Limone Piemonte (Terra Italia) – Oft ist es nicht die prächtige Rose oder
eine weithin leuchtende Sonnenblume, die unser Gemüt erregt, sondern ein
verborgen am Wegrand blühendes Veilchen. Genau dieses Gefühl überkommt
einen beim Besuch der von unbekannten Künstlern gestalteten Petrus-Kirche
von Limone Piemonte, einem Städtchen, das malerisch in den italienischen
Seealpen vor dem nach Ligurien und an die Côte d’Azur führenden Tenda-Pass
(1871 m) liegt und als rühriger Wintersportort bekannt geworden ist.
Das Innere des Gotteshauses ist von schlichter Anmut. Die Seitenwände sind
nicht durch Kapellen unterbrochen; Granitsäulen mit unterschiedlich
gestalteten romanischen Kapitellen tragen ein spätgotisches Gewölbe. Eine
mit Schnitzereien reich verzierte Kanzel aus Nussbaumholz ist der
Blickfang in der Mitte der Kirche (Baubeginn vermutlich 1363; der
romanische Turm ist noch älter). An der rechten Seitenwand befindet sich
ein großflächiger Barockaltar, der sich unaufdringlich in den Innenraum
eingliedert, da er seltsam “eindimensional” wirkt. Vergoldete Tafeln zu
Stationen im Leben Marias umgeben die in einer Nische stehende Statue der
Madonna mit dem Jesuskind. Ebenfalls in einer Nische steht an der
gegenüberliegenden Wand die bunt bemalte Figur des hl. Petrus, dem ein
Engel die Schlüssel zur Himmelspforte überreicht.
Es soll freilich nicht verschwiegen werden, dass der Anlass zum
Kirchenbesuch ein besonderer war: Nach zweijähriger Restaurierung wurde am
29. Juni der in neuem Glanz erstrahlende Bau wieder eröffnet. Die
“Autorità” – der Bürgermeister mit seinen Assessori, Carabinieri in
Galauniform und rotem Federbusch am Zweispitz, Militärpersonen mit Säbel –
waren im Kirchenschiff versammelt, der mit der Restaurierung beauftragte
Architekt und der Bischof von Cuneo und Fassano hielten kurze Ansprachen
und zum Schluss ertönte die neu installierte Orgel – alles wurde von den
Anwesenden mit freudigem Applaus bedacht. Nach der Zeremonie in der Kirche
gab es auf dem Marktplatz ein nächtliches Volksfest: Ein Büffet mit
Speisen aus dem Piemont lud zum Naschen ein und mit schnellen
Trippelschritten tanzte eine Folkloregruppe, der sich Paare aus der
Bevölkerung anschlossen.
Das 1294 m hoch gelegene Limone Piemonte ist eine mit großem Stolz
okzitanisch sprechende Gemeinde an der Bahnlinie Cuneo-Ventimiglia-Nizza,
die über 407 Brücken und durch 81 Tunnels verläuft; der längste davon
unterhalb des Tenda-Passes ist 8,1 km lang. In den 60er Jahren des
vergangenen Jahrhunderts war Limone der wichtigste Wintersportort der
italienischen Südwest-Alpen mit bis zu 35.000 Übernachtungen pro Tag. Auch
heute noch werden an einem Samstag oder Sonntag in der Hochsaison bis zu
25.000 Übernachtungen gezählt. Die Skipisten haben eine Gesamtlänge von 80
km, Wanderwege führen durch vier Naturparks, sodass wohl jeder Tourist auf
seine Kosten kommen kann (Informationen: Tel. +39-0171-929515; E-Mail:
iat@infolimone.it; www.infolimone.it).