Text und Fotos: Elvira D’Ippoliti
Venedig – „Hotels sollen in Zukunft immer mehr Orte der Kreativität werden“, sagt Lorenza Lain, Direktorin des Venezianischen Ca’ Sagredo. Das Fünf-Sterne Luxury Hotel mit viel Geschichte befindet sich in einem Palazzo des 15. Jahrhunderts. Fresken, Marmorstatuen und ein wunderbarer Blick auf den Canal Grande: Im Ca’ Sagredo sind sicherlich Kunst und Komfort zuhause, doch die „Associazione Veneziana Albergatori“ gibt sich damit und mit vielen anderen Prachtstücken in ihren Häuser nicht zufrieden. Was kann heutzutage in Venedig kreativ und qualitativ attraktiv sein? Die Antwort kam für die Gesellschaft der venezianischen Hoteliers von der Feier des Jahrestages der Errichtung des Ghettos. Am 29. März 1516 verordnete der Senat der Serenissima, dass ungefähr 700 Bürger jüdischer Religion in einem isolierten Teil der Stadt leben sollten. Gerade hier befand sich früher der Sitz einer Gießerei, einer „Geto“, die von da an Stadtvierteln den Namen gegeben hat, in denen Minderheiten leben.
Das Ghetto ist jetzt einer der faszinierenden Stadtteile von Venedig. Zur einzigartigen Atmosphäre gehören die Besichtigung des Museums und der historischen Synagogen sowie der Genuss der Koscher-Küche. Mit den Hotelpaketen „Die 500 Jahre des Venezianischen Ghettos“ finden die Gäste alle die Angebote, die sie durch die Geschichte des jüdischen Viertels führen können und ihnen noch dazu Traditionen, wie die der Gastronomie, vermitteln. Mit dem „Cooking Class Package“ lernt man Pizza zu backen, ein komplettes Essen vorzubereiten. Dazu kommen typische Süßspeisen, alles in der Koscher-Tradition, die auch eine Garantie für gesundes Essen ist. Für diejenige, die nicht den Luxus der Fünf- oder Vier-Sterne Hotels erleben wollen, können die Pakete auch an Drei-Sterne Hotels oder Guest Houses angepasst werden.
Info:
Associazione Veneziana Albergatori
500 anni del Ghetto di Venezia
Von großem Interesse sind die Hintergründe der Entstehung des Ghettos von Venedig: Seit langem beruhten die blühenden Handelsgeschäfte der Serenissima auf dem Kreditwesen, das von in Venedig ansässigen Juden dominiert war. Denn einerseits war es Christen untersagt, Geld gegen Zins zu verleihen, andererseits waren die Juden von den meisten Berufen ausgeschlossen, allerdings nicht von Geldgeschäften. Dies änderte sich, als Papst Julius II. die 1508 gegründete Lega von Cambrai verließ und sich mit Venedig gegen Frankreich verbündete. Um mit göttlicher Hilfe den Ansturm der feindlichen Truppen der Lega von Cambrai von der Serenissima abzuwehren, forderten nun Prediger des Ordens der Franziskaner, aus der Stadt sollten alle sündigen Elemente verbannt werden, darunter die Juden, die ja als die Mörder Jesu Christi galten. Daraufhin wurden die Juden zu einem Fremdkörper in Venedig erklärt und gezwungen, im „Ghetto“ zu wohnen. Dies bedeutete freilich auch einen gewissen Schutz und eine Anerkennung der jüdischen Bevölkerung, die ja nicht aus Venedig ausgewiesen wurde (vd. Corrado Augias, “L’invenzione del ghetto”, in: C. A., I segreti d’Italia: Storie, luoghi, personaggi nel romanzo di una nazione, Milano, RCS Libri 2012, pp. 242-268).