Text und Fotos: Elvira D’Ippoliti
Guadagnolo – Zwei halbwüchsige Geschwister steigen die Heilige Treppe des Wallfahrtsorts der Mentorella hinauf; er liegt unweit von Guadagnolo in den Prenestinischen Bergen, 52 Kilometer von Rom entfernt. Die Eltern folgen ein paar Stufen tiefer. Oben, auf einer spröden Felsenwand, befindet sich eine kleine Glocke, die, laut Aufschrift, nur überzeugte Katholiken erklingen lassen dürfen. Der Klang stört aber keineswegs die mystische Atmosphäre dieses Ortes. In der kleinen Kirche wird gerade der Rosenkranz gebetet, und ein junger Mann sitzt auf dem Felsen und schaut in die Weite. Dieses uralte Heiligtum liegt wie ein Adlernest über der Tiefe der umliegenden Landschaft. Die Straße dorthin endet vor einen Eisentor. Es handelt sich um das älteste christliche Heiligtum Italiens. Es war zuerst dem heiligen Eustachius geweiht, der zu Zeit von Kaiser Trajan ein Bekehrungserlebnis hatte, später der Gottesmutter. Hier spürt man eine innere Ruhe, die spontan zum Beten (jeden auf seine Art) einlädt. Das Kirchlein wird von polnischen Resurrektionisten-Patres betreut: Es beeindruckt nicht mit seinen Kunstschätze, aber wohl mit seiner Atmosphäre.
Etwas oberhalb der Mentorella liegt Guadagnolo, das höchste Dorf der Provinz Rom. Die Luft ist erholsam frisch, auch wenn das Thermometer in der Ewigen Stadt 40 Grad erreicht. Man sitzt im Freien auf der Terrasse des Restaurants „Da Romano“ und blickt auf das Panorama. Dabei isst man Gerichte, die in der Hitze nicht denkbar sind, wie eine schmackhafte Scamorza mit Steinpilzen. Die Prenestinische Berge eignen sich auch im Herbst für schöne Wanderungen.
Dieses unbekannte Latium ist reich an angenehmen Überraschungen. Etwas abgelegen vom Dorf Sambuci befindet sich beispielweise das wunderschöne Schloss Theodoli. Eine Fassade wurde im Renaissance-Stil umgebaut, man bewundert sie aus dem davorstehenden kleinen Park, der gut gepflegt ist und seltsamerweise nicht viel besucht wird. Sambuci erreicht man mit der Autobahn leicht und schnell aus Rom. Wer verschiedene Kurven noch weiter bergauf fahren möchte, kann auch bis nach Saracinesco kommen. Das winzige Dorf besteht eher aus neuen Häusern, aber ein schöner Wanderweg startet von einem Parkplatz und führt in eine ruhige, bildhübsche Berglandschaft.
Info:
Wallfahrtsort der Mentorella