Text und Fotos: Redaktion TiDPress
Nichts Neues am Herd. Zum Glück! So kann man in Italien, besonders anlässlich des 200. Geburtstags von Pellegrino Artusi (1820 – 1911), der in Rom von der Vereinigung „La Tavola Italiana“ in Zusammenarbeit mit der „Stiftung Artusi“ gefeiert wurde, sagen. „Wir möchten die Authentizität der italienischen Lebensmittel auch ins Ausland bringen“, erklärt Stefano Goracci, Vorsitzender von „La Tavola Italiana“, die schon in der Schweiz im Kanton Zug bei Cham ein „Villaggio del Gusto“, also einen Store und ein Bistro mit hochqualitativen italienischen Lebensmitteln, Weinsorten, Olivenöle und Teigwaren, eröffnet hat.
Die Geschichte von Pellegrino Artusi und seines weltbekannten Buchs (eine Sammlung von 790 Rezepten aus ganz Italien) ist höchst aktuell. Wie Professor Ernesto Di Renzo von der römischen Universität „Tor Vergata“ geschrieben hat, stellt sich die Frage: Ist das Kochbuch „Von der Wissenschaft des Kochens und der Kunst des Genießens“ nur ein Longseller oder war es ein Vorläufer eines heutigen Blogs? Tatsächlich, wie auch Marietta Sabatini, Köchin und enge Mitarbeiterin des Feinschmeckers aus Forlimpopoli schrieb, arbeitete Artusi nicht nur am Herd, sondern viel am Schreibtisch, wo er regelmäßig die Briefe der Hausfrauen, die ihm aus ganz Italien ihre geheimen Familienrezepte kenntlich machten, antwortete. „Ich habe versucht, die eingemachten Zwetschgen nach ihrem Rezept vorzubereiten, aber da ich ein Neuling bin, sind sie zu fest geworden. Was habe ich falsch gemacht?“. Diese Zeilen sind ein Beispiel, wie der „Foodblogger des 19. Jahrhunderts“ Pellegrino Artusi seine Kontakte hielt.
„La Tavola Italiana“ hat das Prinzip der „5 A – agricoltura, artigianato, alimentazione, ambiente e arte (Landwirtschaft, Handwerk, Ernährung, Umwelt und Kunst) zusammengestellt. „Praktisch sind es Richtlinien für Produzenten und Verarbeiter, die für Verbraucher auch die Garantie darstellen, dass sie etwas Authentisches und gutes essen“, sagt Goracci. Seine Idee ist, Geschäfte die das „5 A-Prinzip“ befolgen in die Vorstädte zu bringen. Dorthin, wo die kleine „botteghe“ schließen und für den Einkauf nur Supermärkte vorhanden sind. Zu den Projekten gehört die Präsenz der italienischen Leckerbissen im Ausland – in Deutschland demnächst in Köln. Teil der Feierlichkeiten des Artusi-Jahres (bis 2021) sind auch die weitere Realisierung von Videorezepten aus besagtem Kochbuch (auch in englischer Sprache) sowie ein Dokumentarfilms über das Leben des Feinschmeckers. Während des römischen Abends waren auch zwei Schauspieler des Films anwesend, Artusi und die Köchin Marietta, die die Gäste auf eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert mitnahmen. Der sous chef Pasquale Gargano des „Voi Donna Camilla Savelli Hotel“, wo die Feier stattfand, hat einige der originalen Rezepte von Artusi gekocht. „Man muss nur genau befolgen was im Buch geschrieben ist: Die Rezepte sind einfach perfekt!“, erklärte er.