Text und Fotos: Valerio Magini
Brescia – Belebte Alltäglichkeit im Schatten der alten Mauern von Venedig: Alessandro Milesi malt den Fischermarkt, und schon befinden wir uns in einer Kunstrichtung der Moderne, die die Farben zusammenmischt und sich auf Einzelheiten konzentriert. Anders sieht es im Karneval von Luigi Querena aus, der etwas früher als Milesi lebte und das typisch venezianische Fest mit delikaten Farben, aber in etwas belehrender Weise wiedergibt. Hin und zurück durch zwei Jahrhunderte (18. und 19. Jahrhundert): Die Ausstellung „Lo splendore di Venezia“ (Brescia, Palazzo Martinengo, bis 12. Juni) ermöglicht es, auf Gemälden einen umfangreichen Blick auf Szenen der Vergangenheit in einer der schönsten Städte der Welt zu werfen. Venedig ist wie ein Traum. Palazzi, die wie Spitzen aussehen, Kanäle statt Straßen, Farben, die den Tag zwischen Himmel und Meer erhellen. Viele der hundert Bilder der Ausstellung, dessen Untertitel „Canaletto, Bellotto, Guardi
und die Vedutenmaler des Ottocento“ lautet, haben sich an bestimmten Momenten des Tages inspiriert: der Sonnenuntergang von Carlo Grubacs, der Tagesanbruch von Guglielmo Ciardi, aber auch ein Spektakel der Natur wie die Sonnenfinsternis am 6. Juli 1842. Venedig sieht immer wie ein Bühnenbild aus, und schon die Vorstellung, dass man diese Stadt noch immer bewundern kann, ist eine Reise wert.
Da in Venedig die wichtigsten Verbindungswege mit Wasser gefüllt sind, sieht man auf vielen Bildern Segelboote, Gondeln und kleinere Wasserfahrzeuge, die Personen und Waren durch die Lagune transportieren. Elegante Damen, einfache Menschen – jeder ist in Venedig der Hauptdarsteller einer lebendige Komödie, wie der des berühmten Dichters Carlo Goldoni. Ein Bild von Federico Moja schildert ein immer gegenwärtiges Problem der Lagunenstadt: Das Hochwasser kommt mit der Flut der Adria nach Venedig, und auf diesem Gemälde sieht man Boote, die direkt vor dem Eingang der Markus-Basilika schwimmen. In einem Traum zu leben, kann auch problematisch sein.
Info
„Lo splendore di Venezia. Canaletto, Bellotto, Guardi e i vedutisti dell’Ottocento”
Brescia, Palazzo Martinengo, bis 12. Juni.