Europas. Die kleine Region in Süditalien, die sich über die Bergkette der
Apenninen erstreckt, ist fern der großen Verbindungswege (lediglich die
Adria-Autobahn streift sie im Osten). Die wenigen bewohnten Zentren
befinden sich in unwegsamen, einsamen Gegenden und sind von hohen, mit
Eichen, Ahornbäumen und Tannen bedeckten Bergen umgeben, über die Adler,
Sperber, Mäusebussarde und Falken kreisen. Die Steinhäusern der kleinen
mittelalterlichen Dörfer liegen unterhalb der Ruinen einer Festung, einer
Burg oder eines Adelsschlosses.
Vor einigen Tagen wurde der Presse die zum dritten Mal stattfindende
Veranstaltung “Piacere Molise” präsentiert. Sie umfasst eine Route mit
Weinproben und Mahlzeiten, die durch 23 Restaurants führt (zwölf in der
Provinz Campobasso und elf in der Provinz Isernia). Vom 15. Juli bis 30.
September werden nur traditionelle Speisen serviert, die aus typischen
regionalen Produkten zubereitet werden (www.piaceremolise.com ). Einige
Restaurants haben auch ein Hotel mit Übernachtungsmöglichkeit wie die
Azienda Agrituristica Cassetta in San Giuliano del Sannio oder die
Masseria Ricci in der Provinz Campobasso.
Die molisanische Küche beruht auf den Essgewohnheiten von Bauern und
Hirten; mit ihrerEinfachheit, ihrem intensiven Geschmack und viel
Brauchtum nimmt sie einen genauen Platz im Bereich der italienischen Küche
ein. Der molisanische Schriftsteller Enzo Nocera schreibt in seinem Buch
“Memorie del gusto” (edizioni Enne): “Wie sich einige Tier- und
Pflanzenarten schützen, muss man auch das schützen, was wir essen: die
Produkte und ihre herkömmliche Verarbeitung, das so genannte
‚Nahrungs-Handwerk‘… Man läuft nämlich Gefahr, dass Technologien und das
Gesetz der großen Märkte diese Produkte am Ende in den Katakomben bloßer
Erinnerung beerdigen.”
In Molise sind die herkömmlichen Mahlzeiten glücklicherweise noch frisch
und munter. Wir konnten im römischen Restaurant Rinaldo all’Acquedotto
einige Speisen versuchen, die ab 15. Juli auf der Wein- und Küchenroute
von “Piacere Molise” serviert werden.
Es sind dies die Festtagsgerichte molisanischer Bauernfamilien vor fünfzig
oder hundert Jahren: “Crostini” aus Dinkelbrot mit getrockneten Tomaten, ,
verschiedene Wurstsorten, Rouladen aus durchwachsenem Speck, Einlauf- und
Gemüsesuppen (mit Dinkel, Kichererbsen und “Cicerchie”),
“Briganten-Schlapphüte” (hausgemachte Nudeln mit traditionellem Ragout),
gebratenes Spanferkel, gegrilltes Berglamm, frische “Ricottine” (eine
Quarkspeise) mit bitterem Quittenmus und Traubensaft. Und schließlich die
Desserts: mit Sauerkirschen-Marmelade gefüllte “Ceppelliate”, “Tozzetti”
mit Mandeln, “Tarallini”, hausgemachte Petits Fours, Pfirsiche mit feiner
Füllung. Gut sind auch die Weine: der rote Ramitello der Farm Di Majo
Norante, der nach Sauerkirschen und Brombeeren schmeckt, und der Moscato
di Montavano.