Terra Italia

Essen und TrinkenZwiegespräch der Sinne in der Wine Academy

Paolo Gianfelici



 In Rom finden auf der Gartenterrasse des “Palazzetto” an der Piazza di Spagna fortwährend Kurse statt, wie sich Speisen und Weine miteinander kombinieren lassen.

Rom (Tid-press) – “Wenn ich gezwungen wäre, mich mit einer einzigen Flasche Wein auf eine einsame Insel zurückzuziehen, würde ich weder einen Burgunder noch einen Barolo wählen; ich nähme einen Riesling Trockenbeerenauslese mit”. Ich notiere ich diese Behauptung aus dem Mund von Ian Domenico D’Agata, einem der bedeutendsten italienischen Wein-Experten, beim Betreten der Aula der International Wine Academy, in der gerade ein Kurs über die großen Rieslinge aus Deutschland stattfindet. Die Wine Academy hat ihren Sitz im Erdgeschoss des Palazzetto, eines Gebäudes aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, das zwei Schritte von der Piazza di Spagna entfernt ist.

Roma: Trinità dei Monti

Il Palazzetto

Heutzutage spricht man von Weinbergen und Weinen überall zuviel – in Italien und anderswo –, und dabei schäumt das Gespräch oft über. In dieser Academy dagegen verwendet man eine klare, präzise, bündige und polyglotte Sprache. Alle Ausführungen werden konsekutiv ins Englische übersetzt – ein idealer Ort für den ausländischen Besucher sowie für den Experten und Weinliebhaber, der nur wenig Zeit hat.

Ein halber Tag in full immersion dient dazu, die Techniken der Weinverkostung, die bedeutendsten italienischen Weine, die zu ihrer Herstellung verwendeten Trauben und das komplizierte System der Siglen kennen zu lernen. Man erfährt die Namen der Kellereien, auf die man achten sollte – auch in Hinblick auf das beste Verhältnis von Preis und Qualität. Es folgt ein Mittagessen im Restaurant des Palazzetto, bei dem die Grundprinzipien der Kombination von Speisen und Wein erläutert werden.

Die Seminare der Wine Academy über die italienische Weinproduktion finden auch zu bestimmten Themen statt: Weiß- bzw. Rotweine, Süß- und Schaumweine, einheimische Rebsorten. Oder es finden Treffen mit einem Winzer statt, bei denen der Betrieb eines Weinguts analysiert wird. Wer über mehr Zeit verfügt, kann in mehrere Unterrichtseinheiten gegliederte Kurse (die immer zweisprachig Italienisch-Englisch sind) über die italienischen bzw. französischen Weine und die jeweiligen Anbaugebiete oder über die Weine der gesamten Welt besuchen

Der Direktor der Academy, D’Agata, ist nicht nur ein Weinkenner, sondern auch ein tüchtiger Dozent, dem es dazu gelingt, das jeweilige Thema in unterhaltsamer Form zu behandeln. Dies ist ein bemerkenswertes Faktum, weil sich in der Weinkunde viele Spezialisten noch in einer abstrusen, geschraubten Sprache ausdrücken und eine falsche, oft langweile Poesie verwenden.

Ich rate dazu, die Website der Academy zu besuchen und aus den zahlreichen Vorschlägen für Kenner und solche, die es noch nicht sind, den jeweils interessantesten auszuwählen und dann nach dem Seminar in die oberen Stockwerke des Palazzetto zu gehen. Der Raum im zweiten Stock ist unterteilt in eine Bücherei mit weingastronomischer Literatur, eine Weinbar, die eine Weinkarte mit mehr als 400 Marken führt, und eine Gartenterrasse. Bei einem Rundblick wird einem die außergewöhnliche Lage des Gebäudes im historischen Zentrum von Rom bewusst. In diesem Palast aus dem 19. Jahrhundert können das Auge, der Geschmack, der Geruchssinn und der Gaumen oft vergessene Harmonien in einem unaufhörlichen Zwiegespräch der Sinne wieder finden.

Info:

International Wine Academy
Vicolo del Bottino, 8
00187 Roma
Tel. +39-06-6990878

www.wineacademyroma.com

(Übersetzung: Richard Brütting)

18.02.2006

Wine Academy

Foto Tid-press
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