Text und Fotos: Lisa Mittelberger
Mailand – Man spiegelt sich in den eleganten Schaufenstern der Via della Spiga in Mailand und fühlt sich, auch ohne einzukaufen, etwas charmanter. Das so genannte „Viereck der Mode“ liegt zwischen dieser engen und intimen Straße, einer Fußgängerzone, und der viel besuchten Via Monte Napoleone, wo Sportwagen mit dröhnenden Motoren vorbeifahren. Überall ist es sehr angenehm spazieren zu gehen, um den echten Charakter der Stadt wiederzufinden. Exzentrisch bekleidete Passanten scheinen direkt aus den Schaufenstern herausgekommen, doch es sind mehr die Damen im klassischen Look und die Herren, die sehr wahrscheinlich gerade aus einem wichtigen Meeting kommen, die Mailand erzählen: eine Stadt, die auf diese Phase der Pandemie reagiert hat und wo man sich unter den hellblauen Himmel amüsieren kann. Das heißt vor allem Schönheit zu erleben und Ideen für daheim und für den Kleiderschrank zu tanken. Bunte Möbel mit kurvenreichen Formen, Taschen, Schuhe, Uhren und Kleider mit mehrfarbigen Motiven: Man erlebt einen Wirbel an Kreativität und Vitalität.
Auch die Schaufenster der Konditorei „Cova“ sind sehr phantasievoll. Das historische Lokal wurde im Jahr 1817 eröffnete und ist eine wahre Schatztruhe mit leckeren Torten, wo man auch unter anderem den Risotto alla milanese mit Safran verkosten kann. Cova gehört zu den schönen Erfahrungen, die man in diesem Stadtteil von Mailand machen kann. Auch eine Tasse Tee, die mit perfektem Stil vom Kellner serviert wird, ist ein Erlebnis. Man sitzt auf gepolsterten, kleinen Sofas, blickt auf den glänzenden Lüster an der Decke und atmet die raffinierte Atmosphäre ein. Auf dem Tisch stimmt alles: Geschirr aus delikatem Porzellan, Stoffserviette, Kekse und silberne Teekannen. Ganzjährig kann man hier den Panettone kosten: Der Teig muss 48 Stunden gehen, bevor er im Ofen seine typische Kuppelform bekommt.
Ein Geschäft wie im Film „Frühstück bei Tiffany“, wo man sich ebenso wohlfühlt, ist die Boutique von Brunello Cucinelli in der Via Monte Napoleone. Wenn sie betritt, auch nur um sich umschauen, wird man mit Freundlichkeit empfangen. Die Direktorin Chiara zeigt gerne das Geschäft, das auf zwei Etagen liegt und sehr groß ist. Im ersten Stock thront ein Tisch: „Hier trinken wir mit den Kunden eine Tasse Kaffee“, erzählt Chiara. „Der Besuch in einem Geschäft muss auch angenehm sein“. Helle Farben der Kleider und der Einrichtung unterstreichen den offenen Charakter der Boutique. Brunello Cucinelli ist auf Kleidungsstücke aus Kaschmirwolle spezialisiert; alles, was man anfasst, ist weich und schön. Von der Glaswand im zweiten Stock blickt auf das gegenüberstehende Gebäude mit der Fassade aus einfachen Backsteinen. Von der Via Monte Napoleone kann man diesen Bau, der zur Kirche San Francesco di Paola gehört, nur schwer bemerken, aber auch in diesem schicken Teil von Mailand sollte man sich nicht von der Äußerlichkeit täuschen lassen: Es gibt viel mehr zu erkunden.