Text und Fotos: TiDPress
Rom – Im Deportationszug nach Auschwitz war es dunkel und furchtbar laut: Die römische Ausstellung „Zeugen der Zeugen. Auschwitz nicht vergessen und erzählen“ beginnt in einem ähnlichen Waggon. Man steht im Dunkel und hört den Lärm der Eisenbahn und den Wahnsinn der Worte Hitlers und Mussolinis, dazu die vielleicht noch wahnsinnigere Zustimmung der Massen. Wenige Minuten mit großer Wirkung. Die Idee dieser Ausstellung kam von einer Gruppe von Studenten, die vor drei Jahren, wie jedes Jahr, anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus nach Auschwitz gefahren war. Die Gesichter dieser jungen Leute erzählen, warum es grundlegend ist, dass die Erinnerung nie endet und wir alle die Pflicht haben, „Zeugen der Zeugen“ zu werden. Die Bilder dieser Studenten sind die einzige in der Ausstellung, die lebendige Personen darstellen. Die anderen Fotos und Videos dokumentieren Personen, die alle auf grausamste Art ermordet worden sind. Im Lager wurde präzis jeder Gefangene fotografiert: Neben den vielen Bildern stehen Namen, Nationalität, manchmal Religion, wenn bekannt, auch Geburts- und Sterbedatum. Juden sowie Christen, Euthanasieopfer, Sinti und Roma, Kommunisten und Homosexuelle – aus Polen, der Tschechoslowakei, Slowenien, Russland, aber auch Deutsche, Österreicher und Italiener, dazu Menschen aus vielen anderen Ländern: ein Entsetzen, das ganz Europa tief verwundet hat.
Um Zeugen von den Zeugen zu werden, muss man wissen und sehen. Die Gesichter anschauen, die schrecklichen Bilder der Euthanasieopfer betrachten, die Worte der „Lagersprache“ lesen. Einige davon wird man nie wieder vergessen. Jeder Besucher bewegt sich in dieser Ausstellung mit der eigenen Frage: Wie kann es geschehen, dass Menschen andere Menschen so behandeln? Die Gesichter einiger Opfer werden auf Bildschirmen projiziert: die Bilder sind nie scharf, man schaut sie mit tiefer Emotion an. „Wir sind wie die Maschen einer Kette“, erklären die Planer der Ausstellung. „Gerade jetzt, wo man vor dem Unbekannten Angst hat, ist es wichtig nicht zu vergessen, weil unsere Zukunft sich nur aus der Erinnerung entwickeln kann“. Eine Erinnerung, die nie enden darf, und eine Ausstellung, die man unbedingt sehen müsste.
Testimoni dei testimoni. Ricordare e raccontare Auschwitz bis 31. März 2019
Palazzo delle Esposizioni, Rom (bis 24. Februar Eingang: scalinata di Via Milano, 9 A; vom 26. Februar Eingang: Via Nazionale, 194)
Sonntag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag: 10 – 20 Uhr
Freitag und Samstag: 10 – 22.30 Uhr
www.palazzoesposizioni.it
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