Terra Italia

Treffen der europäischen Naturparks in Norcia: Umweltschutz und wirtschaftliche Entwicklung

Paolo Gianfelici:

Norcia (Terra Italia) - In Norcia, dem Hauptort des Nationalparks der Monti Sibillini (Umbrien), ist am 4. Oktober der Jahreskongress der Organisation EUROPARC, die einige wichtige Naturschutzgebiete Europas vertritt, zu Ende gegangen.

Die Schaffung neuer Arbeitsplätze, innovative Berufsbilder sowie die Notwendigkeit, den Umweltschutz mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Territoriums in Einklang zu bringen, waren einige der Themen, die bei dieser Tagung diskutiert wurden.
Der erst vor kurzem geschaffene Nationalpark der Monti Sibillini ist 700 qkm groß, hat zwanzig über 2000 m hohe Berge und umfasst achtzehn Gemeinden. Die örtliche Bevölkerung widersetzte sich heftig dem Vorhaben, da sie im Naturschutz ein Hindernis für die freie Nutzung der Ressourcen sah. Das Projekt ist jedoch bestimmt kein Hindernis für den Tourismus, ganz im Gegenteil.
Norcia (5000 Einwohner; Kontakt: www.norcia.net), hat ein
mittelalterliches Aussehen und ist von Eichen-, Buchen-, Ahorn und Kastanien-Wäldern umschlossen. Der Ort liegt fern der großen Verkehrswege, ist aber leicht erreichbar, sei es von der Autobahn Florenz-Rom, sei es von der Autobahn Rimini-Pescara aus. Zahlreiche Erdbeben haben die Kleinstadt im Laufe der Jahrhunderte teilweise zerstört. Aus
Sicherheitsgründen wurde sie mehr in horizontaler als in vertikaler Richtung wieder aufgebaut. Gewiss gibt es in Mittelitalien schönere und interessantere Kunststädte, aber in fast keiner anderen habe ich ein so ausgeglichenes Verhältnis zwischen der Natur und dem menschlichen Tun
angetroffen. Bekanntlich hat die Gegenwart des Menschen in weiten Teilen Italiens das Übergewicht; manchmal verhält sich dieser aufdringlich und usurpatorisch gegenüber den Schönheiten der Natur, die oft ihr ursprüngliches Aussehen verloren haben und umgestaltet erscheinen.
Von der Piazza San Benedetto di Norcia, wie auch vom Corso, sind streng alle Autos verbannt. Wenn man dort in einem Café sitzt, kann man gleichzeitig den Blick auf das Rathaus, auf die Castellina, eine gewaltige Burg aus dem 15. Jahrhundert, auf die Fassade der Kirche San Benedetto und das Grün der nur wenige hundert Meter entfernten Wälder und Felder genießen. Jedoch nicht nur das: Die Natur ist auch innerhalb der Mauern des Städtchens anwesend. Hinter den Häuserfassaden öffnen sich häufig Höfe mit Zier- und Gemüsegärten. Wasser ist in diesem Gebiet reichlich vorhanden. Eine wirkliche Umwelt-Rarität sind die “Marcite”, Feuchtwiesen mit Futtergräsern. Diese Stellen waren einst für Mensch und Tier gefährlich, da man dort zu versinken drohte.
In Norcia selbst gibt es einige gute Hotels. Wer allerdings mehrere Tage inmitten der Natur zu verbringen wünscht, sollte eine Anlage wie das Hotel Hermitage (http://www.egm.it/hermitage) aufsuchen, das, wenige Kilometer von der Piazza San Benedetto entfernt, am Fuße der Monti Sibillini liegt.
Zum Schluss einige gastronomische Anmerkungen: In Rom ist das Wort “norcino” ein Synonym für den Metzger, der Schweine schlachtet. Die “coglioni di asino” (Eselshoden) sind gewaltige Würste von charakteristischer Form, die mit grobem Mett aus abgehangenem Schweinefleisch gefüllt sind (der Esel hat hiermit nur aufgrund der Proportionen seiner Geschlechtsteile etwas zu tun). Die hauptsächliche
Spezialität von Norcia ist der Tuber melanosporum, besser bekannt als “Tartufo nero di Norcia” (schwarzer Trüffel von Norcia), der besonders gut auf Nudelgerichten, mit “crostini di pane” (geröstete Brotscheiben), aber
auch in der Füllung von Pralinen schmeckt.

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