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Puccini in und um Lucca

Die Opern von Giacomo Puccini erweisen sich mehr denn je als Publikumsmagnet. Von Lucca aus lassen sich leicht mehrere Puccini-Gedenkstätten erreichen

Puccini in und um Lucca

Text und Fotos: Richard Brütting

Lucca – Der Komponist wurde am 22. Dezember 1858 in Lucca an der Piazza Cittadella unweit der Kirche San Michele geboren; dort verbrachte er seine Kindheit und frühe Jugendzeit, und dort erhielt er ersten Musikunterricht. Das 1979 in seinem Geburtshaus eingerichtete Museum ist reich mit Manuskripten, originalen Möbeln und Erinnerungsstücken an den Maestro ausgestattet; vor allem befindet sich dort der Steinway-Flügel, den Puccini 1901 erwarb und auf dem er u.a. die Oper Turandot komponierte.

Ponte della Maddalena

Ponte della Maddalena
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Das Stammhaus der Musiker-Familie Puccini befindet sich in abgeschiedener Lage im Ort Celle dei Puccini. Sicher inspirierte der herrliche Ausblick auf die Berge und Wälder des Pedogna-Tals die Tonmeister, die über lange Jahre das Musikleben in Lucca dominierten. Giacomo Puccini selbst verweilte oft in Celle, zuletzt einige Tage vor seiner Abreise zur ärztlichen Behandlung nach Brüssel, wo er am 29. November 1924 verstarb. Familienerbstücke, darunter das Klavier, auf dem er teilweise die Oper Madama Butterfly komponierte, und das Grammophon, das er von Thomas Edison als Geschenk erhielt, bilden den Fundus einer romantischen Gedenkstätte, die von der Associazione Lucchesi nel Mondo verwaltet wird.

Das Teatrino von Vetriano mit seinen 99 Sitzplätzen und einer Fläche von 71 qm gilt als das kleinste „vollständige“ (d.h. mit Rängen und Logen bestückte) Theater der Welt (Das Torturmtheater im fränkischen Sommerhausen ist sicher noch kleiner, hat aber keine Ränge). Das Teatrino arbeitet mit der Mailänder Scala zusammen und führt auch Puccini-Opern auf. Entstanden ist es im Februar 1890 als Schenkung an einen Verein von 22 Mitgliedern der kleinen, abgelegenen Ortschaft Vetriano im Pedogna-Tal. Die Aufführungen beruhten häufig auf Texten, die von den Dorfbewohnern selbst verfasst waren. Üblicherweise brachten die Zuschauer ihre Sitzgelegenheiten von zu Hause mit, bis die Stühle meistbietend „adoptiert“ wurden, u.a. von Robert F. Kennedy. Nachdem das Teatrino in den 60-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu verfallen begann, gelangte es 1997 an den FAI (Italienischer Umweltfundus) und konnte am 28.9.2002 in Anwesenheit des Präsidenten des italienischen Senats wieder eröffnet werden. – Als Zugabe zu einem Ausflug ins Pedogna-Tal empfiehlt sich einen Fotostopp bei Borgo a Mozzano an der malerischen Teufelsbrücke (Ponte della Maddalena) aus dem 12. Jahrhundert: Der Teufel soll dem Erbauer der Brücke geholfen haben unter der Bedingung, dass ihm die erste Seele verfalle, die das fertige Bauwerk überquert. Nach Beratung mit einem Geistlichen, einem furbetto, jagte der Baumeister einen Hund über die Brücke und legte so den Teufel herein.

Vetriano, Teatrino

Vetriano, Teatrino
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Das Teatro del Giglio in Lucca, eine der ältesten Schaubühnen Italiens, wurde 1675 im Auftrag der Republik Lucca errichtet und nach seinem Verfall in der Revolutionszeit 1819 wieder eröffnet. Puccini trat hier als junger Pianist auf und wohnte später den Aufführungen seiner Opern bei. Derzeit findet im Giglio die Ausstellung „Puccini Theatre“ statt. Eindrucksvoll ist ein Flachrelief von Francesco Petroni aus dem Jahre 1911, das den Maestro zeigt. Fotos, Bühnenbilder und Kostüme aus den eigenen Opernaufführungen des Giglio beweisen die Verbundenheit Puccinis gerade mit diesem Theater.

Höhepunkt einer Puccini-Tour ist die Besichtigung seines als Museum eingerichteten Landhauses in Torre del Lago am See von Massaciuccoli, wo der Maestro seiner Motorsport- und Jagdleidenschaft frönte und zum großen Teil seine berühmten Opern, u.a. Manon Lescaut, La Bohème, Madama Butterfly und La Fanciulla del West, komponierte. Er ist in der Kapelle des Landhauses bestattet.

Puccini soll den Wunsch geäußert haben, eine seiner Opern „unter freiem Himmel“ zu hören. Dieser Wunsch ging gewissermaßen in Erfüllung, als 1930 in Torre del Lago die Freilichtbühne des Festival-Theaters am Massaciuccoli-See eröffnet wurde. In diesem Jahr stehen folgende Werke auf dem Spielplan: Madama Butterfly, La Bohème und Turandot sowie das Trittico (Il Tabarro; Suor Angelica; Gianni Schicchi). Selbst habe ich La Bohème im Rahmen einer von der Handelskammer Lucca organisierten Puccini-Tour besucht. Die Gesangsrollen, vor allem die weiblichen, waren hervorragend besetzt, das Bühnenbild opulent und naturalistisch – nur das Wetter wollte ebenfalls ein Wörtchen mitreden: Kaum war der Liebesseufzer „Amor!“ am Ende des 1. Akts verklungen, als der Himmel seine Schleusen öffnete und ein Wolkenbruch das Publikum in einen Saal vertrieb. Nach einer knappen Stunde war das nasse Zwischenspiel beendet, und die Oper konnte bis zu ihrem tragischen Schluss fortgesetzt werden.

Celle.Edison Grammophon

Celle.Edison Grammophon
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Info:

Museo di Casa Puccini. Celle dei Puccini. Pescaglia; Eintritt nach Vereinbarung; (Anruf bei der Associazione Lucchesi nel Mondo), Tel. +39 0583 467855 ; lucchesinelmondo@virgilio.it; www.lucchesinelmondo.it
Puccinis Geburtshaus: 55100 Lucca, Corte San Lorenzo 9; Eintritt 7.00 €, ermäßigt 5.00 €; Öffnungszeiten 1.4. – 31. 10.: 10.00 – 18.00 Uhr; 1.11. – 31.3.: Mo, Mi, Do 10 – 13 Uhr ; Fr, Sa, So 10.00 – 16 Uhr; Tel. +39 0583 584028; info@puccinimuseum.it; www.puccinimuseum.it
Ponte della Maddalena

Ponte della Maddalena

Teatrino, Vetriano di Pescaglia; Öffnungszeiten: 1. und 3. Sonntag im Monat, 15 – 18 Uhr. Führungen und Gruppen nach Vereinbarung; Tel. +39 0583 358131; Tel. +30 0583 358118; faivetriano@fondoambiente.it; www.fondoambiente.it
Puccinis Landhaus in Torre del Lago. Eintritt: Erwachsene 7.00 €; Kinder 3.00 €. Nach Voranmeldung Führungen auch auf Deutsch, Englisch und Französisch; kostenloser Audioführer auf Englisch.
Tel. +39 0584 341445; villamuseo@giacomopuccini.it; www.giacomopuccini.it
 
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