten unserer Zeit. Der Vertreter der amerikanischen Botschaft bezeichnete ihn als einen “außergewöhnlichen Amerikaner und Weltenbürger”, als er am 29. September an seiner Stelle den Preis entgegennahm.
Mehr als zwanzig Jahre vorher war Isaac Stern nach China gereist, um junge Chinesen mit den Harmonien der klassischen westlichen Musik vertraut zu machen – kurz nachdem diese dem Wahnsinn des Maoismus und dem Fanatismus der Kulturrevolution entkommen waren. Die fotografischen Aufnahmen der lächelnden Gesichter jener chinesischen Studenten bzw. Studentinnen und des Maestro sind in einem Film aus jenen Tagen erhalten. Sie stellen den Schlussakkord jener Begegnung dar.