Testo e foto: TidPress
Tufo (Avellino) – Ferrante ist ein Name, der direkt aus dem Mittelalter stammen könnte, doch der jetzige Besitzer des Weinguts di Marzo ist in der Gegenwart sehr aktiv. Vieles steht auf seinem Terminkalender: „Es ist nicht leicht in unserem Keller zu arbeiten“, erzählt er, während er seinen Fiat 500 vor dem imposanten Familienpalast aus dem 16. Jahrhundert parkt. Darunter und praktisch unter dem ganzen Dorf Tufo befindet sich sein Keller. Die Visite in dieser versteckten Welt führt durch im Tuffstein ausgehöhlte Korridore, Treppen und Hallen, in denen sich auch die großen Aluminium-Weintanks befinden. Irgendwie kommt man am Schluss des Parcours durch einen Seiteneingang auf eine steile Straße und wieder unter freien Himmel. Neben diesem Eingang befindet sich eine Weinstube, auf die Ferrante zu Recht stolz ist. „Wir organisieren hier Weinproben, aber auch Abendessen, wenn danach gefragt wird“. Garantiert ist eine romantische Atmosphäre, die im Kerzenlicht die Weine noch besser schmecken lässt. „Unsere Familiengeschichte enthält auch den Ortswechsel von Scipione di Marzo, der anno 1647 seinen Heimatort San Paolo Belsito wegen der Pest verließ. Der Legende nach soll er auch eine Pflanze der Weinsorte Asprinio di Nola mitgebracht haben, die hier den Namen Greco di Tufo angenommen hat“. Ferrante unterstreicht es nicht, aber laut Legende wäre Familie di Marzo auch der Urschöpfer des Greco di Tufo. Die Weinproduktion wurde im 19. Jahrhundert von di Marzo mit dem Besitz von Schwefelbergwerke gepaart. Das Gebiet der Irpinia ist rau und gebirgig. „Hier haust der mineralienreiche Greco di Tufo am Besten“: Ferrante lächelt bei der Weinprobe. „Dieser Wein ist wie ein Vollblutpferd“.
Auch das Dorf Tufo ist einen Besuch wert: Die südliche Atmosphäre – Neapel befindet sich nur knapp eine Autostunde entfernt – spürt man hier auf eine sanftere Art. „Die Leute sind freundlich und gastlich“, erklärt Ferrante, der seinen Aufenthalt in Paris unterbrochen hat, um das Verhältnis mit den Wurzeln seiner Heimat wieder aufzunehmen. „Hier finde ich das wahre Italien wieder: Ein Land, in dem hart gearbeitet wird und wo die Traditionen noch an erster Stelle stehen“. Am Sonntag pflegt man hier zum Beispiel mit der ganzen Familie in einer Trattoria essen zu gehen. In der Nähe von Tufo isst man im „Il Nocciolo“ die typischen Gerichte des Gebietes. Einfache, aber hervorragend schmeckende Gemüsegerichte wie „rape e patate“ (Rüben und Kartoffeln), „verza stufata“ (geschmorter Wirsingkohl) und „scarola e fagioli“ (wilder Lattich und Bohnen). In der Vorweihnachtszeit werden im Essig eingelegten Paprika mit altbackenem Brot und Sardellen gefüllt. In der Trattoria sind alle ziemlich laut und genießen es. Nach dem Essen will Ferrante mir noch die frühchristliche Basilika der Annunziata zeigen. In der einfachen Kirche befinden sich Fresken, die die Urgeschichte des Christentums in Irpinia gut zum Vorschein bringen. Der perfekte Tag in der Irpinia kann neben Kultur und Genuss auch eine schöne Wanderung durch die Weinberge umfassen. Der wahre Wein Italiens zeigt hier seinen harmonischen und malerischen Aspekt.
Info:
Man kann bei den Cantine di Marzo Besichtigungen und Weinproben reservieren.
Azienda Agricola di Marzo
Via Gaetano di Marzo 2 – Tufo (Avellino)
Eine Vielfalt von Informationen über die Weine der Irpinia findet man auf www.taurasivendemmia.it