Italien- und Russlandforscher, hat uns kurz vor Vollendung seines
sechzigsten Lebensjahrs für immer verlassen. Sein Tod trifft alle hart,
die mit ihm verbunden waren und von ihm so zahlreiche Anregungen und
Schaffensmöglichkeiten erhalten hatten.
Bedeutende Dokumente des in den letzten Jahren gewachsenen Interesses der
deutschsprachigen Länder für das ,tatsächliche’ Italien sind die drei
Bände “Italien in Geschichte und Gegenwart” (1991), “Italien auf dem Weg
zur ‚zweiten Republik’. Die politische Entwicklung Italiens seit 1992″
(1995) und “Italien verstehen” (1997), deren Mitverfasser bzw.
Mitherausgeber Günter Trautmann gewesen ist. Mit mehr als 80 Artikeln hat
er zudem wesentlich zum Gelingen des “Italien-Lexikons” (1995, 1997)
beigetragen.
Das erste Werk liefert eine Gesamtsicht Italiens von der römischen Antike
bis zur aktuellen italienischen Europapolitik. Der Aufsatz “Politische
Kultur und nationale Identität – Italien in den neunziger Jahren”
untersucht nicht nur die italienische Dauerkrise, sondern ist auch eine
amüsante Auseinandersetzung mit Äußerungen von und über Spitzenfußballer
wie Salvatore Schillaci und Diego Maradona. Anhand dieser Symbolgestalten
hat Günter Trautmann aufgezeigt, welche Rolle massenmedialen Stars im
Seelenhaushalt Italiens zukommt. – “Italien auf dem Weg zur “zweiten”
Republik” ist eine unerschöpfliche und unersetzliche Fundgrube für alle,
die sich über die aktuellen Tendenzen der italienischen Politik
informieren wollen. – Das weitverbreitete Buch “Italien verstehen” enthält
einen Querschnitt durch alle wichtige Bereiche des gesellschaftlichen und
kulturellen Lebens Italiens. Programmatisch und hoffnungsvoll, aber auch
vorsichtig heißt es im “Vorwort”: “Negative Vorurteile lassen sich
korrigieren, flexibilisieren – und vielleicht auch ins Positive wenden.
Das wäre ein kleiner, aber wesentlicher und machbarer Schritt nach vorn in
einem zusammenwachsenden Europa”.
Unvergesslich bleibt das von ihm gestaltete Internationalen Seminar
“Visioni dell’altro paese” in Hamburg (1996) mit italienischen, deutschen
und russischen Teilnehmern. Im Anschluss daran hat er mit mir die
Tagungsakten unter dem Titel “Dialog und Divergenz. Interkulturelle
Studien zu Selbst- und Fremdbildern in Europa” (Frankfurt am Main: Peter
Lang 1997) herausgegeben. Die beiden folgenden Bände mit Tagungsakten –
“Dissens und Dialog. Italien, Deutschland und Russland im interkulturellen
Vergleich” (1999) und “Konflikt und Konsens. Deutschland, Italien und
Russland auf dem Weg zum vereinten Europa” (2001) – konnten in der Reihe
“Italien in Geschichte und Gegenwart” (Peter Lang Verlag, Frankfurt am
Main) erscheinen, deren Mitherausgeber Prof. Trautmann gewesen ist.
Günter Trautmann war ein stets hilfsbereiter und einfallsreicher Kollege
und Freund, der vielen von uns aufgrund seiner weitgefächerten Interessen
und Beziehungen über lange Jahre Ratschläge und Hilfen gegeben hat. Sein
Hingang ist ein schmerzlicher Verlust für alle, die sich für die
Verbesserung der internationalen und interkulturellen Beziehungen
einsetzen.