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Friauls antiker Glanz

In Cividale del Friuli bewundert man die Kunst der Langobarden und erlebt eine angenehme Alltäglichkeit

Friauls antiker Glanz

Text und Fotos: Paolo Gianfelici

Cividale-Paolo-Gianfelici

Cividale – Die Kunst der Langobarden kann man leicht erkennen: An der „Ara di Rachis“, einem mit Reliefs geschmückten Marmoraltar, der im „Museo cristiano e tesoro del duomo“ in Cividale del Friuli (Friaul) aufbewahrt ist, ist kein Zentimeter frei. Der horror vacui charakterisiert die Kunstobjekte dieser Bevölkerung, die Pavia (in der Nähe von Mailand) als Hauptstadt ihres Reiches aussuchten. Wenn man jedoch denkt, dieser Altar sei mit derselben weißen Eleganz entworfen worden, die man jetzt sieht, irrt man sich sehr. Die jüngsten Studien zu den Farbspuren, die man noch vorfinden kann, haben eine verblüffende Wahrheit ans Tageslicht gebracht. Um diese den Besuchern zu erläutern, läuft ein Video, das die Figur Christi farbig erscheinen lässt und die ganze Marmorfläche mit grellen Farben füllt. Der Erlöser trägt eine türkisfarbene Tunika mit einem violetten Gewand. Zwei goldene Engel stehen ihm zur Seite, und weitere vier Himmelswesen im bunten Gewand halten mit großen, unproportionierten Händen einen grünen Kranz, in dem sich Christus befindet. Während ich auf den farbenfrohen Altar schaue, wird mir die Direktorin des Museums vorgestellt.

Die Kunst der Langobarden in Cividale del Friuli

Die Präsenz der Langobarden in Cividale kann zu einem spannenden roten Faden werden, der die schönsten Seiten der Stadt vorstellt. Nach dem Besuch dieses Museums – neben der Ara kann man auch das Callisto-Baptisterium bewundern –, ist es mögliche, im archäologischen Museum eine reichhaltige Sammlung von Funden aus langobardischen Grabstätten anschauen. Mehr Emotionen gibt aber die Besichtigung des bekannten „Tempietto Longobardo“, der sich im Kloster von Santa Maria in Valle befindet. Von diesem Tempietto hört man sehr viel in Cividale, auch wenn man es noch nicht gesehen hat. Die Erwartung ist deshalb groß und wird nicht enttäuscht. Die Verzierungen sind grandios: Fresken, Stuckarbeiten mit Blumenmotiven, Säulen, Kapitellen und einer Reihe von weißen, weiblichen Figuren, die mit Tunika und Umhang bekleidet sind und den Blick fangen. Von ihrer Präsenz kommt eine Feierlichkeit, die man nicht übersehen kann.

Cividale blickt auf den Fluss Natisone. Direkt am Ausgang des Tempietto wurde ein Panorama-Weg kreiert mit bildhübschem Ausblick auf diesen Balkon der Stadt. Weiße Glyzinien bewegen sich im Wind. Das hellblaue, klare (und sehr kalte) Wasser fließt mehrere Meter tiefer. Einige alte Häuser mit Blick auf diese natürliche Seite der Stadt schauen wie eine perfekte Theaterkulisse aus: Cividale ist hier so schön wie seine langobardischen Kunstschätze. Am Abend darf man nicht den Aperitif auf der zentralen Piazza del Duomo verpassen: ein Glas Rotwein (die bekannte Weinsorte ist hier Refosco dal peduncolo rosso) mundet unvergesslich unter dem eckigen, weißen Laubengang mit Blick auf die Domfassade.

Info:
Comune di Cividale del Friuli (Udine)
www.cividale.net
 
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