Text und Fotos: TiDPress
Padua – Der sogenannte Sotto Salone, zwei Korridore, die sich unter dem imposanten Saal des Palazzo della Ragione im Zentrum von Padua befinden, kann als erstes Beispiel eines Shopping Centers angesehen werden. Der riesengroße Saal mit schönen Fresken und einer gewölbten Holzdecke wurde im Jahre 1218 gebaut, kam 1306 aber auf seine imposante Höhe von 27 Meter. Darunter lebt eine Welt voller Farben, Geschmack und Qualität. „Bei uns gilt nicht das Prinzip der Konkurrenz“, erklärt Paolo Martin, Präsident des Konsortiums „Sotto Salone“, das alle Läden (fast alle verkaufen Lebensmittel) umfasst, „für uns ist der Käufer wichtig. Jedes Geschäft konzentriert sich auf die eigene Qualität“. Im Sotto Salone einzukaufen ist eine Garantie, die die Paduaner sehr schätzen. Und die Touristen? Da es offenbar schwer ist, ein gutes Stück Fleisch beim Spazierengehen zu verzehren, muss man deshalb nicht glauben, ein Besuch im Sotto Salone sei nur eine angenehme Überraschung für die Augen.
Cristina ist eine energische Dame mit kurzem Haar. Auf ihrer Schürze lautet die Schrift: Künstler des Vegetarisches. Der Laden ist voller Farben von frischem Obst, Gemüse und Küchengeräten, die von der Decke hängen. In kleinen Plastikbehältern kann hier eine perfekte Mittagspause für unterwegs kaufen. Salate, Gemüse-Frikadellen, Obstsalate, vegetarisches Sushi, alles ist mit viel Professionalität ausgedacht, um ein ausgeglichenes Mal anzubieten. In ihrer Rührung kann Cristina kaum ihre Leidenschaft erklären, aber ihre Kreativität mit Obst und Gemüse spricht für sich und kennt keine Grenzen. „Ich organisiere oft Kinderfeste; anstatt der erwarteten Chips essen die Kleinen meine Rezepte mit großer Freude“. Schon deshalb, in einer Gesellschaft, wo die Kinder oft mit Hamburgers feiern, kann die Intiative von Cristina als eine kleine, aber wichtige „grüne Revolution“ angesehen werden. Als Tourist schmeckt man die ganze Frische ihrer Gerichte beim Flanieren auf der schönen Piazza delle Erbe oder der nebenstehenden Piazza dei Signori.
Beide Plätze sind auch voller Kaffeehäuser und echter Street Food Stände, wie der bekannten „La Folperia“, wo man am Nachmittag exzellente Fischgerichte im jungen Ambiente kosten kann. Die Spezialität, die man unter dem erkennbaren, roten Sonnenschirm auf der Piazza delle Erbe serviert, sind gekochte Moschuspolypen, die folpetti, die diesem Street Food den Namen geben. Die Piazza delle Erbe ist morgens ein Markt voller Leben. Ich halte zusammen mit Dr. Claudio Frasson, einem Arzt, der sich auf die Mikronährstoff-Diät spezialisiert hat, vor dem Stand, der alle möglichen Bohnen- und Getreidesorten anbietet. „Die Mikronährstoffen sind essentielle Faktoren, die zur Aufrechterhaltung von Stoffwechselfunktionen dienen“, erklärt er zunächst. „Viel zu wenig achtet man beim Essen darauf. Aber hier findet man eine gut ausgeglichene Mischung“. Ich schaue auf die kleinen Schachteln, die eine solch kostbare Nahrung enthalten, und bin immer mehr überzeugt, dass Padua, wo einst Galileo Galilei gelebt und gelehrt hat, noch sehr viel zum Thema Lebensmittel und Gastronomie zu erzählen hat. In der bekannten Universität wurde auch eine Einkaufliste von Galilei vorgefunden, wo er das exakte Gewicht der verschiedenen Fleischsorten, die als Suppenfleisch notwendig sind, aufgelistet hatte. Zum Einkaufen hatte er sicherlich keine Zeit, aber das gesunde Essen musste auch für ihn (und insbesondere für uns) eine Priorität sein.
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