berücksichtigt er mehrere Faktoren: den Preis der angebotenen Leistungen
im Verhältnis zur Qualität, den Wert der Kunstschätze und der
Naturschönheiten des Landes, das er besuchen will, und schließlich die
Sicherheit seiner eigenen Person und seines Besitzes. Nun, Italien hat den
Ruf eines sehr unsicheren Ortes hinsichtlich der körperlichen
Unversehrtheit der Touristen und ihrer persönlichen Habe (Auto und
Geldbörse).
Der kürzlich von Innenminister Enzo Bianco der Presse vorgestellte
“Rapporto sulla sicurezza in Italia” (Bericht über die Sicherheit in
Italien) enthält eine Reihe von Daten und Einschätzungen, die ein
bestimmtes Cliché vom “Bel Paese” als einem Ort, wo einem alles zustoßen
kann, teilweise bestätigen, teilweise aber auch widerlegen. Übergehen wir
die Ausführungen über die Mafia, die Camorra etc. – ihnen gegenüber hat
der Staat in den letzten zehn Jahren wirkungsvolle Abwehrmaßnahmen
durchgeführt; außerdem hat die organisierte Kriminalität den Aufenthalt
der vielen Millionen ausländischer Touristen in der Vergangenheit nicht
sonderlich beeinträchtigt.
Die von den Urlaubern gefürchteten Gefahren sind anderer Art: der
Handtaschenraub, der Taschen- und der Autodiebstahl. Wenn man den Bericht
liest, entdeckt man mit Erstaunen, dass der “scippo” (Handtaschenraub),
das Symbolverbrechen Italiens, sehr stark zurückgeht: Von 1971 bis 1991
hatte der “scippo”, ein Verbrechen gegen das Eigentum unter Einsatz von
Gewalt, um das Zehnfache zugenommen (von 13 auf 131 Fälle pro 100.000
Einwohner). In den 90-er Jahren ist der Handtaschenraub dagegen merklich
zurückgegangen (58 Fälle pro 100.000 Einwohner im Jahr 1998). Die
Taschendiebstähle, ein zwar gewaltloses, gewiss aber sehr verächtliches
Verbrechen, vor allem wenn die Taschen von jemand geleert werden, der sich
weit von zu Hause aufhält, erreichten ihren Höhepunkt im Jahre 1991,
begannen dann abzunehmen, um nach 1996 erneut anzusteigen. Wahrscheinlich
hat die Verbesserung der Lebensbedingungen der italienischen Bevölkerung
den “Verzicht” auf die örtlich begrenzte Kriminalität zugunsten sehr
riskanter und wenig einträglicher Formen von Verbrechen bewirkt. Im
Gegenzug haben ausländische Immigranten diese Lücke teilweise ausgefüllt.
Taschendiebstähle, Wohnungseinbrüche und “scippo” verteilen sich sehr
unterschiedlich auf Nord- und Süditalien. Die beiden ersten Delikte sind
eher in mittel- und norditalienischen Regionen verbreitet, der
Handtaschenraub dagegen in Süd- und Inselitalien. In welchen Städten ist
das Risiko am größten? Bei den Taschendiebstählen liegt Venedig an der
Spitze, gefolgt von Bologna, Mailand, Florenz, Rom, Genua, Turin, Neapel,
Palermo, Bari und Catania. Beim Handtaschenraub ist dies Bari, dann kommen
Neapel, Catania, Florenz, Palermo, Mailand, Bologna , Rom, Turin, Venedig
und Genua.
Ein ‚positiver‘ Trend zeigt sich bei den Autodiebstählen: Während 1991 in
Italien 356.000 Fahrzeuge gestohlen worden waren, lag die Rate im Jahre
2000 bei ‚nur‘ 216.000 Einheiten. Wenn wir jedoch einen Vergleich mit
anderen europäischen Ländern machen, so ist die Wahrscheinlichkeit, sein
eigenes Auto nicht mehr dort anzutreffen, wo man es geparkt hatte, in
Italien höher als in anderen Ländern (ausgenommen Frankreich): In Italien
werden pro 100.000 Einwohner 500 Autos gestohlen (gegenüber 350 in
Spanien, 180 in Griechenland und etwas mehr als 100 in Deutschland).
Eine tröstliche Zahl ist die allgemeine Abnahme der Tötungen, auch in
Süditalien. 1999 wurden in Italien 805 Morde begangen, in Deutschland 1006
und in Frankreich 952. Die Zahl der Morde in den europäischen Großstädten
verdeutlicht den Grad der Sicherheit in Italien: 1999 gab es in Rom 26
Morde gegenüber 105 in Paris, 86 in Berlin, 79 in Athen und 48 in Madrid.
Die Daten für das Jahr 2000 sind nicht anders – ein schönes Ergebnis für
die Ordnungshüter, wenn man bedenkt, dass im Jahr des Großen Jubiläums 25
Millionen Pilger in die italienische Hauptstadt gekommen sind.