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Dreimal im Jahr wird in Neapel ein Wunder wahr: In der mit Leuten vollgestopften Basilika bewegt der Priester eine Ampulle, in der das Blut des Heiligen Gennaro aufbewahrt ist. Die Gläubigen können vor Aufregung nicht ruhig stehen, und falls das Wunder sich etwas verzögern sollte, kann man schon Schimpfworte hören. Endlich ist es soweit, und das verkrustete Blut ist wieder flüssig geworden.
Das heißt zugleich: Die Stadt ist (wieder einmal) gerettet worden. Was für Neapel eine lange Geschichte des Glaubens ist, hat sich für den Rest der Welt als ein wunderbarer Schatz herausgestellt. Denn im Laufe der Jahrhunderte haben sich Dutzende von Gold- und Silberschmiede, die in den meisten Fälle anonym geblieben sind, damit beschäftigt, dem Heiligen prunkvolle „Geschenke“ anzufertigen.
Die Ausstellung „Il Tesoro di Napoli“ im römischen Palazzo Sciarra der Fondazione Roma ist es zum ersten Mal gelungen, einen Teil dieser Kunstschätze außerhalb der Vesuvstadt auszustellen. Der Gang durch diese unbezahlbaren Objekte (wertvoller als der englische Königsschatz) führt auch durch eine bestimmte Idee des Neapel-Seins. Alle Objekte sind übertrieben groß, und man merkt, dass man mehr auf die Darstellung des (materiellen) Wertes als auf seine Feinheit geachtet hat. „Besser mehr“, scheinen die Künstler gedacht zu haben, um ja nicht aus den Augen des Heiligen zu geraten. Vor der mit große
Edelsteine bestickte Bischofsmütze kann man nur staunen: 3326 Diamanten, 164 Rubinen, 198 Smaragden und „nur“ 2 Granate befinden sich darauf. Eine „Übertreibung“, die dazu geführt hat, dass bei der Ankunft der Objekte auf der Via del Corso, wo sich der Palazzo Sciarra befindet, die Polizei mit Maschinengewehren darauf geachtet hat, dass kein Dieb auf die Idee kommen konnte, sich dem Schatz zu nähern. Den Besuchern ist auch strengstens verboten, die Theke mit der Bischofsmütze zu berühren.
Auch die Kette des Heiligen ist mit übergroße Edelsteine geschmückt: In diesem Falle handelt es sich um ein „Patchwork“-Juwel, das aus verschieden Geschenken, die von Königen und Adeligen interlassen worden sind, zusammengebastelt wurde. Dem Heiligen Gennaro gelang es letztendlich auch, dass Giuseppe Bonaparte, der in ganz Europa für sein Beute-Machen bekannt war, im Jahre 1806 der Stadt nichts wegnahm, sondern dem Schützpatron ein wunderschönes Kreuz aus Diamanten und Smaragden hinterließ.
Info:
Bis 16. Februar 2014: Il Tesoro di Napoli I capolavori del Museo di San Gennaro Fondazione Roma Museo – Palazzo Sciarra Via Marco Minghetti 22 (Via del Corso) www.fondazioneromamuseo.it