Elvira D’Ippoliti
Belluno – Das Bild der „Madonna Barbarigo“ von Tiziano Vecellio kann man im Palazzo Fulcis bewundern. Diese Leihgabe der Eremitage von Sankt Petersburg befindet sich zur Zeit in diesem Palast des 18. Jahrhunderts. Er ist elegant, mit Stuck dekoriert, ein großer Saal, der wie ein Theater aussieht, mit Fresken an der Decke und einer eleganten Balustrade: Palazzo Fulcis ist der kürzlich restaurierte Sitz des Museums der Stadt Belluno. Kunst zum Ausstellen hatte die Stadt der Dolomiten genug; dieser noble Behälter schenkt den Besuchern seine Schönheit dazu. Um dieses wichtige Ereignis zu feiern, wird bis 1. Mai das Meisterwerk Tizians, die „Madonna Barbarigo“, ausgestellt. Die Eremitage in Sankt Petersburg hat es ermöglicht, dass dieses Bild nach 150 Jahre wieder in Italien zu bewundern ist. Tizian behielt es in seinem Haus in Venedig bis ans Ende seines Lebens. Der Grund dafür könnte sein, dass diese Madonna mit Kind und Maria Magdalena eine Art Wunder der Kunst ist. Neben diesem Bild werden in Belluno auch zwei andere gezeigt: die von Tizian gemalte „Madonna mit Kind und Heiligem Paulus“ (die aus Budapest kommt) und eine Replik, die die Werkstatt Tizians realisiert hat. Man steht aber vor der Madonna Barbarigo und blickt auf ihre Augen. Es gibt Kunstwerke, die lebendig aussehen und tiefe Emotionen vermitteln. Die halbgeschlossenen Augenlidere der Mutter Gottes zeigen ihre Zärtlichkeit, aber auch ihren Kummer: ein Symbol der Liebe aller Mütter. Der Ausdruck des Jesuskindes ist einfach und etwas verärgert. Die Farben der Gewänder leuchten und füllen das Bild mit den Tönen von Blau, Rot und Orange.
Tizian wurde in Pieve di Cadore unweit von Belluno geboren, aber seine Kunst verbreitete sich schnell in ganz Europa, wo sein Schaffen sehr geschätzt wurde. Die intensive Arbeit entfaltete sich auch in seiner Werkstätte, doch um diesen Künstler besser zu verstehen, muss man seinen Geburtsort besuchen. In Belluno gibt die umfangreiche Kollektion, die im Palazzo Fulcis gezeigt wird, den richtigen Impuls, diese Provinz voller Kunstschätze zu erkunden. Die moderne Treppe oder der gläserne Aufzug führen in den verschiedenen Etagen. Die Fußböden und die dazu passenden, mit Stuck verzierten Decken sind meist noch original. Auch die Stucke, die die damaligen Alkoven schmücken, kann man noch sehen. Guglielmo Fulcis heiratete die Gräfin Migazzi De Vaal im Jahre 1776; eine wichtige Restaurierung wurde damals von Architekt Valentino Alpago Novello entworfen. In dieses Museum gehört eine vergangene Eleganz, die tief mit der Gegenwart verbunden ist. Man kann die jüngsten Restaurierungsarbeiten nur loben. Die zehn Abteilungen des Museums enthalten viele Entdeckungen, wie den Holzschnitzer Andrea Brustolon (1662 – 1732) sowie die Renaissance-Künstler der Stadt Belluno und die Maler der Gegenreformation.
Info:
Musei Civici di Belluno Palazzo Fulcis www.mubel.comune.belluno.it