Die Granitstadt Tempio Pausania
(Foto: R. Brütting) |
Typische Gasse in Sassari
(Foto: R. Brütting) |
Olbia (Tid-press) – Der unschätzbare Vorzug eines Urlaubs in Sardinien ist eine weitgehend unberührte Natur. Die Sandstrände mit ihrem aquamarinfarbenen bis smaraggrünen Wasser, wie in Batos oder in San Teodoro (la Cinta), sind meist öffentlich und kostenfrei zugänglich. Ratsam ist es, für den gesamten Aufenthalt oder wenigstens für einige Tage einen Leihwagen zu mieten, am besten vom Heimatland aus. So kann man Ausflüge zu den Badeorten Porto Rotondo oder Porto Cervo machen und einen Blick auf die Luxusyachten der High Society und mondäne Villen werfen, die derzeit bevorzugt von russischen Neureichen aufgekauft werden.
Wer dagegen Sehnsucht nach Vergangenem verspürt, sollte von Palau aus mit der Schmalspurbahn „Trenino Verde“ eine malerische Reise durch Korkeichenwälder und vorbei an zerklüfteten Felsen nach Tempio Pausania unternehmen. Das einstige Zentrum der Gallura – es hieß zur Zeit der Römer Gemellae – ist wegen seiner imposanten Granitfassaden berühmt. In der Nähe liegt der Nuraghe Majori, ein Zeugnis der schriftlosen Nuraghenkultur, die in der Mittleren Bronzezeit etwa 1600 v.Chr. begann und mit der Invasion der Karthager im 6. Jahrhundert v.Chr. ihr Ende fand. Durch das kreisförmige, aus gewaltigen Granitblöcken errichtete Bauwerk führt ein Korridor, von dem zwei Räume mit Abdeckungen in Form von Scheinkuppeln (Achtung: Fledermäuse!) abzweigen. Von einem Innenhof führt eine Steintreppe in den ersten Stock mit einer Terrasse, die einen Rundblick über das Waldgebiet zu anderen Nuraghen bietet.
Als Alternative zum „Trenino Verde“, der nur einmal am Tage verkehrt, bietet sich eine Fahrt mit einem Retro-Zug der Staatsbahn z.B. von Olbia nach Sassari an, von wo aus man mehrmals am Tag nach Olbia zurückfahren kann. Die Strecke führt durch fast menschenleere Landschaften mit bizarren Felsformationen. Sassari selbst ist eine ruhige Universitätsstadt mit pittoresken Gassen und einigen bemerkenswerten Bauwerken. Eindrucksvoll ist die Fassade des Doms San Nicola im spanischen Barock. Die aus dem 13. Jahrhundert stammende, im 15. Jahrhundert ebenfalls im Barockstil umgebaute Kirche Santa Maria di Betlem war bei meinem Besuch gerade für eine Hochzeitsfeier hergerichtet. Wahrzeichen der Stadt ist der mit Skulpturen reich verzierte Rosello-Brunnen aus weißem und grünem Marmor.
Ein Besuch in Sardinien erfordert etwas Abenteuergeist – man kann schon einmal auf eine Straße geraten, die sozusagen im Nichts endet, und den Hinweisen auf Verkehrsschildern ist nicht hundertprozentig zu trauen. Wer die Überfahrt mit der Fähre zur Insel Maddalena unternimmt, sollte anstelle eines Besuchs der überlaufenen Stadt La Maddalena besser eine Panorama-Rundfahrt um die Insel machen und die weite Aussicht von einem der Hügel aus genießen oder sich an einem der feinsandigen Strände mit einem Bad erfrischen. Einer der schönsten Badeplätze der Insel trägt den Namen „Bassa Trinità“. Zur Insel Caprera führt von Maddalena aus ein schmaler Damm, aber das sog. Garibaldi-Museum – angeblich eine der am meisten besuchten Gedenkstätten Italiens – kann man sich wohl ersparen. Außer nostalgischen Gefühlen wird man kaum neue Erkenntnisse über die historische Rolle des italienischen Nationalhelden erhalten. Die ausgestellten Gegenstände sind kaum beschriftet, und man findet auch keine der für ein modernes Museum unerlässlichen Schautafeln mit Erläuterungen.
Ein besonderes Erlebnis sind Schiffsausflüge entlang der Costa Smeralda zum Archipelago di La Maddelena. Die Fahrt beginnt beispielsweise um 9.00 Uhr in Cannigione, führt zuerst nach La Maddalena und dann zu weiteren Inseln des Archipels, wo geankert wird und Badestopps vorgesehen sind. Rückkehr gegen 17.30 Uhr.
Info: Tel. +39-0789-869030.
Der Nuraghe Majori (Foto: R. Brütting)
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S.Maria di Betlem (Foto: R. Brütting)
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