Terra Italia

Die – Stadt des Stahls‘ wendet sich der Industriearchäologie und dem

Paolo Gianfelici

Terni (Terra Italia) - Wenn man den Hauptort der gleichnamigen Provinz in

Umbrien besucht, kommt einem der Satz von Italo Calvino in den Sinn:

“An

einer Stadt genießt du nicht deren sieben oder siebenundsiebzig Wunder,

sondern die Antwort, die sie dir auf eine deiner Fragen gibt “. Im Lande

der “hundert Städte der Kunst” nimmt Terni einen ganz besonderen Platz

ein: Sein Ursprung liegt in der Antike, aber die Industrialisierung ab der

ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat das architektonische und

städtebauliche Aussehen seines historischen Zentrums stark verändert

(www.umbria2000.it, www.comune.tr.it, www.provincia.tr.it ).

Große Wasservorkommen haben aus Terni die bedeutendste Industriestadt

Mittelitaliens gemacht. Beim Besuch seiner Umgebung springt einem dieser

Gegensatz ins Auge: einerseits eine herbe und wilde Natur mit dem

Wasser-Schauspiel des Nera-Flusses, der 162 m tief in die “Cascata delle

Marmore” (Marmor-Wasserfall) hinabstürzt; andererseits in kurzer

Entfernung der Anblick schon seit Jahrzehnten verlassener

Industrieanlagen. Nach der Krise der 70-er und 80-er Jahre in der Eisen-,

Maschinenbau- und chemischen Industrie ist Terni jedoch in den letzten

Jahren wirtschaftlich wieder “zu Kräften gekommen”.

An den Wochentagen sind die 73 schönen und weiträumigen Zimmer und die

fünf Suiten des kürzlich renovierten Hotels “Michelangelo” vollständig von

italienischen und ausländischen Managern und Geschäftsleuten belegt. An

den Wochenenden sind allmählich immer mehr Touristen anwesend. Im

obersten, als Restaurant genutzten Stockwerk des “Michelangelo” kann man

die Spezialitäten der regionalen Küche kosten (Pizza mit Rucola und

zerteiltem Schafskäse aus Norcia, Ravioli mit Kichererbsen und Trüffeln,

Schweinehaxe mit Trüffelsoße) und gleichzeitig die Stadt und die

Landschaft aus der Höhe betrachten.

Was gibt es Besonderes in Terni zu sehen? Diese Stadt ist der wichtigste

Ort für die Industriearchäologie in Italien. In einem Territorium, das die

Valnerina ternana, die Ebene von Narni und die Niederung des

Velino-Flusses umfasst, befinden sich mehrere Dutzend aufgegebener

Kraftwerke und Elektrizitätsbetriebe, nunmehr unbewohnte

Arbeitersiedlungen sowie heute geschlossene Rettungsstationen, Schulen und

Ausbildungsstätten. Dies alles ist ein potentielles Freiluft-Museum, das

eine fundamentale Bedeutung für das Verständnis des

Industrialisierungsprozesses im Italien des 19. Jahrhunderts und während

des Faschismus darstellt, und zwar sowohl in Hinblick auf

Produktionsabläufe und Herstellungsprozesse als auch auf architektonische

und stilistische Lösungen für die Planung von Industrieanlagen und

Wohnhäusern. Zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert war die Kuppel des

großen Hammerwerks der Eisenwerke von Terni das Symbol der industriellen

Revolution und des Mythos der “Stadt des Stahls”. Man beginnt eben erst

mit der Renovierung und dem Wiedergebrauch dieses bedeutenden Monuments.

Bei einigen Kesselanlagen ist dies schon der Fall, so bei den “Officine

Bosco” von Terni; bei anderen ist man noch im Planungsstadium, so beim

elektrochemischen Werk von Papigno.

In wenigen Kilometern Entfernung von der Stadt befindet sich die “Cascata

delle Marmore”, ein obligatorisches Reiseziel bei einer Grand Tour, das am

Nachmittag besucht werden sollte, wenn aus dem Westen einfallende

Sonnenstrahlen auf das Wasser scheinen. Einige zehn Meter vom Wasserfall

entfernt, kann man mit Rafting-Schlauchbooten “losfliegen” und drei

Kilometer auf Stromschnellen dahinflitzen (Centro Canoa “Le Marmore”, Via

N. Piccinini, I-00199 Roma, Fax: 0030-06-86212249).

Zehn Kilometer weiter erstreckt sich der kleine “Lago di Piediluco”. Er

ist zwischen grünen Hügeln eingezwängt und teilt sich in mehrere Arme mit

kristallblauem Wasser. An seinem Ufer liegt das von einer Burg überragte

Dorf Piediluco. Wie jedes Jahr wird vom 28. Juni bis 6. Juli 2001 die

“Festa delle acque” (Wasserfest) gefeiert, bei der Boote mit Allegorien

zum Thema der Sommersonnenwende den See befahren und nächtliche

Schauspiele auf dem Wasser stattfinden.

Piediluco ist ein nationales und internationales Wassersportzentrum für

Kanufahrer. Aber außer Wettkämpfen kann jedermann auf dem See Kanus für

Fluss- und Slalomfahrten benutzen. Ein künstlicher Kanal, der Wasser mit

hohem Druck in das Seebecken fließen lässt, schafft ideale Bedingungen, um

die grundlegenden Techniken des Kanufahrens in Fließgewässern zu lernen

und auszuüben ( Centro canoa “Le Marmore”).

Eine interessante Erfahrung ist es, ein ökologisches Boot zu besteigen, um

den See zu durchqueren und alle seine Verästelungen zu erforschen. Den

Velino kann man auch flussaufwärts befahren (Geschwindigkeit fünf Knoten),

Coop Velino, Via IV novembre, 73 Piediluco (Terni). Tel. 0039-0774-368555.

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