weite Ebene mit Pappelwäldern, Mais- und Sonnenblumenfledern. Jedes der
Dörfer an der Strecke hat zumindest eine (leider oft
renovierungsbedürftige) Barockkirche vorzuweisen. Mit einem Schlag
verändert sich dann aber die Landschaft und man befindet sich inmitten
tiefer Täler und sanfter Hügel, die von mittelalterlichen Burgen gekrönt
und mit Weinstöcken bepflanzt sind. Über verschlungene Straßen gelangt man
auf die ‚Gipfel‘, und ebenso kurvenreich geht es wieder bergab. Dieses
liebliche Gebiet trägt den Namen “Langhe” und ist die Heimat so berühmter
Weine D.O.C., wie des kostbaren Barolo, des Barbaresco, des Nebiolo
d’Alba, des Barbera d’Alba, des Diano d’Alba und des Dolcetto. Camillo
Benso di Cavour, der erste Ministerpräsident des 1861 geeinten Italiens,
hatte dort seinen imposanten Stammsitz in Grinzane Cavour, heute eine
Vinothek und Feinschmeckerlokal mit Ausblick über die Wein-Berge.
Bei einem Aufenthalt in den Langhe darf der Besuch von Kellereien nicht
fehlen. Zwei davon sollen kurz vorgestellt werden, die Cantina Sociale von
Barolo und die Cantine Giordano in Valle Talloria di Diano d’Alba.
Die Kellerei Giordano (www.giordano-vini.com) wurde im Jahre 1900
gegründet und ist seit 1956 eine Familien-Aktiengesellschaft, die sich auf
den Direktverkauf von Weinen aus dem Piemont, aber auch aus anderen
Gebieten Italiens spezialisiert hat. Die Firma ist im Versandhandel
Marktführer in Italien und konnte im Jahre 2000 mit beeindruckenden Zahlen
aufwarten: 822.000 Kunden, 2.600.000 versandte Pakete und etwa 170
Mitarbeiter. Der Umsatz ist von 24 Mrd. Lire im Jahre 1988 auf 152 Mrd. im
Jahre 2000 gestiegen. Dabei wurden 18 Mio. Flaschen Wein abgefüllt. Der
Wein reift in 2000 Barrique-Fässern zu 225 Litern. Neuerdings hat Giordano
in Apulien eine zweite Großkellerei eröffnet, die u.a. den “Primitivo di
Manduria” keltert. Auch im Auslandsgeschäft ist Giordano tätig; 33% des
Umsatzes entfallen auf den Export. In Deutschland wirbt Giordano seine
Kunden u.a. durch Beilagen in überregionalen Magazinen wie dem SPIEGEL.
Die 178.000 deutschen Kunden bescherten Giordano einen Umsatz von 34 Mrd.
Lire.
Die Kellerei “Terre del Barolo” ist dagegen eine Genossenschaft, die 1958
von 22 Winzern der Langhe gegründet wurde und derzeit etwa 500 Mitglieder
umfasst, die ausschließlich lokale Weine der Langhe produzieren, darunter
den Barolo. Für diesen erlesenen Wein dürfen nur aus Nebbiolo-Trauben aus
elf Gemeinden der Langhe albesi verwendet werden. Er reift je nach
Jahrgang unterschiedlich lange in Eichenfässern aus Slawonien und dann in
der Flasche zu einem edlen, eleganten Trunk heran, der eine lange Lagerung
verträgt. Er muss zwei Stunden vor dem Genuss entkorkt werden und eignet
sich besonders zu gegrilltem rotem Fleisch, zu Wild, zu gereiftem Käse
sowie zu Trüffel-Gerichten. Nun denn: “Zum Wohl!” – selbst wenn es kaum
möglich sein wird, eine Flasche dieses granatroten “Königs der Weine” zu
erstehen, die weniger als 15 Euro kostet. Man wird jedoch durch einen
vollen, kräftigen, aber samtigen, harmonischen Geschmack und einen
angenehmen, intensiven und ätherischen Duft entschädigt.