Text und Fotos: Paolo Gianfelici
Bozen – Den Charme und das Geheimnisvolle des Schlosses Sigmundskron, Sitz vom „Messner Mountain Museums Firmian“, entdeckt man bei jedem Schritt. Es handelt sich nicht um die klassische mittelalterliche Bergfestung, die ab der Renaissance in den Wohnsitz einer Adelsfamilie umgebaut und verschönert wurde. Es ist ein riesiges Gelände, umgeben von Mauern mit Gehwegen und Türmen. Die Mauern hüten eine grüne Blumenwiese, die zum verzauberten Berg führt. Hier (wo man nicht steigen kann) befindet sich eine kleine Festung aus dem Jahr 1000 – das Schloss im Schloss – und eine Kirche. Unter dem Steilhang blickt man auf die Etsch und das Bozner Becken; im Hintergrund die Dolomiten, die die Stadt überragen.
Auf der Spitze eines der Türme wurde ein eckiges Fenster geöffnet, das die Gipfel umrahmt: die Dolomiten, die Schlern- und die Rosengartengruppe. Auf der unteren Fensterscheibe sieht man die Silhouetten von zwei Kletterern, die langsam vorankommen. Dieses Bild enthält die Bedeutung der Ausstellung im Schloss und umfasst die Lebenserfahrung seines Schöpfers und Erschaffers, des Bergsteigers, Entdeckers und Schriftstellers Reinhold Messner. „Wenn die Tibeter einen Gipfel oder ein Ziel erreichen, sprechen sie das Wort „Kalité“ (‚immer mit einem langsamen Schritt‘) aus. „Kalité“ ist ein wichtiger Begriff, besonders in den Bergen, wo jeder falsche Schritt den Tod bedeuten kann“, erinnerte sich Messner in einem Interview. „Kalité“ ist aber auch eine Vorstellung der Existenz. Einige Räume des Schlosses sind dem Leben und der Kultur der tibetischen und indischen Bergvölker gewidmet. Eine Gebetsmühle wurde in einer kreisförmigen Höhle platziert, in den Nischen der Wände sind Statuen vom Buddha ausgestellt, jede mit einem verschiedenen Gesichtsausdruck.
Ein Teil des Museums ist den 8000ern gewidmet, den vierzehn Bergen der Erde, die achttausend Höhenmeter übersteigen. Reinhold Messner hat sie alle bestiegen. Während der Museumsvisite folgen uralte, steinerne Wendeltreppen und modernen Treppen aufeinander. Es ist, als ob man auf einen idealen Zauberberg klettern würde. Man blickt fasziniert auf das Bergpanorama, das das Schloss umgibt. Einige Museumsräume schildern alpine Umweltprobleme. Vor allem aber ist das „Messner Mountain Museum Firmian“ den Bergsteigern gewidmet, die ab den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts all ihre physischen und psychischen Energien eingesetzt haben, um die höchsten Berge zu besteigen. Die Ausrüstung, die sie damals hatten, war wirklich spärlich und rudimentär. Sie taten es trotzdem. Leider hat es nicht jeder geschafft, zurückzukehren. An den Wänden einer kleinen Höhle sind ihre Fotos aufgehängt. Der Raum ist Günther Messner, dem jüngeren Bruder von Reinhold gewidmet. Günther wurde beim Abstieg des Nanga Parbat in Pakistan von einer Lawine getroffen.
Der Museumsbesuch ist beendet. Ich gehe an die frische Luft und blicke auf die Wiese und die senkrechte Felswand. Auf der Spitze befinden sich die zerstörten Mauern einer Festung und einer Kirche. Die Straße ist blockiert, der verzauberte Berg muss ein geheimer und unzugänglicher Ort bleiben.
Schloss Sigmundskron wurde international bekannt durch die Protestkundgebung am 17. November 1957, bei der Südtiroler Bürger mit dem Schlachtruf ‚Los von Trient!‘ eine weitreichende Autonomie für die Provinz Bozen forderten. „Messner Mountain Museum Firmian“ im Schloss Sigmundskron ist Teil des „Messner Mountain Museums“. Das Museumsprojekt besteht aus sechs Strukturen an sechs Standorten in Südtirol und Belluno, die den Bergen und dessen Kultur gewidmet sind.
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