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Der Kaschmir und die Pflege der Würde des Menschen

Der Cucinelli-Gedanke: Ein erfolgreicher Unternehmer sein und die Harmonie mit der Schöpfung fördern. „Die künstliche Intelligenz ist eine Stadt, in der wir leben müssen. Warum sollten wir Angst davor haben?“

Der Kaschmir und die Pflege der Würde des Menschen

Text: Elvira D’Ippoliti, Fotos: Carlo Cecchini

„Wir gehen auf eine so schöne Welt zu, dass mich nichts beunruhigt“, sagt Brunello Cucinelli während des Treffens mit der Auslandspresse in Rom und machte so seine Haltung klar. Der erfolgreiche Unternehmer und Schöpfer von Luxuskleidung möchte nicht über Zahlen und Investitionen sprechen. Das Thema des Treffens hat sich als viel faszinierender und fesselnder erwiesen. „Ich habe das Unternehmen immer als Italiener geführt, aber stets auf Griechisch gedacht“, erzählt er. „Die Griechen haben mein Leben erleuchtet. Zwischen 400 und 800 v. Chr. lebten sie in Harmonie. Wir hingegen haben die Harmonie gerade vergessen.“

Gleichgewicht ist ein Konzept, das auf jeden Lebensbereich anwendbar ist, und Cucinelli lädt uns ein, „alle ein wenig innezuhalten, um ein gesundes Gleichgewicht wiederzufinden“. Auch, oder vor allem, mit der Schöpfung, indem wir die Dinge so annehmen, wie sie sich uns präsentieren. Mit Zitaten von Marc Aurel bis Rousseau, über Thomas Morus und Alessandro Manzoni, gleicht das Zuhören von Brunello Cucinelli einem Galopprennen durch ein Feld, in dem das Gras der Zukunft wächst und nur darauf wartet, von prächtigen Blumen geschmückt zu werden.

Es ist unmöglich, an die kommende Welt zu denken, ohne das Thema der gegenwärtigen und vor allem der künftigen künstlichen Intelligenz anzusprechen. „Ich glaube, künstliche Intelligenz ist wie eine Stadt, in der wir leben und arbeiten müssen. Ich sehe keinen Grund, warum wir Angst davor haben sollten“. Anstatt die Aufforderung von Cato dem Älteren zu folgen, mit der Absicht Karthago zu zerstören, ist es besser, Hannibals Gedanken anzunehmen, einen Weg finden oder einen neuen bauen. Cucinelli setzt diesen Gedanken vor allem in seinem Unternehmen um. „Italien ist ein Land großer Hersteller von Qualitätsprodukten. Deshalb muss ein Arbeiter auf eine völlig neue Weise behandelt werden“, auch aus wirtschaftlicher Sicht. Es gilt also, einen neuen Weg zu bauen, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, handwerkliche Berufe auszuüben. „Ich kenne niemanden, der seinem Sohn oder seiner Tochter rät, Schneider zu werden“, schließt er ab.

Auch die Arbeitsplätze müssen schön sein, und da die Harmonie mit der Schöpfung auch Ausgewogenheit zwischen den Menschen erzeugt, sind Freundlichkeit, Respekt und Achtsamkeit – auch gegenüber den Gefühlszuständen anderer – unverzichtbare Bausteine, um ein Haus oder besser ein Unternehmen zu bauen, das Gewinn bringt, ohne die Würde der Menschen zu vergessen. Und wenn er es geschafft hat, warum sollten es andere nicht auch können?

www.brunellocucinelli.com

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