Text und Fotos: Elvira D’Ippoliti
10 Uhr – Trinkschokolade nach dem Frühstück
Wenn man in Turin in der Nähe des Bahnhofs Porta Nuova wohnt, kann man leicht das Stadtzentrum erreichen. Auf einer der Straßen, die zur Piazza Castello und zum Königlichen Palast führen, kann man gleich am Morgen eine süße Spezialität kosten. Eine Tasse Schokolade ist in Turin nicht an die Saison gebunden; bei Guido Cobino in der Via Lagrange sitzt man im Freien und programmiert den Tag schokoladenweise.
10 Uhr 30 – Gärten und Innenhöfe: zeitgenössische Kunst als Fremdenführer
Bis 10. November kann man in zehn verschiedenen Palästen und zwei Gärten faszinierende Kunstinstallationen und Skulpturen bewundern. Die Ausstellung „Arti alle corti“ ist der ideale Wegweiser, um die piemontesische Stadt zu erkunden. Man geht auf der schicken Via Carlo Alberto spazieren und begegnet dabei dem Palazzo Birago di Borgaro, dem Palazzo Asinari di San Marzano, dem Palazzo Cisterna und seinem Garten. Jeder Innenhof ist mit der Kreativität eines Künstlers bereichert worden. Im Giardino di Palazzo Cisterna macht man einen kleinen Rundgang, um die Kunstwerke anzuschauen und sich über diese grüne Oase zu freuen. Auch im ehemaligen Sitz des Subalpinen Parlaments, dem Palazzo Carignano, befindet sich eine Installation: ein bunter Zylinder, in dessen Mitte der Mast einer Bushaltestelle steht.
12 Uhr – Pasta mit Phantasie
Handgemachte Pasta, die direkt nach der Bestellung mit der gewünschten Soße gekocht wird. Zamy ist ein nettes Lokal in der Via Carlo Alberto, die eine echte Fundgrube für leckere Pausen ist. Man befindet sich in einer Fußgängerzone, und bei schönem Wetter kann man draußen sitzen. Um sich bei Zamy ein Tisch zu bestellen, braucht man nur die entsprechende Nummer zur Kasse zu bringen.
14 Uhr – Königliche Rast
Wenn man den Innenhof des Königlichen Palastes durchschreitet, kommt man in den Garten. Einige Liegestühle ermöglichen es, eine majestätische Pause einzuplanen. Ungefähr 90 Minuten muss man dem Rundgang durch die dekorierten Räume widmen. „Arte alle corti“ präsentiert im Garten und im Hof imposante Skulpturen von Davide Rivalta, die Büffelkühe und Bären darstellen.
17 Uhr – Kaffee wie damals
Direkt im Innenhof des Königlichen Palastes ist das königliche Kaffeehaus Gerla. Alle Räume sind mit hohen Schränken mit gläsernen Türen bedeckt, wo wertvolles Porzellan und Silberbesteck aufbewahrt werden. Draußen sitzt man gemütlich auf einem Coach bei einem Kaffee (9 – 19 Uhr, montags geschlossen).
18 Uhr – In Richtung Fluss
An der Piazza Castello beginnt die lange Via Po, die auf der Piazza Vittorio Veneto endet. Der Blick ist grandios. Die Brücke über den Fluss Po führt direkt zur Kirche Gran Madre di Dio. Die tempelartige Konstruktion beim Sonnenuntergang zu bewundern, ist noch schöner.
20 Uhr – Die Suche nach dem „pentolino“
In Turin wird die Pizza in einem Töpfchen gebacken und schmeckt hervorragend. Auf vielen Schildern von Restaurants und Pizzerien steht das Wort „pentolino“, wie im apulischen Lokal „Il Trullo“; der Süden in Turin serviert die beste Pizza al pentolino.
Zweiter Tag
10 Uhr – Nicht nur für Kinofans
Die Mole Antonelliana ist ein seltsames Bauwerk aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mit der immensen Kuppel erreicht es die 167 Meter Höhe. Die phantasievollen Besichtigungsrundgänge des Nationalen Kinomuseums sind unvergesslich, wie auch der Panoramaaufzug, der direkt zum Turiner Himmel fährt.
13 Uhr – Einmal klassisch
In eines der historischen Kaffeehäuser Turins, wie in das San Carlo, muss man einfach hineingehen, darf aber nicht als Tourist an der Theke stehen bleiben. Gepolsterte Stühle und Sofas sind da, um sich gemütlich hinzusetzen. Diese ist die einzige Möglichkeit, die Lüster, die vielen Spiegel und das raffinierte Ambiente richtig zu genießen. Ein Malzkaffee am Tisch kostet 3,5 €, und man fühlt sich als Teil der italienischen Geschichte des Geschmacks.
15 Uhr – Eine Stunde (oder mehr) für die antiken Ägypter
Das neu ausgestattete Museo Egizio verteilt an jeden Besucher einen Audioguide. Wenn man die moderne Rolltreppe hinauffährt, bemerkt man gleich jene etwas irre Atmosphäre, in der Groß und Klein den Apparat am Ohr halten und verträumt durch die Säle laufen. Das antike Volk hat viel zu erzählen, und man hat einen engen Kontakt damit, auch wenn man ohne Erklärungen die viele Objekte einer Alltäglichkeit anschaut, die verblüffend modern sind. Im Erdgeschoss befindet sich die Galleria dei Re: hohe Statuen ragen aus der Dunkelheit und bringen ihre ganze Faszination in die Gegenwart. Kleine Bänke – man kann sich auch täuschen und sie als authentisch ansehen – laden zum Verweilen ein: Man kann von der Vision dieser Antike nie genug haben.
18 Uhr – Turins schöne neue Aussichten
Die Bank Intesa Sanpaolo hat Stararchitekt Renzo Piano den Entwurf ihres neuen Sitzes anvertraut. Das Resultat ist ein Wolkenkratzer direkt neben dem Porta Susa-Bahnhof, der sogleich die Anerkennung ArchDaily Building Of The Year 2016 gewonnen hat. Die meisten Etagen sind mit Büros besetzt, aber ganz oben, mit einem verführerischen Blick auf die ganze Stadt und die Berge, kann man einen Aperitif in der Piano35 Lounge Bar genießen. Der Wolkenkratzer ist mit moderner Technologie ausgestattet, um ökologischen Ansprüchen Rechnung zu tragen. Das hochgelegene Gewächshaus ist nur ein Teil eines komplexen, aber funktionierenden Gleichgewichts mit der Natur. Nur eines ist zu beachten: Das Ambiente ist sehr schön und gemütlich, aber falls man Hunger bekommt, kann man nicht eine Etage tiefer gehen, wo sich wohl ein elegantes Restaurant findet. Dieses ist aber bis Ende 2016 am Abend voll ausgebucht. Wer bis dahin in Turin ein Abendessen genießen will, muss wieder auf die Erde herunterkommen.
Info:
www.gerla1927.com/caffetteria-di-palazzo-reale-2/